Die erste Begegnung mit der Bar Victoria hatten wir nach einem gemütlichen Aufstieg von rund tausend Metern im Tal des großen Königs – es gab das verdiente Wanderbier, und das war richtig richtig gut. Mehr sollte es nicht sein, denn das war ja nur die Zwischenstation auf dem Weg zur grandiosen Doña Efigenia. Keine neun Jahre später sind wir wieder in der Gegend und erinnern uns: in der Bar Victoria könnte man doch mal richtig einkehren und nicht nur vorm Haus sitzend Bier trinken.
Das Restaurante ist sehr rustikal, Wanderer und EInheimische kehren gleichermaßen ein und bilden ein nach-babylonisches Sprachgewirr. Die Karte ist viersprachig spanisch – deutsch – englisch – französisch, da kommen auch die niederländischen Nachbarn am Nebentisch mit klar. Das Ambiente ist rustikal, was sich nach der Bestellung mit den – wie man es in vornehmeren Restaurants nennen würde – Grüßen aus der Küche fortsetzt: es gibt zwiebackähnliches Brot und Butter einer niederländischen Firma, die sich selbst als „wichtigen Akteur in der Käse- und Streichfettbranche“ bezeichnet. Dazu das bestellte Wasser in der kühlen PET-Flasche und den Rotwein im Krug – aber nur ein Glas pro Person. Trennkost, sozusagen. Und kein Problem, denn so machen sie es auf Gomera in den Dörfern.
Die Karte mit ihren über zwanzig Positionen liest sich allerdings gut – wir entscheiden uns für Conejo Frito con Cebolla, Ajo y Pimiento (gebratenes Kaninchen mit Zwiebeln, Knoblauch und Paprika, 10 €) und Carne de Cabra en Salsa (Ziegenfleisch in Sauce, 10 €) und hatten bei der Bestellung mit dem Wirt noch en wenig über die Ziegenleber geplaudert, die auch auf der Karte stand – und wir gaben zu: da trauen wir uns nicht (wat de Buer nich kennt da frett he nich). Die Herausforderung nahmen Wirt und Küche an: Es gab, neben unseren bestellten Tellern, eine Probierportion von Higado de Cabra con Salsa – und es schmeckte richtig gut. Wir hätten uns trauen sollen! Obwohl wir dann natürlich die ebenfalls köstlichen Spezialitäten des Hauses verpasst hätten.
Beide Gerichte waren ausgesprochen schlicht – und schmackhaft. Das Kaninchen kein bisschen saftig, aber dennoch nicht zäh und faserig. Viel Knochen – wie auch bei der Ziege, die trotz Sauce (was ja auf irgendeine Art des Schmorens schließen lässt) ebenfalls nix Saftiges mehr mitbrachte. Aber: auch das schmeckte. Lag’s am Ort, weil es so und nur so stimmig war? Vielleicht. Mit der Leber als Nascherei zwischendurch war’s sogar richtig gut!
Bar Victoria
Carretera General de El Cercado
Chipude
38869 Vallehermoso
Santa Cruz de Tenerife, Spanien
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