Ein perfektes Team

Winzerhof Golk

Dass man als Gast eines Winzerhofs trunken werden kann, ist naheliegend. Dass dieses aber auch ganz ohne Alkohol passiert, keineswegs. Beim Winzerhof Golk ging es uns aber so: Die Blicke von der Terrasse des Hauses in die sanfte rechtselbische Hügellandschaft Richtung Zadel machten schon vor der Bestellung besoffen. Wein gab’s dennoch: Der Riesling in unserem Glas wuchs rechts vor uns im Golker Herrengarten – kein großer Wein, aber zum Essen sehr angenehm!

Die Karte ist erstaunlich groß für ein derart abgelegenes Gasthaus – aber irgendwie steckt System dahinter, und man entdeckt Überraschungen. Eine Seite nur Sauerbraten – aber eben nicht nur vom Rind, sondern auch vom Lamm, vom Wildschwein und vom Reh. Und eine Seite Essen vom heißen Stein – nicht außergewöhnlich, aber immer wieder sehr kommunikativ. Und zwischendurch Dinge, die man hierzulande eher selten antrifft, wie beispielsweise Merguez (scharfe Würstchen, ursprünglich aus dem Arabischen) und Kalbsnierchen. Geht das denn, in Deutschland, in Sachsen, in einem Winzerhof? Natürlich: Die Betreiber (es sind die gleichen wie im L’ami Fritz in Diesbar) kommen aus dem Elsass, und da gehören derlei Dinge zum guten Küchenton!

Wir entschieden uns für einen Sauerbraten (den vom Lamm) und die Nierchen als Hauptspeise. Vorab sollten eine Käsesuppe sowie ein Ragout Fin vom Kalb den größten Hunger stillen. Das war einerseits eine gute Idee, weil die Käsesuppe würzig war und dem schon arg säurebetonten Wein sehr schmeichelte und weil das Ragout Fin vorzüglichst bewies, wie dieses so oft als Dosenfutter verkommene Gericht schmecken kann – nämlich fein und pikant sowie kein bisschen nach Dose!

Andererseits war das mit den Vorspeisen eine schlechte Idee – denn die Portionen des Hauptgangs waren dermaßen gut bemessen, dass sie kaum zu schaffen waren. Da aber sowohl das Lamm als auch die Nieren so köstlich waren, mussten wir das Dessert abbestellen: Zum heißen Stein, der die Plinsen liefern sollte, deswegen hier kein Wort (aber was soll man da schon falsch machen?)! Aber natürlich noch Anmerkungen zu den Fleischgängen: Üppig voll waren die Teller – was der Optik schadet, aber nicht dem Geschmack. Der Lammsauerbraten zart und süß-säuerlich, die dazu gereichten Röstis offensichtlich hausgemacht. Und die Kalbsnierchen in Wermutsauce mit den hausgemachten Spätzle erkläre ich zum Geheimtipp für alle, die Innereien mögen: Perfekt gesäubert und gegart, pikant die Sauce. Ein Gericht ganz ohne Wermutstropfen!

Den Service (ein Mädel, ein Mann) kann man gar nicht genug loben: Zuvorkommend, freundlich, kommunikativ, locker, immer da. Als es dunkel wurde, brachten sie Kerzen. Als es kälter wurde, Decken. Als der Koch sah, dass es immer noch ein wenig duster am Nebentisch war, brachte er Extra-Licht. Und als wir zahlen wollten, gab es Trester vom Gewürztraminer aus dem Elsass. Ein perfektes Team!

Winzerhof Golk
Zum Forsthaus 7
01665 Diera-Zehren

Tel.: 03 521 – 73 88 35

 

geöffnet
Montag-Freitag ab 17.00 Uhr
Sa/So/Feiertags ab 11.00 Uhr

Update 2011: geschlossen
Update 2012: unter neuer Führung wieder geöffnet. Wir waren da!

[Getestet am 9. September 2009 | Veröffentlicht am 17. September 2009 in PluSZ, Beilage zur Sächsischen Zeitung | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung | Besuch 2012]

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