Die Pearlettes rockten das Palais

Palais Revue im Festsaal des "Kurländer Palais" vom 22.11.2019 – 05.01.2020

Palais Revue 2019

In der Liebe gilt das siebte Jahr ja gerne als das verflixte. Cineasten denken an Marylin Monroe, unglücklich Beteiligte – ach, lassen wir das. Denn wir sitzen ja, in freudiger Erwartung der ersten Entenkeule der diesjährigen Dinnershow-Saison, bei der Palais Revue und lassen uns von Fräulein Elli, Fräulein Clara und Fräulein Shaudee küssen. Allerdings nur so als Luftikuss und vom Programmheft her, also nicht so – ach, lassen wir das.

Palais-Revue 19 MenüDas Ambiente ist, wie der Namensbestandteil Palais vermuten lässt, gediegen. Der Festsaal im Kurländer Palais ist nicht übermäßig groß, so dass eine angenehm heimelige Atmosphäre entsteht (an der die Leuchter auf den Tischen durchaus ihren Anteil haben). Der in Fachkreisen auch gerne Ohnmachtshappen genannte Brotteller (offiziell heißt das: Dips | Brotdisplay – Hausgebackene Mundbrötchen | Café-de-Paris-Butter | Kräuter-Käsecreme | Apfel- Entenschmalz) ist auch schon eingedeckt, das Amuse Bouche (Kalbspraline | getrüffelte Kartoffel | Portweinlack | Kresse | Waldpilz-Essenz | Tramezzini | Morchel | Grünkohl) praktischerweise auch. Der Service ist so charmant wie schnell und bringt Wasser, Wein, Pils oder Cocktails: das perfekte Setting für eine Weihnachtsfeier oder auch einfach nur einen entspannten Abend.

Licht aus, Spot an: da sind auch schon alle auf der Bühne, die den Abend gestalten werden und bringen von Anfang an gehörig Schwung in die Bude – pardon: den Festsaal. „A Crazy Little Thing Called Love“ zeigte gleich in mehrerlei Hinsicht, wo die Reise hingeht an diesem Abend: Liebe sollte das Thema sein, fetziger Rock die Musik bestimmen. (Bei der Gelegenheit: der Song aus dem Jahr 1980 ist ja vom jungen Freddy Mercury – das offizielle Video macht Spaß!)

Rashid Daniel SidgiWas dann folgte, war dann freilich das Parallelsetting des Abends. Eine langatmige und überhaupt nicht schlüssige Geschichte wurde da aufgebaut, und wären wir in der Rocky Horror Picture Show gewesen, hätten Kenner sicher ein kräftiges „Boring!“ gen Bühne geschmettert. Rashid Daniel Sidgi, angepriesen als Botschafter der Liebe und staatlich anerkannter Herzensbrecher, machte den Eindruck, als wolle er die fetzige Stimmung nach dem Startsong auf festliches Mittelmaß deckeln. Um ihn selbst einmal zu zitieren: „Jetzt ist schwer weiter zu machen nach so einer misslungenen Moderation.“

The PearlettesFür ihn (laut Drehbuch, zumindest) vielleicht, aber doch nicht für die Pearlettes und ihre musikalische Versöhnung mit dem Candyman (Sammy Davis, 1972) und One Fine Day (The Chiffons, 1963). Die drei ausgebildeten Sängerinnen tragen bevorzugt rot, die Kleider sind auf schwungvolle Drehungen geschnitten, obenrum ist’s zur Freude vieler Zuschauer (auch noch in diesen schweren Zeiten, wo man nie weiß, wie tief und eindringlich man das Dekolleté studieren darf) etwas knapp geschnitten. Die Pearlettes bringen mit ihrem Satzgesang und ihrem Tanz und ihrem sexy Outfit frische Stimmung in den Saal!

