Rainer König kann ja Dinge sagen, ohne jemals den Mund aufzumachen. Kopfkino auszulösen ist sein Ding, und so kann er auch, als ungewöhnlicher Auftakt einer Pressekonferenz, eine zwanzig Jahre zurück reichende Assoziationskette auslösen, zurück bis in den September 1998. Da gab es in einer zurecht gemachten alten Scheune erstmals ein „Spektakel aus Bildern, Tönen und kulinarischen Genüssen“: die Geburtsstunde von Merlins Wunderland.
„Wilder Mann & Weißer Hirsch“ hieß das erste Programm. Die Protagonisten Dieter Beckert und Peter Till sind nach wie vor an Bord und bereiten für den 12. Oktober mit „Sternstunden der Menschheit – Die galaktische Dinnershow“ ein neues Programm unter anderem wiederum mit Rainer König vor. Bereits im September soll der 20. Geburtstag mit einer Reihe von Comedy-Shows ausgiebig gefeiert werden.
Die Idee zu Merlins Wunderland und der für Dresden (und das weite Umland) damals neuen Form der Dinnershow hatte Mirco Meinel. Er adaptierte, was 1990 Bernhard Paul, Hans-Peter Wodarz und Alfons Schuhbeck in München mit ihrem Spiegelzelt und der Dinnershow Panem et Circenses angestoßen und Hans Peter Wodarz 1993 mit dem neuen Programm Pomp Duck and Circumstance erfolgreich fortgesetzt hatte.
Dass Bedarf vorhanden war, wusste Meinel: Er hatte 1994 den Zarenkeller eröffnet (der seit 2015 Prinzenkeller heißt) und allzeit volles Haus mit Wartezeiten bis zu einem halben Jahr. „Den rustikalen Charakter wollte ich weiter tragen!“ erinnert sich Meinel, der die alte Scheune am Rand der damaligen Autobahnabfahrt entdeckte und bei der Renovierung selbst mit Hand anlegte („Die Fliesen habe ich selbst gelegt – man sieht es!“ schmunzelt er). Und auch den Scheinwerfer (es gab nur den einen…) bediente er bei der ersten Aufführung.
So war das vor zwanzig Jahren, in den wilden Zeiten. Seitdem hat sich das Wilde etwas gelegt, aber geblieben sind einige Eckpfeiler des Erfolgs (mehr als eine halbe Million Gäste waren bereits hier, viele von ihnen mehrere Male): die rustikale Küche einerseits und die dem Anlass gerechte Show andererseits.
Für die Küche ist seit sieben Jahren Andreas Kirsch zuständig. Er macht sein Ding gut und selbstbewusst: „Wir sind die Besten! Dazu stehen wir!“ sagt er und betont, dass alles frisch zubereitet wird. „Wir servieren unser „interaktives Menü“ nicht auf einzelnen Tellern“, erklärt Kirsch. „Die Suppen kommen in Kesseln und der Hauptgang in großen Schalen an den Tisch. Die Gäste bedienen sich gegenseitig, das beflügelt das Miteinander. Von Suppe und Beilagen gibt es gerne Nachschlag, und das ist meines Wissens einmalig.“
Einmalig ist auch das Theater. Es ist mit seinen zwei Bühnen und dem Tisch, an dem die Gäste zwischen dem Spiel essen und trinken, als verbindende Bühne eine Herausforderung für die Schauspieler. Mittendrin zu sein – das hat mit der traditionellen Guckkastenbühne nichts zu tun. „Wer im Merlin gespielt hat, kann auf jeder Bühne der Welt bestehen!“ sagt Rainer König und meint das ausnahmsweise bitterernst. Es gebe zwei Formen des Theaters an den Abenden: mal die reine Revue, mal Programme mit Handlung. Die sind natürlich dem Essen angepasst, also keine Hochkultur – „wir machen eher Trivialkultur“ meint Beckert, der zusammen mit Peter Till als Team Beulenspiegel die Shows schreibt.
Derzeit klabüstern sie die Jubiläumspremiere aus und liegen da in den letzten Zügen. „Sternstunden der Menschheit – Die galaktische Dinnershow“ ist bereits die achte Beulenspiegel-Produktion“ – und sie soll wie die vorherigen vor allem eins bringen: einen vergnüglichen Abend. Zu den Sternstunden der Menschheit gehören, soviel war schon jetzt aus dem dann kreisenden Raumschiff zu erfahren, sowohl der Sündenfall und der (vielleicht sogar damit im Zusammenhang stehenden?) alkoholischen Gärung als auch die Entdeckung der Elektrizität. Neben den Autoren spielen unter anderem Ludek Lerst (der Paganini aus Prag) und das Pantomime-Clowns-Duo Rainer König und Matthias Krahnert mit. Und wenn wir lesen, dass die Pole-Dance-Akrobatin Cara Julienne und die Sängerin Jasmin Graff ebenfalls mit von der Partie (Party?) sind, dann ahnen wir schon: das könnte ganz schön kurzweilig werden…
Die Premiere „Sternstunden der Menschheit – Die galaktische Dinnershow“ ist für den 12. Oktober 2018 geplant. In den Wochen zuvor gibt es zwischen 1. und 29. September bereits eine Serie von Comedy-Vorstellungen – Details zu Terminen, Künstlern, Preisen etc. sind auf der Wunderland-Webseite zu finden.
Merlins Wunderland
Zschonergrundstraße 4
01157 Dresden
Tel. 03 51/ 421 99 99
www.merlins-wunderland.de
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