Es gab Trüffel mit was drunter…

Zwei Gänge mit Trüffeln während der Kochsternstunden im Lenz Deli

Bei den Kochsternstunden, diesem winterlichen Verein zur Förderung des Bauchtums, sind wir es ja gewohnt viel zu essen. Und das meistens auch noch am Abend! Da fällt im diesjährigen Angebot ein Restaurant auf: im Lenz Deli & Café gibt es nur zwei Gänge – und die sowohl mittags wie abends. Wir machten uns also mittags auf nach Radebeul, um zwei Gänge lang zu schwelgen. Denn es gab Trüffel mit was drunter (25 €, je Wein 0,1 l 4 €).

Obrad Kovanivic, der das Restaurant quasi im Ein-Mann-Betrieb führt, also mal in der Küche steht und dann das selbst Zubereitete auch zum Gast bringt, hatte im Programmheft der Kochsternstunden angekündigt, „in der letzten Januar-Woche“ zu entscheiden, wohin die Reise geht – und woher die Trüffel zum Menü stammen. „Ich reise entweder ins Piemont oder nach Burgund. Das hängt von den Wetterbedingungen ab. Denn dadurch entscheidet sich die Qualität der Trüffel. Ich bin Ihre Trüffelnase. Es geht um unser gemeinsames Erlebnis“, schrieb er. Die Reise ging, wir haben natürlich nachgefragt, nach Alba.

Unser erster Gang klang freilich gar nicht italienisch, aber er weckte Erinnerungen: Kartoffelpüree, Spinat und Spiegelei klingt nach Mutterns Küche. Auf der Karte im Lenz gibt es allerdings zwei Zusätze: das (sehr feine, also kein Stampf) Püree hatte ein „getrüffelt“ vorangeschickt bekommen – und überm Ei und dem seidigen Kartoffelpüree kuschelten sich zartdünne Trüffelscheiben, im Menü schlicht als zusätzliche Zutat Trüffel aufgeführt. Nun werden ja, um das mal zwischendurch zu sagen, Trüffeln gerne überbewertet (und wer schon Martin Walker’s Krimi Schwarze Diamanten gelesen hat, wird Dank Bruno, Chef de Police im Perigord, einiges über mögliche Fälschungen kennen gelernt haben). Aber wenn die Knollen gut sind, dann riecht (und schmeckt) man sie – vor allem eben in Verbindung mit warmem Ei und cremigem Püree. Dazu tranken wir übrigens einen 2016 Weißburgunder vom Weingut Pfannebecker in Rheinhessen. Seit dem Jahrgang 2007 werden die Weinberge östlich von Worms ökologisch bewirtschaftet, alle Weine sind vegan. Der Weißburgunder ist ein frischer Ortswein und liefert den nötigen Schmelz zu diesem Gang (ohne den Spinat, der tut sich immer schwer – das ist Trennkost angesagt und das Tafelwasser kann zum Einsatz gelangen. Soll ja gesund sein!).

Lenz DeliWas geht noch mit Trüffeln? Natürlich Pasta! Feine Spaghettini mit Trüffeln lautet der zweite Gang in aller Schlichtheit – und wer beim Servieren erst einmal innerlich zusammenzuckt und sich denkt: ist ja nicht gerade üppig – der denkt zu schnell. Denn nach den Nudeln kommt der Hobelmeister und spachtelt reichlich Trüffel über die Nudeln. Die sind übrigens nicht nur warm genug, um den Trüffel zum Schmecken zu bringen – sie sind auch für sich genommen schon würzig. Warum? „Weil ich sie in Brühe koche und nicht im reinen Salzwasser!“ lautet die einfache Erklärung. Der hierzu empfohlene Wein war ein 2016 Chardonnay, Domaine La Croix Belle, Côtes de Thongue. Auch ein einfacher und ehrlicher Wein, aber erstens heißt einfach nicht dünn (im Gegenteil: schön fruchtig mit tollen Zitrus- und Quitte-Noten) und zweitens sind mir Weine, die man sich für alle Tage leisten kann, immer eine Empfehlung wert.

Wir haben dann nach dem Ende des Schwärmens kurz diskutiert, ob ein kleines Dessert nicht doch fein gewesen wäre. Der Chef meinte natürlich „nein“ – sonst hätte er es ja angeboten. Aber als Wortverdreher und Süßigkeiten-haben-einen-eigenen-Magen-Bekenner wäre mir eine Trüffel zum Espresso eine reizvolle Angelegenheit gewesen. Zumal diese süßen Verführer ja sogar ganz ordentlich in Sachsen wachsen…

Das Lenz Deli & Cafe
August-Bebel-Str. 26
01445 Radebeul

Öffnungszeiten (Stand Feb. 2018):
Mo–Fr 12-15 Uhr und 18-22 Uhr
Sa 9:30–15 Uhr und 18–22 Uhr

[UPDATE Sept. 2018: Restaurant geschlossen] [Besucht am 6. Februar 2018 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]


Hinweis:

Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

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