Milko BräuerUnd auch Illusionist Milko Bräuer sorgte für offene Münder, weil er eine Flasche Schampus aus einem frisch aufgeblasenen Ballon zu holen vermag und sowieso immer genug Rosen und später andere Blumen aus dem Nichts zaubert. Die Sache mit dem Puzzle im Rahmen, dem zwei Teile hinzugefügt werden, ohne es größer werden zu lassen, war ja schon fast philosophisch-besinnlich – aber wer Mathematiker oder Physiker am Tisch hatte, hatte für den Abend sicher das Gesprächsthema gefunden. Alle Zauberei ist nämlich – ach, lassen wir das!

Rashid Daniel Sidgi – Foto: Michael Schmidt – www.schmidt.fm

Bei der Suppe nach diesem Unterhaltungsblock (Maronencreme | Quittenragout | Rote-Beete-Schaum) zeigte sich, wie schwer das Leben wirklich zu beurteilen ist. Meine charmante Tischnachbarin zur Rechten war, was den Moderator betrifft, der gleichen Meinung wie ich. Meine charmante Tischnachbarin zur Linken (bei einer Dinnershow sind alle Nachbarn (m/w/d) charmant!) hingegen fand ihn eher toll. Und weil die Andersmeinende Kaddi Cutz war, die als Poetry Slammerin und unter anderem auch Redakteurin ja eh was schreiben wollte über den Abend (steht am Montag in den DNN), bat ich sie – ohne Kenntnis meines Beitrags, aber natürlich meiner Meinung – um einen Gegenabsatz. Der kam dann auch per E-Mail:

„Sicher wirkt manches doch sehr aufgesetzt, jedoch hat Raschid durchaus ein großes Talent für das Komische, immer dann, wenn er nicht so sehr tun muss als ob. Der Kampf mit dem Mikro und der inneren Schaltzentrale ist originell und unterhaltsam anzusehen und auch die Balztipps haben Witz und Charme. Ein Moderator mit buchstäblich vielen Gesichtern, dem wie der ganzen Show ein wenig weniger Klischeereiterei aber ganz gut stehen würde.“

Ist doch schön, dass man auch mit durchaus unterschiedlichen Meinungen gemeinsam unverletzt durch den Abend kommt, oder?

Lena & SvenWie kann man sich nur so hängen lassen? Das ist jetzt eine echte Frage und kein böser Schlenker, aber was das Artistenpaar Lena & Sven zeigte, war schon bemerkenswert und auch schön anzusehen. Mit Sven endlich auch mal was für die Frauen („Hingucken ist erlaubt!“, erfuhr ich von der einen Tischnachbarin), mit Lena sowieso ein Hingucker und dann auch noch eine atemberaubend anmutige Show. Die beiden zeigen in der Luft ja mehr Haltung als mancheiner am Boden!

Finale Palais-RevueUnd immer wieder begeisterten die Pearlettes! Eigentlich hätte es mir gereicht, wenn es in dieser Palais Revue überhaupt gar keine Geschichte gegeben hätte, sondern einfach nur – Musik! Und Essen (Hauptgang: Glasierte Barbarie-Entenkeule | Weihnachtsjus | Kartoffelklöße im Crunch | Apfelrotkohl) und vielleicht noch ein wenig Kribbel mit den Artisten. Wenn es nur Musik gegeben hätte, dann sogar vielleicht auch mit Rashid Daniel Sidgi, denn sowohl beim ersten wie auch beim letzten Song stand er singend und spielend mit auf der Bühne. Und zwar so, dass ich nicht einmal mit der Kaddi links neben mir beim Dessert (Mocca Cube | Blattgold | Grünes Granité | Kirsch-Espuma | Birnenkonfit) über ihn streiten musste!

Palais Revue
Festsaal des „Kurländer Palais“, Tzschirnerplatz 3-5, 01067 Dresden
www.palais-revue.de

Spielzeit: 22.11.2019 – 05.01.2020, genaue Termine auf der Webseite

Karten je nach Kategorie und Wochentag 68,50 € – 88,50 €.

[Wir waren zu Gast bei der Premiere am 22. November 2018 – auf Einladung mit Pressekarte.]
Unser Vorbericht mit Zusatzinformationen

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