Großartige Lernkurve mit Vergnügen

Eröffnungs-Dinner mit großen kalifornischen Weinen zum Prime Beef vom Grill

Estancia Independent Day Party

Steffen Zuber hat sich mit dem Estancia Beef Club einen Traum erfüllt, den er selbst begeistert lebt. Der Mann ist ja, wenn man das mal so flapsig schreiben darf, durch und durch Steak – und zwar solches, das nicht durch ist. Er setzte von Anfang an im Beef Club auf hohe Qualität – beim Fleisch, aber auch bei den Weinen. Große Namen wie Robert Mondavi, Opus One (Mondavi und Philippe de Rothschild), Chateau La Tour Figeac oder Robert Weil, daneben Heimisches wie Schloss Proschwitz und Tim Strasser – da findet man immer was. Kann man das toppen? Kann man: bei einem Dinner, mit dem Steffen Zuber für Freunde, Kollegen aus der Gastronomie und ein wenig Presse die vermisste Einweihungsparty nachholen wollte, gab es das Fleisch noch eine Stufe rauf auf der Qualitätsleiter und die großen Weine offen – eine gute Chance, sich mal einen Wein zu gönnen, für den man pro Flasche im Restaurant 390 Euro zahlt.

Das Schöne an solch Themenabenden ist ja, dass da neben der gehörigen Portion Vergnügen eine großartige Lernkurve durchschritten wird – und in diesem konkreten Fall durchaus eine, die man sich rein aus finanziellen Erwägungen nicht jeden Tag leisten möchte (aus geschmacklichen indes schon!). Zum Einstieg wagten wir einen Vergleich zweier Weingüter  – beide aus Kalifornien, aber aus (auch klimatisch) unterschiedlichen Gegenden. Was die Weine einte, war die Rebsorte: Sauvignon Blanc. Aber was die beiden Weingüter draus machten, ist schon unterschiedlich: dem 2014 Sauvignon Blanc Estancia Estate Monterey County schmeckte man die frische Seebrise der Montery Bay an, eine feine Säure und tropische Fruchtaromen machen den Wein zu einem herrlichen Sommerbegleiter. Im anderen Glas der Signature-Wein von Mondavi, dessen Weingut in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert: Der 2014 Fumé Blanc Robert Mondavi Winery Napa Valley verbindet seidige Struktur und das frische Aroma von Zitrusfrüchten.

50 Jahre Mondavi – das klingt nicht nach sehr viel. Ist es auch nicht, aber immerhin war das Weingut 1966 das erste, das nach der Prohibition in Amerika (1919 – 1933) im kalifornischen Napa Valley gegründet wurde. Damals setzte Robert Mondavi (1913 – 2008), der Sohn italienischer Auswanderer, auf moderne Technik und alte europäische Tradition – Weine in Barriques auszubauen (und damit aus dem Sauvignon Blanc so etwas Delikates wie den Fumé Blanc zu kreieren) gehörte dazu.

Zur Boston Lobster Bisque  – einer reichhaltigen und cremigen klassischen Hummercremesuppe – passte trefflich der 2013 Chardonnay Franciscan Estate Napa Valley. Der Wein lag sieben Monate in amerikanischen Eichenfässern auf der Hefe und hat den cremigen Schmelz, der ihn für die Suppe prädestinierte – und da die Trauben aus einer kühleren Lage mit Tonboden kommen, verleihen sie dem Wein auch Struktur und Mineralität. Es folgte ein Caesar Salad – das Original mit gehobeltem Parmesan, Croutons und gegrillter Gamba Royal – und zwar (wen wundert’s?) ein Caesar, der seinen Namen verdient. Knackiger Salat, korrektes Dressing, reichlich Parmesan und mit der Gamba Royal eine Beigabe, die man nicht vom Teller schubst. Dazu hätten wir uns auch den bereits getrunkenen Fumé Blanc gut vorstellen können, aber wir mussten ja lernen. Also gab’s einen 2011 Pinot Noir La Masia Marimar Torres Estate Russian River Valley – und siehe da: der Umstieg auf Rote harmonierte. Mit – pardon – geiler Nase (Himbeere, Granatapfel) und geschmeidigem Trinkfluss.

