Manchmal ist das Internet lustig. Beispielsweise zeigt Google Maps inmitten der Weinberge von Wachwitz eine Tankstelle an, wenn man die genaue Lage der Parzellen von Alexandre Dupont de Ligonnès sucht. Total falsch? Oder sind da beängstigend gastro-philosophische Algorithmen am Werk? Bevor wir diese Frage endgültig klären, beantworten wir erst einmal die einfachere: wer ist Alexandre Dupont de Ligonnès?
Alexandre Dupont de Ligonnès ist Franzose – hätte man sich bei dem Namen ja schon fast denken können. Anders als andere ist er aber ein dialektfreier Vertreter der Grande Nation, was hauptsächlich daran liegt, dass er schon als klein Alexandre nach Deutschland kam. Wobei ganz Penible darauf bestehen könnten, dass er nach Bayern kam und dort aufwuchs. Aber das hört man auch nicht. Geboren wurde Alexandre Dupont de Ligonnès in Paris, aber die Wurzeln der Familie liegen in Südfrankreich, im Languedoc. Und zu diesen Wurzeln zieht es den Franzosen dann immer wieder mal, das werden wir später noch merken, wenn es um den Wein geht. In Heidelberg studierte er ostasiatische Kunstgeschichte, in Meißen absolvierte er eine Winzerlehre. Da gibt es keine direkten oder gar logische Zusammenhänge, das Leben verläuft eben nicht immer geradlinig – aber manche Zufälle muss man eben als glücklich bezeichnen. Was er mit dem Weingut in der Provence gemeinsam hat: die Liebe zum Terroir. „Ich möchte alles aus dem Terroir herauskitzeln, was möglich ist!“ lautet seine Devise. Und deswegen weiß er auch noch nicht, ob es die Weine so wieder geben wird, wie es sie seit diesem Jahr gibt.
Alexandre Dupont de Ligonnès ist Winzer. Gelernt hat er bei Vincenz Richter – er zog den kleineren Betrieb dem anderen möglichen Ausbildungsort Schloss Proschwitz vor, weil er glaubte, so näher dran zu sein an den Dingen, die er für sich brauchte. Im Anschluss arbeitete er noch für ein Jahr in Südfrankreich, im Jahrhunderte alten Weingut Château de Roquefort. Das bewirtschaftet auf 25 ha ausschließlich traditionelle Reben und achtet sehr darauf, dass man nach dem Ausbau das terroir im Glas hat. Ganz so viel Fläche bewirtschaftet der französisch-deutsche Winzer noch nicht, er fügt sich gut ins Sächsische ein: 0,6 ha bewirtschaftet er im Königlichen Weinberg Wachwitz, mit der Besitzerin Franka Pomplun vermarktet er die Weine in einer GbR. Hier stehen Traminer, Riesling, Morio Muskat, Müller-Thurgau – alles Weiße. Für Rotweine muss der Winzer etwas elbabwärts, nach Radebeul zum Friedstein. Dort bewirtschaftet er weitere 0,2 ha – dort stehen Spätburgunder und Zweigelt.
Alexandre Dupont de Ligonnès ist dabei, ein ganz Großer zu werden. Meint jedenfalls Silvio Nitzsche von der WeinKulturBar und dabei denkt der Sommelier gar nicht so sehr ans Körperliche, denn groß ist Alexandre ja schon. Nein, er meint die Weine und den Winzer, dem er Leidenschaft und Professionalität bescheinigt. „Alexander schafft es, den sächsischen Weinbau neu zu definieren!“, meint Nitzsche, dessen WeinKulturBar eine von zwei Möglichkeiten ist, den Wein zu probieren (und zu kaufen) – die andere besteht im Kastenmeiers. Er hat – weil die Gäste immer mal wieder nach sächsischen Weinen fragen – die Weinkarte in seinem Restaurant Kastenmeiers mit Weinen aus Sachsen erweitert. „Dabei haben wir uns bewusst nach außergewöhnlichen Weinen umgesehen. Der „Tausendsassa“ ist eine spannende Cuveé eines Winzers mit einer spannenden Biografie.“ sagt Kastenmeier. Sachsens „Neuer“ ist dabei in guter Gesellschaft – neben seinem Wein gibt es u.a. welche von Karl Friedrich Aust, Martin Schwarz, dem Weingut Schuh und von Klaus Zimmerling – und der Hauswein ist made in Proschwitz… Was man denn gut zu dem Wein essen könne, wollten wir von Silvio Nitzsche wissen – und die Antwort kam prompt: „Das sind potente Weine, die gefordert werden wollen – deswegen passen sie bei uns gut zum Käse – und ich denke, beim Gerd Kastenmeier ist er zu Krustentieren ein idealer Begleiter!“
Ein Tausendsassa eben, aber einer mit Wandelbarkeit. Wir hatten den 2016er bei einem Besuch in der WeinKulturBar kennen gelernt – und so aus der Erinnerung heraus sage ich mal: ein würziger trinkflussanregender Wein war das. Traminer und Riesling sind in der Cuvée, die im Stahltank ausgebaut wurde – da kann man sich schon denken, dass da die Bukettnoten Dank des Rieslings schön säuregepuffert sind. Zu unserem Treff im Weinberg brachte der Winzer eine Fassprobe des neuen Weins mit, der sicher noch ein halbes Jahr weiter reifen muss – aber nicht im Fass, sondern in einer Tonamphore. Die ist eigens für Alexandre Dupont de Ligonnès in Südfrankreich hergestellt worden und fasst 500 Liter. 70% Traminer und 30 % Riesling reifen hier gemeinsam – zwei Selbstdarsteller, bei denen der eine das Gerüst und der andere die Schönheit liefert. Noch passt nicht so recht zusammen, was später mal zusammen schmecken soll – deswegen reifen gute Weine ja auch, bevor sie in den Verkauf kommen. Der ungefilterte Wein, der zwölf Stunden auf der Maische lag, hat eine schöne Farbe und ist erstaunlich klar – wir sind gespannt auf den Sommer, wenn der fertig sein wird.
Auch noch in der Mache ist der zweite Weißwein, der MoMue heißt, weswegen wir mit dem Wissen um die vorhandenen Rebsorten messerscharf schließen: hier kommen Morio Muskat und Müller-Thurgau im Verhältnis 1:1 zusammen. Wieder eine Bukettsorte und ein Partner, die sechs Wochen auf der Maische lagen und jetzt im Stahltank reifen. Auch von diesem Orange-Wein hatten wir eine Tankprobe des aktuellen Jahrgangs – das wird, so wie es jetzt schon schmeckt – spannend!
Und was wird aus den Roten vom unteren Teil des Friedbergs? Der 2016er Spätburgunder kam in vornehmer Blässe in die Flasche, als Blanc de Noir. Der 17er wird sich zu seiner Farbe bekennen, er wird zusammen mit dem Zweigelt in einem 300-LIter-Tonei ausgebaut und später einmal unter dem Namen Sacrebleu in den Handel kommen.
Weinbau Alexandre Dupont de Ligonnès
Konkordienstraße 68
01127 Dresden
Tel. +49 17682054300
www.deligonnes.com
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