Gasthaus Oberschänke

Kochsternstundenmenü in der Oberschänke

Verzeihn Sie, mein Herr,
Fährt dieser Zug nach Kötzschenbroda?
Er schafft’s vielleicht,
Wenn’s mit der Kohle noch reicht.

Kötzschenbroda-Express

Altkötzschenbroda! Mein Lieblings-Anger in der Gegend, schon weil der Name so toll ist und Bully Buhlan den Ort 1946 in seinem Swing verewigte (1983 machte Udo Lindenberg dann den Sonderzug nach Pankow daraus). Der ganze Ort ist liebreizendst restauriert und insgesamt eine veritable Kneipenmeile. Ganz am Ende (oder, wenn man von eben da kommt: ganz am Anfang) gibt es neben der Friedenskirche das Gasthaus Oberschänke. Das klingt so richtig altbacken – und ist das genaue Gegenteil!

Wir erlebten einen sehr herzlichen und fröhlichen Abend – mit einer Bedienung, die bestens drauf war, sich um unser Wohl(ergehen) kümmerte und auch im Stress noch Zeit für beschwingte Unterhaltung fand. So haben wir das gerne (und wünschen es uns auch andernorts!). Unser Viergang-Menü im Rahmen der Kochsternstunden kam erstaunlich flink – wir hatten den Eindruck, dass andere Gäste, die á la carte bestellt hatten, länger warten mussten. Allerdings schienen die auch entspannt und gelassen, so dass der Eindruck auch trügen kann. Wartezeiten sind ja per se auch nichts Schlimmes, schon gar nicht, wenn wirklich frisch gekocht wird.

Und frisch zubereitet ist es in der Oberschänke! Unsere Vorspeise von Garnele, Wachtel und Ziegenkäse war ein klar arrangiertes Trio mit vielen Geschmacksexplosiönchen, die Freude bereiteten. Dazu gab’s dann übrigens einen halbtrockenen Riesling (2010 feinherb von Josef Rosch).

Schön kräftig schmeckte das Filet vom Seesaibling mit Kartoffelkruste, Borschtschgraupen und Parmesanschaum (der separat auch nachgereicht wurde, was uns gut zupass kam 😉  ) – und einmal mehr durften wir entdecken, dass Graupen durchaus köstlich schmecken können. Auch Rote Bete (im Gemüsebett unterm Fisch) sind viel besser als ihr Ruf, wenn man sie denn richtig zubereitet. Es machte „hhmmm“ und „hhhhmmmmm“ am Tisch, wozu ein apulischer 2009 Chardonnay (!) von Tormaresca durchaus beitrug (und wir etwas entsetzt feststellen mussten, das Weingut bei unserem Besuch in Apulien verpasst zu haben)!

Eigentlich waren wir ja hauptsächlich wegen der Geschmorten Kalbsbäckchen, Osso Buco Gemüse & Kartoffeltörtchen nach Altkötzschenbroda gefahren – eine Weltreise, wenn man im Süden Dresdens wohnt ;-). Aber es hat sich gelohnt! Die Kalbsbäckchen butterzart – sie zerfielen vor Scham, wenn man sie nur ansah. Aber sie waren keineswegs trocken! Das Gemüse unterm Bäckchen fein abgeschmeckt, der Broccoli bissfest – nur das Kartoffeltörtchen vielleicht ein wenig zu trocken und käselastig (aber wenn man’s mag…). Auch hier wurde in einer Sauciere was zum Ditschen nachgereicht: Das mag zwar nicht die feine Küche sein, aber die leckere ist es! (Die Weinempfehlung, ein 2010 Merlot von Torres, war mir ein wenig zu grantig für das feine Bäckchen. Aber das haben wir unter „Geschmackssache“ verbucht).

Zum Dessert gab es ein Arrangement köstlicher Süßigkeiten – ein nett arrangierter Mix aus weißem Tobleronemousse auf Rhabarberkompott, Rote-Grütze- und Granatapfeleis, Rhabarbermuffin und einer Obstgarnitur. Und eigentlich noch ein Birnen-Lavendel-Sorbet, denn das gab’s als zusätzlichen Gruß aus der Küche vor dem Dessert! Taylor’s 2004 Vintage Port erwies sich als durchaus passender Begleiter zu den hausgemachten Süßigkeiten…

Gasthaus Oberschänke 
Altkötzschenbroda 39
01445 Radebeul

Tel.: 0351 / 838 88 13
www.oberschaenke.de

Geöffnet:
Montag bis Freitag ab 17.00 Uhr Samstag, Sonntag und Feiertags ab 12.00 Uhr

[Besucht am 28. März 2012 | Lage | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

Das Lied vom Zug nach Kötzschenbroda in einer, hm, sagen wir: gewöhnungsbedürftigen Fassung

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