Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht. Es dauert etwas, bis die Fotos wieder hier erschienen – sorry.
Ein Restaurant, das Fischmarkt heißt, klingt wie ganz nach meinem Geschmack. Im „Rybi Trh“ (jaja, im Tschechischen kommt man ohne Vokale aus, manchmal. Also: Trh = Mrkt) kamen wir da voll auf unsere Kosten. Wobei das mit den Kosten durchaus doppeldeutig zu verstehen ist, denn es gibt in Prag durchaus weniger preisintensive Lokalitäten.
Das Restaurant liegt im Ungelt-Viertel. Ungelt ist ein schönes Wort, denkt man an Unkosten, Unwetter und andere vergleichbare Wort(un)schöpfungen. Hier waren es die Jungs vom Zoll, die im 14. und 15. Jahrhundert ihr Geld haben wollten – irgendwie für die meisten eher Ungeld, oder? Einen Fischmarkt gab es damals auch hier, die Bezeichung hat also Tradition. Wie auch immer: Es gibt da seit Mitte der 90er Jahre „Rybi Thr“, das zu den besten Fischrestaurants von Prag gehört.
Das Haus hat 19 Tische, besetzt waren zwei. Wir wurden sehr freundlich empfangen und durften zwischen Bar und Aquarium an Tisch elf sitzen – eigentlich ein schöner Platz. Aber wenn die Tür aufging, zog es beachtlich (sie ging aber nicht oft auf). Die Bedienung war sehr unkompliziert und aufmerksam, sprach dieses reizende Prager Deutsch und empfahl uns einen tollen tschechischen Wein: ein Welschriesling aus Moravien. Der Wein von Mikrosvín Mikulov passte hervorragend zum Essen.
Da wir zum Genießen dort waren und nicht zum Berichten, hatten wir die Kamera nicht dabei – es gibt also nur eine Selektion fantastisch unscharfer iPhone-Fotos. Wir erkennen darauf aber recht undeutlich den Hummersalat mit weißer Aprikosen-Vinaigrette und Argan Öl – eine leichte Köstlichkeit. Die Variation vom Tunfisch bestand aus feinem Tartar mit Masago Caviar, einer Tuna-Roulade mit Fenchel-Chutney und einer Tempura mit Zitronengras Sauce. Würde ich jederzeit wieder nehmen – aber ich bin ja auch bekennender Tuna-Fan.
Die Bouillabaisse mit Rouille war die Zweitbeste meines Lebens – würzig, fischig, einfach, gut (die für mich beste gab’s in Südfrankreich in einem eher sehr unbedeutendem Restaurant am Mittelmeer. Aber die Fischsuppe war unschlagbar gut!).
Die Jacobsmuscheln mit gewürfelten Bratkartoffeln kamen mit einer Trüffelmayonnaise daher – insgesamt für unseren Geschmack etwas zu mächtig (obwohl als „kleiner Hauptgang“ angeboten). Wobei die Jacobsmuscheln trefflich gegart waren – innen glasig, außen kross, so sollte es sein. Die Kartroffeln hatten mir zu viel Biss – das mag ich eigentlich nur bei Nudeln.
Eigentlich waren wir also gesättigt – aber wer kann schon einem Dessert widerstehen? Wir gönnten uns ein Mascarpone Carpaccio, deren Biscuit in Lamborghini Kaffee gebadet hatte sowie eine Créme brûlé mit Madagascarvanille und Wildbeeren, Creme de Cassis und Eis von schwarzen Johannisbeeren. Nicht gut für die Figur, sehr gut fürs Gemüt!
Das Vergnügen (ja, es war eins!) kostet dann mal locker knapp 200 Euro. Das und zehn Prozent Trinkgeld sollte man einkalkulieren, um nicht verdrießlich den Platz zu verlassen, der schon immer einer war, Leuten Geld abzunehmen. Ungelt eben…
Restaurant Rybí trh
Týnský dvůr 5
110 00 Praha 1
Tel.: +420 224 895 447
www.rybitrh.cz
Besucht am 9.1.2009
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