Musik verbindet ihre Bildwelten

Galerie im Kastenmeiers: Roland Beier und Anke Amani zeigen „Rückenwind“

Anke Amani, La Suza, Roland Beier

Was haben Scott McKenzie, Keith West, The Crazy World of Arthur Brown, Zager and Evans, Ralph McTell und Roland Beier gemeinsam? – Ganz einfach: sie landeten One-Hit-Wonder! Die ersten fünf als Musiker mit San Francisco, Excerpt From A Teenage Opera, Fire, In the Year 2525 und Streets of London, der letztgenannte mit einer Karikatur. Ach was, nicht mit irgendeiner, sondern mit der „schönsten Marx-Karikatur aller Zeiten“ (Karlen Vesper im Neuen Deutschland).

Beier signiert resignierten MarxDie One-Hit-Karikatur ist natürlich mit ausgestellt im Kastenmeiers, aber der resigniert und sich quasi achselzuckend entschuldigende Karl Marx ist in die Jahre gekommen. Im Januar 1990 hatte Roland Beier die Idee, Marx so zu zeigen und ihn sagen zu lassen: Tut mir leid Jungs ! War halt nur so ’ne Idee von mir... Aber von der politischen Karikatur ist er (Beier, Marx ja sowieso) schon lange weg: „Als ein netter Journalist schrieb, dass so eine große Idee sein kleines Atelier nie wieder verlassen hat, da wendete ich mich von der politischen Karikatur ab!“ erzählte Beier lachend auf der Vernissage im Kastenmeiers. Aber ohne den Marx aus dem Leben zu bannen: zum Ende der Veranstaltung signierte er Poster vom resignierten Marx…

Geblieben ist der eine Hit, geblieben ist auch der Cartoonist und Illustrator, der bereits über 200 Schulbücher illustriert hat. Aber seine Liebe seien die Bilder, erzählt Beier. Und, nach einer Reise nach Japan, das Porzellan. Dort holte er sich den Porzellanvirus – der nicht ansteckt, aber schon von August dem Starken als Maladie de Porcelain bezeichnet wurde. Bei August wars das Sammeln, bei Beier das Experimentieren mit dem Material. Mit der Dresdner Künstlerin La Suza hatte er Vasen gemeinsam bemalt – sie die eine, er die andere Seite. Jeder durfte bei dem/der anderen reinmalen – „das muss man erst mal aushalten!“, meinte Roland Beier.

Roland Beier KunstwerkeWer genau zuhört, wenn der Künstler humorvoll und kurzweilig erzählt, lernt zu differenzieren: was bei der künstlerischen Zusammenarbeit mit La Suza irgendwie klappte, war bei und mit seiner Partnerin und Muse Anke Amani aus Berlin, mit der Beier seit zwei Jahren die gleiche Leidenschaft teilt („Kunst denken, fühlen, machen und leben“) offensichtlich nicht so leicht zu machen. „Sieben florale Fotos und zwei große Bilder sowie eine Materialcollage steuert Anke Amani zur Ausstellung bei“, erläuterte Beier und ergänzte: „Gemeinsame Bilder haben wir auch schon versucht, aber…“ (und dann verliert das Ende des Satzes sich irgendwie). Getrennt scheint’s bei der Kunst besser zu funktionieren – obwohl es nicht nur privat, sondern auch in der Kunst Gemeinsamkeiten gibt: die Musik verbindet die Bildwelten von Roland Beier und Anke Amani.

Von Vivaldi, Brahms und Cage angeregt, werden Alltagsmaterialien mit Farbpigmenten kombiniert, wird flauschige Wolle ebenso wie Sackleinen und Sandpapier in die Bildfindung einbezogen. Gearbeitet wird immer auf rauer, strukturierter Sandspachtelmasse, als Anregung dienen interessante Strukturen oder auch florale Elemente – entdeckt auf gemeinsamen Reisen in Städten oder in der Natur.

Ulrich Maria KellnerMusik auch bei der Vernissage: Ulrich Maria Kellner („er komponiert seit Jahren zu meinen Bildern – oder ich male nach seinen Noten“) spielte eine fast zehnminütige Eigenkomposition zum Giverny-Zyklus. Das ist ein vierteiliges Werk, inspiriert durch eine Reise der beiden Künstler zu Monets Heimat. Haus, Blumengärten und Seerosenteichparadies hatten es Roland Beier angetan, aus den vielfältigen Eindrücken entstand der vierteilige Zyklus (2019, 100x400x4 cm; Acrylfarben, Sandspachtelmasse auf Leinwand; Einzelpreis 1.500 €).

Die Ausstellung ist noch bis zum 9. April 2020 im Kastenmeiers zu sehen. Zehn Prozent des Verkaufserlöses spenden die Künstler dem Dresdner Verein Aufwind.

Rückenwind
Ausstellung von Roland Beier und Anke Amani in der Galerie im Kastenmeiers vom 28. Februar – 9. April 2020
Kastenmeiers – das Fischrestaurant im Taschenbergpalais
Taschenberg 3
01067 Dresden

Tel. +49 351 48484801
www.kastenmeiers.de

Roland Beier im Netz: www.rolandbeiergrafik.de

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