[2002]
Wären wir doch bloß auf die „Radlerterrasse“ gegangen – da gibt’s die bei Radlern zu recht so beliebten Würstchen, an denen man nichts falsch machen kann. Aber nein, wir wollten ja partout nicht nur den Sonnenuntergang, sondern auch den Fisch genießen. Daraus sollte so recht nichts werden, wozu Küche und Service gleichermaßen beitrugen.
Dabei hatte es sich ganz gut angelassen. Das „Matjesfilet aus dem Aalrauch mit Prinzessbohnensalat und Kartoffel-Zwiebel-Vinaigrette“, das mit Bratkartoffeln als Hauptgericht auf der Karte steht und als „Spezialität des Hauses“ angepriesen wird, ließ sich problemlos unter Verzicht auf die Bratkartoffeln in eine Vorspeise wandeln. Ob die Spezialität aber wirklich gut ausgedacht ist? Der Aalrauch, so köstlich er ist, war doch reichlich dominant, vom zarten Matjes blieb nichts Eigenständiges. Gut hingegen die „Gabel-Rollmöpse klassisch an Schnittlauchsauercreme, Salatsträußchen und Brot“. Verheerend empfanden wir hingegen die Bedienung, die von der Sorte „kumpelhaft“ war und überhaupt keine Probleme hatte, sich in unser Tischgespräch einzumischen und uns obendrein mit so netten Floskeln wie „Na die Herren, nach den ersten Happen: Schmeckt’s denn?“ sehr jovial kam.
Die Antwort blieb uns glücklicherweise im Halse stecken, denn das „Victoriabarschfilet in Tempurateig mit Limettensauce“ hatte zuvor (als wir noch unter uns waren) bereits das Etikett „Kirmesfisch“ bekommen: Man roch die Fritteuse und fand darunter einen eher faden Fisch vor. Das Wolfsbarschfilet erlitt unter der Bärlauchkruste (in Wirklichkeit eine erschlagende Masse Kartoffelpüree mit einem Hauch Bärlauch) ein ähnliches Schicksal, und die dazu annoncierten „Gemüsestreifen“ kamen uns vor wie frisch aus dem Glas getropftes „Chinesisches Gemüse“…
[2001]
Verlässt man die A4 in Dresden Altstadt und fährt Richtung Zentrum, so erreicht man nach drei Kilometern den Stadthafen an der Elbe. Im ehemaligen Kantinengebäude der Hafenarbeiter hat sich das „Fischhaus Alberthafen“ etabliert. Es ist groß, aber nicht ungemütlich, allenfalls ein wenig laut, wenn alle ca. 200 Plätze belegt sind.
Im Angebot sind die bekannten edlen Fische aus aller Herren Meere (durchweg ordentlich, aber keineswegs aufregend zubereitet) sowie besonders Empfehlenswertes aus den Fischteichen der Umgebung – und das ist mit Aalen, Karpfen, Forellen oder Wels allemal einen Abstecher wert. Zumal die Bratkartoffeln zum „Aal grün“ in Dresden ihres Gleichen suchen. Schade nur, dass der Weg von der (offenen) Küche im Erdgeschoss bis zum Tisch auf der Empore zu stark abkühlenden Einfluss hat.
Der Service ist, wenn viel Betrieb ist, schnell überfordert und fordert wortlos zum aktiven Mittun auf: Der Erste am Tisch reicht Karten und Gläser weiter. Die Weinkarte verzeichnet auch Sächsisches, aber wie fast immer sind die teurer als wirklich Gute aus den anderen Anbaugebieten der Welt.
Fischhaus Alberthafen
Magdeburger Str. 58
01067 Dresden
Tel 03 51 / 4 98 21 10
www.fischhaus-alberthafen.de
Geöffnet:
Montag bis Freitag 12 – 15 Uhr und 18 – 23.30 Uhr
Samstag 12 – 24 Uhr
Sonntag 12 – 22 Uhr
Recherche-Beitrag für „Der Feinschmecker“ · Stand 06/2002
Hinterlasse jetzt einen Kommentar