Sind wir nicht alle ein bisschen Willi?

Wilfried Schulz, Stefan Hermann

Wilfried Schulz hat es gut. Er ist Intendant in einem erfolgreichen Theater (in der Spielzeit 2012/2013 besuchten 249.500 Besucher die 863 Vorstellungen am Staatsschauspiel Dresden) und hat nun auch noch ein Restaurant im Haus, um das ihn aller Wahrscheinlichkeit nach viele seiner Kolleginnen und Kollegen beneiden werden: Diese Woche eröffnete bean&beluga-Chef Stefan Hermann dort das william mit dem ehrgeizigen Konzept, täglich von zehn bis 24 Uhr geöffnet zu haben: als Restaurant, Bar und Lounge keineswegs nicht nur für Theaterbesucher, sondern für Touristen und Dresdner – kurz: für alle, die’s mögen.

SchauspielhausKönnte eine Idee sein, die uns gefällt, denn wenn man im Stadtzentrum was empfehlen soll, ist die Auswahl vor allem tagsüber erstaunlich gering. Und das Staatsschauspiel mal von innen zu sehen, ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Hundert Jahre alt ist das Haus in diesem Jahr, die Eröffnung fand am 13. September 1913 als Königliches Hoftheater statt. Nach der Novemberrevolution und dem Abdanken des sächsischen Königs wurde das Königliche Hoftheater 1918 zum Sächsischen Landestheater und 1920 zum Sächsischen Staatstheater umbenannt (steht so, neben anderen lesenswerten Zeilen, in der Wikipedia).

SchauspielhausDurch einen eigenen Eingang geht’s hoch ins Restaurant: Güldenes Treppengeländer (soviel Pomp muss sein), aber roter Lauf und immer mal wieder rote Bepperl auf dem Marmorstufen, die abwechselnd für eine italienische Espressomarke und fürs neue Restaurant werben. Oben beim 1. Rang dann das Restaurant, das riesig ist und hoch. Das ist einerseits eindrucksvoll, andererseits aber hat es natürlich trotz neuer frischer Farben (wer schon mal im bean&beluga war, wird sich über rot und lila nicht wundern) viele Plätze. Da kann man sich, wenn’s nicht voll ist, schnell einsam fühlen. Und wenn alles besetzt ist, muss  man aufpassen, dass keine Wartesaal-Atmosphäre aufkommt. Bei der Eröffnungsparty war’s schnell rappelvoll, tout Wichtig-Dresden war da. Die Zukunft wird zeigen, wie es dann Tag für Tag und Abend abläuft und wie man dann da so sitzt (wir werden es ausprobieren, na klar!)

Stefan HermannWilliam! Das ist natürlich ein Name, der zu Fragen verleitet. Warum ausgerechnet William? Och, dachte ich und kramte in der Vergangenheit mit 13 Semestern Anglistikstudium herum: Da gab’s doch mal einen, der Stücke schrieb. Passt also. Hamlet steht übrigens auf dem Spielplan. Ja, der (also William Shakespeare) könnte es gewesen sein, meinte Stefan Hermann in seiner wunderbar lockeren Begrüßungsrede während der Eröffnungsparty. Aber auch der andere William: „Der Name des Restaurant wird wohl vom Architekten des Schauspielhauses William Lossow hergeleitet, das ist plausibel; interessant ist, dass auch der Vater des Architekturbüropartners Max Hans Kühne, William (Kühne) hieß und zudem Gastronom in Dresden war“ schrieb mein Lieblingsstadtführer Albrecht Hoch bei Facebook dem william an die Pinwand. Ja, der (also William Lossow) könnte es gewesen sein, meinte Stefan Hermann. Sein dritter Vorname sei übrigens Wilhelm, also auch irgendwie William, fügte er an und ich dachte mir so: hat mein Vater mich früher nicht auch immer William genannt, warum auch immer? Doch das sind keine Gründe, ein Restaurant so zu nennen, aber doch bedenklich: Irgendwie scheinen wir alle ein bisschen Willi zu sein.

Küche und ServiceDachte ich jedenfalls, bis Stefan Hermann sein Team vorstellte – denn natürlich kann er nicht überall sein und will das auch gar nicht. Im william gibt’s einen eigenen Küchenchef: Marcel Kube. Der kommt aus der Küche des bean&beluga und war vorher auf Norderney. Restaurantleiter im william ist Martin Schmutzler, den man auch aus dem bean&beluga kennt (dort war er der Vertreter vom Sommelier und Restaurantleiter Jens Pietzonka. Also denke ich mir so: Im william muss man Vornamen haben, die mit Ma anfangen, sonst wird das nüschte. Und richtig: der gastronomische Leiter von Semperoper und Staatsschauspiel ist Markus Dietzschold. Stimmt also.

Endlich Flaschen in der richtigen Größe!Küche und Service waren bei der Eröffnungsparty bestens drauf. Und das trotz der eher untypisch großen Gästeschar sowie der echt schweren großen Flaschen, aus denen, beispielsweise, Riesling ausgeschenkt wurde. Wir genossen erst den von Theresa Breuer, die wir im Frühjahr beim Weiberabend kennengelernt hatten. Später gab’s einen von Jochen Dreißigacker (den hatten wir andernorts schon mal getroffen und schätzen gelernt). Zwischen beiden Rieslings fiel uns vor Freude dann fast das Glas aus der Hand – denn bis auf Theresa Breuer waren die Weiberabendwinzerinnen gekommen, um mit zu feiern. Große Freude über den Besuch von Anette Closheim, Melanie Stumpf-Kröger und Gesine Roll! Zeigt er doch, dass Dresden sich in Sachen Wein langsam einen Namen macht! Selbstverständlich gab es auch lokale Weinprominenz – von der Erzeugerseite trafen wir Prinzessin Alexandra zur Lippe (Schloss Proschwitz) und Klaus Zimmerling , später kam quasi für die Verbraucherseite noch Silvio Nitzsche von unserer LieblingsWeinKulturBar.

Wilfried SchulzGenug name dropping, nochmal zurück zum Intendanten. Wilfried Schulz  war nämlich auch im Haus, aber eigentlich nicht zum Feiern: quasi nebenan wurde geprobt, die Jubiläums-Spielzeit beginnt ja heute mit einem großen Saisoneröffnungsfest – und am Freitag den dreizehnten bringen Semperoper und Staatsschauspiel gemeinsam King Arthur auf die Bühne. Schönes Datum für eine Premiere und Festveranstaltung. Premierenfeier ist dann im william – und da trifft es sich bestimmt ganz gut, dass man einen ordentlichen Caterer im Hause hat…

william
Theaterstraße 2
01067 Dresden

Tel. +49 351 / 44 00 88 00
www.bean-and-beluga.de/Schauspielhaus/

Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 11 – 23 Uhr
Samstag bis Sonntag 10 – 23 Uhr

[Besucht am 5. September 2013 | Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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