Auf sein eigenes Restaurant warten wir ja immer noch – aber lieber gut und klug gesucht als übereilt daneben gegriffen. Und wirklich rar macht sich Mario Pattis ja auch so nicht – hin und wieder erlebten wir ihn bei Veranstaltungen, kurz vor dem Start der diesjährigen Kochsternstunden gab er den ersten Startschuss mit einer Gala im QF Hotel – und im Cateringgeschäft sieht man Pattis und sein Team ja auch zuverlässig. Während der Kochsternstunden installierte Mario Pattis in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen ein Pop-Up-Restaurant – wir waren am zweiten der insgesamt vier Termine dabei.
Die Manufaktur bietet natürlich ein grandioses Ambiente für die Küche von Mario Pattis, der ja mit edlen Produkten (um das mal in vornehmer Untertreibung zu formulieren) nicht geizt. Der große Auftritt beginnt unten im Foyer mit dem Empfang bei einem Glas Champagner. Der hat den schönen Namen Grand Plaisir Tradition Reserve, was ja ein tolles Motto für den beginnenden Abend sein könnte: großes Vergnügen. Zum Schwatz gab es Fingerfood, wobei der Dreiklang von Trüffel – Thunfisch – Ziegenkäse schon ein wenig andeutete, dass der Abend einen weiten geschmacklich Bogen schlagen würde. (Fingerfood: Getrüffeltes Sandwich mit Meissner Coppa | Thunfisch mit Wasabi | Ziegenkäsepraliné).
Der eigentliche Abend findet im Restaurant Meissen statt – das vor Jahren noch regelmäßig geöffnet hatte, nun aber nur noch für spezielle Veranstaltungen zur Verfügung steht. Der Rahmen ist sehr angemessen: schlichte Eleganz, nichts lenkt so wirklich von den Speisen ab – und auch die Teller (natürlich Meissner Porzellan: Wellenspiel) bilden lediglich die Bühne für die Arrangements, die aus der Küche kommen.
Zu den liebenswerten Seiten von Mario Pattis gehört ja, dass er nicht anders kann, als in den schönen und guten Dingen der Gourmandie zu schwelgen. Und wenn er das Gefühl hat, dass ein 5-Gänge-Menü irgendwie noch nicht alles sein kann, dann schiebt er gerne auch mal eine Überraschung mit ein. Zweimal stand bei unserem Besuch auf dem Monitor, der den jeweiligen Gang des Menüs benannte, das Wörtchen SURPRISE, und ob man das Dessert nun als einen Gang oder, weil (wieder: bei unserem Besuch) es in drei voneinander unabhängigen Teilen serviert wurde, doch besser dreifach zählen soll? Egal: Das macht immer wieder Spaß – diese Geschmacksvielfalt ist ja das Wunderbare an so einem Abend.
Das Team mit und um Mario Pattis ist eingespielt, die Mitarbeiter hinter und vor den Kulissen sind auch Könner – man merkt es an der Präzision, mit der die insgesamt dann doch neun Gänge geschickt werden. Pattis scheint es ja mit Oscar Wilde zu halten, der einmal gesagt haben soll: „Mit dem guten Geschmack ist es ganz einfach: Man nehme von allem nur das Beste“ (I have the simplest tastes. I am always satisfied with the best). Also gibt es gerne mal was mit Trüffel (Zweierlei von der Kartoffel mit Trüffel vorneweg, Pochiertes Bioei auf Spinat mit Kalbsbries und Trüffel als Vorspeise), mit Kaviar (Dialog vom Lausitzer Saibling auf Gurkengelee mit Kaviar und Salat – optisch wahrscheinlich der tollste Gang, geschmacklich gab’s zu viele starke Gegner…) und anderen Dingen aus der luxuriösen Zutatenschublade. Muss das denn sein? Natürlich muss das nicht sein – so wenig wie Oper oder teure Fussballprofis sein müssen. All diesen Dingen ist gemein, dass es sicherlich auch ohne ginge, aber mit mehr Spaß macht.
Vor dem Hauptgang, der Rinderfilet mit Entenleber, Sellerie, Morchelraviolo und Holunderblütenjus vereinte und schon beim Lesen – geschweige denn beim Probieren – oberstes Niveau signalisierte, gab es eine der Überraschungen, über die vielleicht noch was gesagt werden sollte. Da kam nämlich, zwischen all den feinen Sachen, eine Hausgemachte Wildbratwurst mit Bautzner Senf, Tomatenbrötchen und kleinem Pils auf den Tisch. Auf angemessen schlichtem weißen Porzellan hatten die Gourmetköche einen Streifen Bautzner Senf drapiert, daneben eine gabelgroße Wildbratwurst – eine feine Geschmacksbombe! – und dann ein in seiner Winzigkeit wie in seiner Geschmacksintensität passendes Tomatenbrötchen. Das Pils dazu haben wir in einem Zug aus dem Krug geleert. Aber der war leider auch ganz winzig, also schafften wir das in einem Schluck!
Laut Karte erwartete uns am Schluss eine Dessertinspiration „Kochsternstunden 2016“. Es waren derer drei, von denen wir eine Überraschung bereits zu Beginn des Abends ausgemacht hatten: Jörg Fiedler, der zusammen mit Siegbert Hennig den Dresdner (nun ja, eigentlich Meißener, ganz eigentlich sogar Reichenbacher) Gin Juniper Jack geschaffen hat, war unter den Gästen und hatte Mario Pattis eine der raren Flaschen (1.736 gab es mal) des London Dry in die Hand gedrückt. Der hatte daraus ein Dessert gezaubert, ein Probiergläschen (in der Größe von hier ortsüblichen Bierkrügen…) inklusive.
(Pop-UP-Menü 49,00 €, inkl. Getränkebegleitung 74,00 €, Termine während der Kochsternstunden am 26. Februar, 4. / 11. / 18. März jeweils ab 19 Uhr)
Veranstaltungsort:
Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH
Talstraße 9
01662 Meißen
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.
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