Taube auf zwei Tellerhälften serviert…

Kochsternstunden 2016: Besuch in der Rosenschänke in Kreischa

Rosenschänke

So lange ist das ja noch gar nicht her, dass wir die Rosenschänke im Ortsteil Gombsen (ein Name, den man sich nahezu vokalfrei so richtig auf der Zunge zergehen lassen kann: gommm-bsssssnn!) des schönen Städtchens Kreischa kennen lernten. Genau genommen war es am 20. Februar 2013 während des Kochsternstunden-Auftakts auf Schloss Proschwitz. Damals schrieb ich: „Unerwartet toll war es am Stand der Rosenschänke. Wer schon länger in der Gegend lebt, hielt die bislang nie für einen Geheimtipp unter Kulinarikern, aber da scheint sich in den vergangenen Monaten was getan zu haben. Wir waren begeistert, auch von der Nettigkeit der Standbetreuer.“

Natürlich waren wir anschließend da, nicht nur einmal. Bei den diesjährigen Kochsternstunden sogar gleich am ersten Tag, aus gutem Grund: Im vergangenen Jahr wurde die Rosenschänke Sieger beim Wettbewerb um den guten Geschmack, und los geht’s mit dem Offenen Tisch der Kochsternstunden-Erfinder und -Organisatoren Marlen Buder und Clemens Lutz immer beim Vorjahressieger.

Die Erwartungen waren also hoch, heißt es doch, dass man von Siegern nur lernen könne! Die erste Überraschung: die Rosenschänke erstrahlt innen in neuem Glanz. Die vergangenen Jahre sah es zuerst noch sehr und dann, nach leichten kosmetischen Umarrangements, immer noch deutlich altbacken aus. Jetzt aber präsentieren sich Gästeraum und Saal wunderbar hell und modern, aber keineswegs kühl. Uns gefällt’s, was da hauptsächlich in familiärer Eigenarbeit entstanden ist!

Ganz unwichtig ist ein angenehmes Ambiente natürlich nicht, aber wenn wir essen gehen, muss natürlich in erster Linie stimmen, was auf dem Tisch landet. Sebastian Probst schickt für die Kochsternstunden zwischen drei und sechs Gänge (36 bis 59 Euro), Stephanie Walther hat als Sommeliere die passende Weinbegleitung ausgesucht (Aufpreis 18 bis 30 Euro). Die Weine folgten, so erfuhren wir, nicht nur der Philosophie, zu den Speisen passen zu sollen, sondern sollten auch was mit der gemeinsamen Lebens- und Erfahrungswelt der beiden Junioren im Haus zu tun haben. Wein von Freunden und Wegbegleitern also.

Die sechs Gänge:

  • Tatar vom Kalb – Orange, Meerrettich und Kaviar
  • Kräuterinfusion – Sauerrahm, Kartoffel, Champignon und Schnittlauch
  • Regenbogenforelle – Nussbutter, Kopfsalat und Gurke
  • Taube – Kirsche, Thymian, Kaffee und Sellerie
  • Chaource – Birne, Walnuss und Rosmarin
  • Rose – Milch, Himbeere und Pistazie

Die Weinbegleitung:

  • 2014 Grauburgunder Terroir, Weinhaus Schuh, Sachsen
  • 2012 Neuweier Riesling, Weinfamilie Fendt, Baden
  • 2013 Blaufränkisch „O“, Weinhof Bauer-Pöltl, Mittelburgenland
  • 2013 Birnengold, Manufaktur Geiger, Schwäbische Alb
  • Gewürztraminer Sekt, Weingut Zimmerle, Württemberg

Hätte man auf den einen oder anderen Gang bzw. Wein verzichten können (außer aus prinzipiellen Gründen beim Wein, natürlich: es gibt auch passende Säfte!)? Beim Essen schwerer zu sagen als beim Wein. Der Riesling beispielsweise, den Barrais-Sommelier Jürgen Fendt da eigens für die Kochsternstunden in der Rosenschänke abgefüllt hat, lag lange im großen Holzfass auf der Hefe und schmeckte uns ein bissl zu burgunderisch. Wobei: Wir hatten ihn schon am Sonntag vor den Kochsternstunden probiert, da fand‘ ich es noch gewöhnungsbedürftiger als beim Kochsternstunden-Treff diesen Freitag. Vielleicht ist das ja ein Wein, mit dem man nicht so schnell Freundschaft schließt. Unser Wein-Liebling an diesem Abend: Der Blaufränkisch, den Daniel Pöltl am Sonntag zuvor persönlich vorgestellt hatte. Bei dem ist alles un: unfiltriert, ungeschwefelt, unheimlich lecker. Und nachhaltig im Geschmack. Fein, fein! Passt übrigens hervorragend zur Taube!

Freund oder Feind – das ist fast immer auch bei einem Gang mit Taube im Mittelpunkt so. Mir hat sie prima geschmeckt, aber ich mag ja auch sehr rohes Fleisch. Andere haben da eher prinzipielle Bedenken und tun sich schwer – und da sorgt dann auch die Crépinette-Keule auf der anderen Tellerhälfte nicht für Ausgleich, obschon natürlich durch. Das mit der Tellerhälfte ist übrigens wörtlich zu nehmen: Das Rosenschänke-Team hat sich Spezialteller töpfern lassen, geteilt in linke und rechte Hälfte. Wir fanden das zu verspielt, weil erstens nicht zwingend erforderlich (links kam kurz vor rechts, links und rechts lag Taube drauf) – und weil die Sauce sich auf der schwarzen Töpferfläche vertut und es beim Essen unangenehm schabt. Beim Geschirr sind wir, glaub‘ ich, richtige Traditionalisten und schwören auf Porzellan, möglichst weiß…

Unser Lieblingsgang? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall das Tatar mit der großzügigen Beigabe von Kaviar und dem frischen Meerrettich. Der würzige Käse. Und bei mir: die Taube – später dann mal vielleicht weiß serviert 😉 .

Landhotel Rosenschänke
Baumschulenstraße 17
01731 Kreischa

Tel. 035206 / 21870
www.landhotel-rosenschaenke.de

Geöffnet:
Mi – Fr ab 17.30 Uhr
Sa – So 12 – 14 Uhr und ab 17.30 Uhr

[Besucht am 12. Februar 2016 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

1 Trackback / Pingback

  1. Erfreuliche Qualitätssteigerung | STIPvisiten

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*