Am Ende der Seitenwege, nur fünf Minuten

Ausstellung mit Neustadtillustrationen von Anne Ibelings in Büchers Best:

Drinnen: Christiane Guhr. Draußen: Anne Ibelings

Eines Tages kam sie herein in den Laden. Sie sagte, sie käme aus Bielefeld, was ja nun – irgendwie – goar ni geht. Dann stellte sie sich hin und begann zu zeichnen.

So merkwürdig, so schrill können wunderbare Freundschaften beginnen. Die zwischen der Zeichnerin Anne Ibelings und dem Buchhändler Jörg Stübing beispielsweise. Die Zeichnung des Stübingschen Ladens Büchers Best, den es seit 13 Jahren in der Dresdner Neustadt in der Louisenstraße 37 gibt und der vor ein paar Wochen ausgezeichnet wurde als Preisträger des Deutschen Buchhandlungspreises 2015, diese Zeichnung also war nicht die einzige der Künstlerin. Sie trieb das Spielchen so mit einigen Läden – und das war auch gut so, denn auf die Art und Weise kam (2009 war das) ein wunderhübsches Büchlein zustande. Seitenwege hieß es, und es ist ausverkauft. Nix geht mehr.

Jörg Stübings (links), Anne Ibelings (daneben) und die Gäste (Auswahl)So gesehen ist das, was da jetzt bei Büchers Best passierte, ja völlig untypisch – so antizyklisch wie der ganze Laden: Es gibt nämlich eine Ausstellung mit Bildern der Künstlerin und kein passendes Buch dazu. Die Bilder hängen weit oben an der Wand über den Buchregalen, man muss gehörig den Hals recken. Operngängerinnen könnten ihr Opernglas mitbringen, um besser zu sehen. Bei der Vernissage am vergangenen Montag bedauerte dann auch mehr als eine Kundin den Zustand des ausverkauften nicht lieferbaren Buches. Aber Jörg Stübing, als Buchempfehler und -verkäufer selbstredend auch ein Bedauerer, ließ sich zumindest diese zwei Sätze zum Thema entlocken: „Gibt es nen Nachfolger? Man wird sehen.“

Draußen vor der Tür: Anne IbelingsAnschließend hätte es ja „die klassische Vernissage, wo alle zusammen stehen und sich versichern wie toll alles ist“ (Stübing) werden können, aber davor war erst einmal eine Performance angesagt. Zusammen mit Christiane Guhr ist Anne Ibelings nämlich Pappschattira und macht nachvollziehbar schöne verrückte Dinge. Während der Vernissage stand die Anne draußen vor der Tür und zeichnete assoziativ nach Wortfetzen von Dialogen, die ihr die Christiane aus dem abgedunkelten, mollig warmen Inneren von Büchers Best per Mikro und Lautsprecher nach draußen übertrug.

Eine zweite, nicht im offiziellen Programm genannte, Live-Performance faszinierte mich allerdings fast noch mehr. Während im offiziellen Teil zu den Worten „der erste Kuss“ die entsprechende Visualisierung zu bewundern war, mümmelte drinnen im ansonsten mucksmäuschenstillen und abgedunkelten Raum ein Wesen Salzstangen. Das Schnurpseln der Salzstangen fiel allen im Umkreis von fünf Metern auf – nur Miss Schnurpsel nicht, sie langte zu und langte zu und langte zu. krch krch krch

Small Talk & SmokingNach der Fensterscheibenperformance „Extrakt des Lebens“ vom Pappschattira Schaukastentheater war dann die Ausstellung „Zu Fuß fünf Minuten“ – Neustadtillustrationen von Anne Ibelings wirklich eröffnet. Aber keiner ging, um im Umkreis von fünf Minuten die anderen Geschäfte aufzuspüren. Schließlich folgte nun der gemütliche Teil, wo alle zusammen standen und sich versicherten wie toll alles ist.

Büchers Best
Louisenstr. 37
01099 Dresden

TelFax: 0351 8015087
www.buechersbest.de/

Öffnungszeiten:
Montag: 12-20 Uhr
Dienstag-Freitag: 11-20 Uhr
Samstag: 10-16 Uhr

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