Mit nahezu ohne Allem

Hofbräuhaus

Erlebnisse bei einem Besuch im HB Kügelgenhaus

Warum machen sie das? Warum nehmen sie eine deutlich nach Industriemayonnaise schmeckende Sauce und nennen es Remoulade? Warum schreiben sie Tzatziki und servieren eine Creme, die wie leicht geknofelter Sauerrahm schmeckt? Und warum kommt, obwohl nicht wirklich viel los ist am diesem lauen Sommerabend, das Bier nahezu schaumlos an den Tisch? Diese (und einige andere) Fragen stellten sich uns beim Besuch im Hofbräuhaus. Nicht im Legendären in München, sondern im kleinen Ableger, der seit einiger Zeit im Kügelgenhaus in Dresden an der Hauptstraße residiert. Der Anspruch ist sehr hoch: Einzigartig in Dresden und Umgebung lesen wir auf der Webseite – und auf die von uns erlebte Weise stimmt das ja sogar irgendwie.

Das Kügelgenhaus in der Hauptstraße ist ein Bürgerhaus aus der Zeit von August dem Starken. Das Museum der Dresdner Romantik befindet sich oben in den Räumen der ehemaligen Wohnung des Malers Gerhard von Kügelgen. Die Räume des Hofbräuhaus unten verfügen über eine Gewölbedecke, aber anheimelnd romantisch sind sie dennoch nicht. Trotz der weißen und nur spärlich bebilderten Wände wirkt der Raum düster – und als wir kamen, war er leer. Draußen gibt es einige Plätze im kleinen Innenhof und sechs Tische vor dem Haus auf der Hauptstraße. An einem finden wir Platz, weil eine Touristin uns dazusetzen lässt.

Von ihr, einer alten Dresdnerin, die jetzt im Hessischen lebt, erfuhren wir, dass die Quarkkeulchen hier früher besser gewesen wären. Das haben wir uns gemerkt und erst einmal nur Vorspeise und Hauptgang sowie Bier bestellt: ein kleines Helles und ein kleines Dunkles. Beide kamen nach geraumer Zeit mit kaum einem Hauch von Krone. Recht lang warteten wir auf die Vorspeise aus der Bayern-Karte. Die Weißwurst mit Laugenbrezn und süßm Senf war gut gewürzt, die Brezn sogar warm.

Richtig gut, weil kross und von geschmackvollen Kartoffeln hergestellt, waren die Bratkartoffel, ebenso hinterließ die Sülze dazu einen sehr guten Eindruck. Doch eine Remoulade, liebe Küche, besteht aus mehr als Mayonnaise und ein wenig Lauch darin.

Auf der Karte steht: “Fleischspieß mit geb. Kartoffelecken und Tzatziki”, und wir fragen, woraus denn der Spieß so besteht. Die Antwort war umfassend: “Och, alles was so da ist!” Das könnte sein Schweinelendchen, Kassler, Würstl, Hühnchen…” Der Ton ist nicht nur bei uns so locker, am Nebentisch hörten wir den schönen Satz “Wer konnte denn wissen, dass sie heute Mais ins Mischgemüse reingewürschd haben?” Konnte man wirklich nicht wissen.

Als der Fleischspieß kam, war wirklich fast alles drauf. Und wenn nicht alles nur handwarm gewesen wäre (also nach drei Minuten Essens richtig kalt!), hätte es sogar geschmeckt, denn die Qualität war durchaus akzeptabel. Für die Zubereitung eines Tzatziki empfehlen wir der Küche einmal im Internet nachzuschlagen, da gibt es ohne große Sucherei Hunderte von Rezepten, die alle mehr beinhalten als die uns servierte Version mit nahezu ohne Allem. Und auch die Salatbeilage wäre mit etwas Dressing sicher angenehmer aufgefallen.

“Die Besitzer, Olaf Ruhs und Daniel Juhra, erfüllen sich mit dieser Eröffnung einen Traum“, stand Ende April in einer Pressemeldung. Damit der sich nicht zum Albtraum auswächst, sollte sich noch vieles ändern…

HB-Kügelgenhaus 
Hauptstraße 13
01097 Dresden

Tel: +49(0)351 5633126
http://www.hb-kuegelgenhaus.de

Geöffnet täglich ab 11.30 Uhr

[Besucht am 27.06.2011 | Veröffentlicht am 07.07.2011 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Lage | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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