Und das war ja erst der Anfang in der roten Liga, denn zum Hauptgang Rib Eye, Greater Omaha Nebraska Angus Beef USDA vom Holzkohle Grill wurde es ein bisschen sensationell. Eine 6-Liter-Flasche ist ja per se etwas, was man nicht allzu häufig vor sich hat (endlich mal Flaschen in der richtigen Größe, bei der „nur eine halbe Flasche am Abend“ eine völlig ungeahnte Aussagekraft bekommt!), und dann auch noch einen Cabernet Sauvignon aus dem Jahr 1995! Vom 1995 Imperiale 6,0 l Cabernet Sauvignon Oakville Robert Mondavi Winery Napa Valley gab es weltweit nur 18 und in Europa nur zwei Flaschen – an jenem Abend nur noch eine (bei der anderen hatten Andere das Vergnügen), nun gar keine mehr. Wundert sich jemand, dass das Ereignis zelebriert wurde? Gab es jemand, der nicht die opulenten Aromen zu schätzen und den nachhaltigen Abgang des seidig am Gaumen entlang gluckernden Weines zu preisen wusste? Nein, da gab’s keinen. und bei sechs Litern wäre sogar noch ein wänziges Schlöckchen zusätzlich möglich gewesen, wenn nicht – ja, wenn nicht im zweiten Glas ein 2012 Opus One Napa Valley die Aufmerksamkeit erregt hätte. Opus One ist das Gemeinschaftsunternehmen von Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild (Château Mouton-Rothschild, Bordeaux). Das Weingut produziert nur einen Wein pro Jahr – der auch Opus One heißt und erklärtermaßen ein bordeauxtypischen Wein aus Kalifornien sein sollte – und zwar möglichst der Beste. Ziel erreicht, kann man sagen, und wenn man Superlative wie „der Beste“ nicht mag, ist man mit „einer der besten Weine Kaliforniens“ ja auch noch gut bedient. Der Jahrgang 2012 ist eine Cuvée aus 79 % Cabernet Sauvignon sowie kleineren Anteilen von Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot and Malbec, die 18 Monate in neuen französischen Eichenfässern reifte.

Was für ein Wein – mir fehlen die Worte. Da ist es doch gut, wenn sich ausgewiesenere (weil erfahrenere) Opus-One-Trinker schneller berappeln und notieren: „Prachtvolle Reinheit der Frucht, mit schwarzen Johannisbeeren, Heidelbeeren, dunkler Schokolade, frischen Kräutern und Waldboden. Ein Hauch von Minze. Mit vollem Körper, nahtlosen Tanninen und wunderbarer Balance. Starke und verdichtete Tannine mit schöner Frucht und großer Länge. Haselnuss und Schokolade. Hält für Minuten an. Eine der besten Opus in Jahren: kompakt und wunderschön. Schwer, ihn nicht schon jetzt zu trinken, aber noch besser im Jahr 2018.“ (James Suckling, 2015).

PS: Wir haben über all dem Wein das Steak nicht vergessen. Im Gegenteil: Wir konnten dem Grillmaster bei der Zubereitung über die Schulter sehen und uns schon dort am Anblick des Rib Eyes mit seiner wunderbaren Maserung ergötzen. Und am Tisch war es erst recht genial. Aber letztlich sind wir gutes Steak ja gewöhnt und solche Weine nicht…

Estancia Beef Club
Bautzner Str. 93 / Ecke Forststr. 1
01099 Dresden

Tel. 0351 / 81157899
www.estancia-dresden.de

Öffnungszeiten
Mo-Fr 12 – 15 und 17 – 00 Uhr
Sa 17 – 00 Uhr

[Besucht – auf Einladung – am 14. Juni 2016 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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