So etwas gibt’s auch nur im Süden: Ein Festival rund um die Fischsuppe. Streng genommen eins um die regionale Variante, die sich brodetto nennt. „Einmalig!“ meinte der Winzer, der uns das Festival wärmstens empfahl. Aber als Außenstehender darf man es ja sagen: Gute Fischsuppen folgen eh immer der gleichen Idee: viele unterschiedliche frische gute Fische, Kräuter, Olivenöl. Und dann mal dies, mal jenes. Das Festival Internazionale del brodetto e delle zuppe di pesce hielt Fano mehr als ein Wochenende in Atem: Am Lido, einem der beiden Hauptstrände von Fano, befand sich das Zentrum des Fischsuppenwahns. Mit Ständen von Autofirmen, Versicherern und all dem anderen Schwachfug, den ein Festival mit viel Brim und Bam und Borium offensichtlich braucht.
Sehr schön gemacht und auf wunderbar anzufassendem Papier gedruckt waren die Informationen. Aber was soll man davon halten, wenn es losgeht mit fünf Vorworten von irgendwelchen Präsidenten, plus zwei von Assessoren, zwei von Direktoren und zwei von kommunalen Autoritäten? Genau: Alle und alles wichtig-popichtig.
Die Kochshows fanden in einem riesigen Zelt statt, das den Charme eines riesigen Zeltes versprühte und uns trotz des Aufgebots an Chefs bekannter Restaurants nicht anzog. Noch weniger vermochten das die andere Stände, an denen man sich die Spezialität in Plastiktellern servieren lassen konnte. Wir fanden auch keinen Grund, warum zufällig dort vorhandene Restaurants plötzlich gute Fischsuppen zubereiten sollten – und verließen das Gelände, um im Zentrum von Fano das Ristorante Il Cantinone dal 1958 zu finden, dass nicht nur zur Festivalzeit Erfahrungen mit der Brodetta hat.
Viel los war nicht in der Mittagszeit, weswegen wir den Chef mit seiner langen Schürze über den dreiviertellangen Hosen immer wieder aus seinem Küchenreich herauskommen sahen: Er hatte offensichtlich gute Bekannte zu Gast und diskutierte mit ihnen wasauchimmer, wahrscheinlich den Salzgehalt des Wassers, das Wetter und die Lage der Nation.
Wir teilten uns mal wieder alles, angefangen bei einem Carpaccio di Tonno e Spada (10 €), das von bezaubernder Belanglosigkeit war. Schon frisch, da konnten und wollten wir nicht meckern – aber irgendwie auch nicht besonders und schon gar nicht üppig. Dafür machte die Brodetto alla Fanese (20 €) dann einen opulenten Eindruck: Reichlich mit Fisch bestückt und ein durchaus würziges Süppchen. Zur weltbesten haben wir sie freilich nicht erkoren, was einerseits an den zahlreichen Gräten und den wenigen dafür bereitgestellten Tellern lag (es gab gar keinen) und andererseits an unseren hervorragenden und immr noch präsenten Erinnerungen an die Cacciucco im Delfino Verde auf Elba. Ein Erlebnis war’s dennoch – und wir nehmen die Herausforderung mit, bei kommenden Besuchen was Besseres zu finden.
Den schnellen Trost suchten wir im Dessert, aber das Bacio del Cantinone (Tortino di Cioccolato con Mandorle tostate e crema, 5 €) zögerte den Trost noch ein wenig hinaus, weil es sich dem Durchschnitt gut anzupassen vermochte. Die Besserung kam dann ganz zum Schluss mit dem Moretta Fanese, der stadttypischen Art, den Espresso danach zu trinken: Anis und Rum oder (oder? und!) Brandy, Zucker, Espresso mit Crema, Zitronenschale obendrauf. Sieht gut aus und schmeckt nach mehr!
Ristorante Il Cantinone dal 1958
Via Arco d’Augusto
61032 Fano
Tel. +39 0721 825 922
[Besucht am 14. September 2013 | Lage]
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