Loulé: Vom Mercado zur Muttergottes

Ein Stadtrundgang voller kleiner Überraschungen und mit großer Hähnchenfreude

metrominuto

Was eine Metro ist, weiß man ja. Dass es (auf Alicudi) eine Treppenmetro gibt, erfuhren wir bei unserem Besuch dort 2014. In Loulé, der charmanten Marktstadt im Landesinneren der Algarve, fanden wir in der Markthalle eine Variante: die Altstadt aufgeteilt in ein Gitter mit touristisch attraktiven Punkten – und genauen Angaben zur Entfernung und der mutmaßlichen Gehzeit, was dem Plan den Namen gab: metrominuto. Lustige Idee – aber ach: wir sind ja nicht so strukturiert, dass wir brav die Punkte von Gittern ablaufen. Wir ließen uns durch Gassen und Gebäude treiben und waren (mit Pause) auch vier Stunden unterwegs – viel länger, als die metrominuto hätte ahnen lassen. Aber so ist das…

Tour Loulé Start

Die Minutenmetro hat die Markthallen als zentralen Punkt – aber wir mussten ja irgendwo parken. Da bot sich ein Parkhaus an, in dem das Parken auf der einen Ebene preiswert und auf der darüber nur halb so teuer war. Mittendrin liegt’s auch, direkt am Gerichtsgebäude von Loulé (Tribunal Judical de Loulé). Strenge Formen, klassizistische Elemente – aber es reichen zwei, drei Fotos mit gebührendem Abstand. Mehr Detailverliebtheit kommt aber schnell auf der Rua Maria Campina mit ihren typischen Mustern im Pflaster. Diese Calçada Portuguesa wurden im 19. Jahrhundert in Portugal populär (und wir sahen sie natürlich nicht nur in Loulé…).

Escultura Gente Feliz Dançando

Glückliche tanzende Menschen begegnen uns an der Praça da República, aber nicht live: die Skulptur Gente Feliz Dançando steht mitten im Kreisverkehr. Unten sitzt ein Akkordeonspieler, weiter oben (die Skulptur ist fast neun Meter hoch) tanzt ziemlich losgelöst ein Paar. Der niederländische Künstler Jits Bakker (1937–2014) hat diesen Blickfang aus Bronze und Stein 1998 geschaffen. Im Sommer gibt’s Wasserspiele dazu, aber im Winter haben Brunnen ja gerne Ruhepause.

Recherche-Helfer KI | Klicken öffnet mehr

Einige Anmerkungen an dieser Stelle zur KI als Recherche-Helfer: Herr Grok schrieb mir: „Leider konnte ich keine verlässlichen Informationen über den Künstler dieser Skulptur finden. Es scheint, dass entweder keine öffentlichen Aufzeichnungen existieren oder sie von einem lokalen Künstler stammt, dessen Name nicht breit dokumentiert ist“ – was ich monierte („Oh, das ist aber schade, dass du nicht richtig recherchiert hast. Die Skulptur „Happy People Dancing“ zu den Klängen des traditionellen Akkordeons der Algarve ist von Jits Bakker. Ausgeführt in Bronze und Stein, 8,80 m hoch, 1998. Habe ich in einer Minute gefunden!“). Das war dem Herrn KI Grok peinlich, im einsehbaren „Denkprozess“ las ich: „Zuerst muss ich zugeben, dass ich in meiner vorherigen Antwort nicht ausreichend gründlich war. Der Benutzer hat recht.“

Kollegin ChatGPT schrieb mir forsch und selbstbewusst: „Die Skulptur Gente Feliz Dançando (2004) stammt vom Künstler Tó Quintas, einem bekannten portugiesischen Bildhauer…„.  Muss man ja nicht glauben, und so ging ich in den Dialog: „Was ist die Quelle für diese Aussage: Die Skulptur Gente Feliz Dançando (2004) stammt vom Künstler Tó Quintas, einem bekannten portugiesischen Bildhauer. Und wo finde ich mehr über den bekannten portugiesischen Bildhauer?“  Die Antwort kam schnell und entschuldigungslos: „Die Skulptur „Gente Feliz Dançando“ in Loulé wurde vom niederländischen Künstler Jits Bakker geschaffen und am 16. Mai 1998 eingeweiht. … Die zuvor genannte Information, dass der portugiesische Künstler Tó Quintas der Urheber der Skulptur sei, ist nicht korrekt.“ – Tja.

Markthalle – Denkmal für António Aleixo | Klicken öffnet mehr

Mercado Municipal de Loulé

Die Markthalle Mercado Municipal de Loulé ist ein Hingucker – schon bei den glücklichen Tänzern gab es interessante Perspektiven mit den auffälligen roten Kuppeln im Hintergrund. Der Architekt Alfredo Costa Campos hat die Halle 1908 im neomaurischen Stil realisiert. Was man nicht sieht, sondern lesen muss: das Gebäude wurde auf den Resten der ehemaligen Stadtmauer errichtet. 2007 wurde der Markt aufwendig renoviert. Der historische Charme ist bei der Modernisierung geblieben, den zwar frischen, aber nicht mehr lebenden Fischen aber scheint’s egal zu sein…

Antonio Aleixo

Auf dem Weg zum nächsten angepeilten Fixpunkt der Stadtbesichtigung – der Burg – gab’s ungewollte Beobachtungshalts. Der erste war die Estátua de Antonio Aleixo vor dem Café Calcinha. António Aleixo ist ein 1899 in Loulé geborener Dichter, der für seine volkstümlichen Vierzeiler (quadras) bekannt ist. Die 1,42 m hohe Skulptur des Bildhauers Lagoa Henriques ist aus Bronze. In einem Text des Museu Municipal de Loulé (hier) lese ich, dass die Skulptur „seit ihrer Einweihung am 16. November 1989 (Anm.: dem 40. Todestag des Dichters) im Stadtpark von Loulé“ steht – ich gehe also davon aus, das der hier abgelichtete Volkspoet vor dem traditionsreichen Café Calcinha eine Kopie ist. Passen würde der Ort, denn der Künstler hat sich genau davon inspirieren lassen: der Dichter auf einem Stuhl sitzend – in der gleichen Position, in der er oft am Tisch im Café Calcinha saß, während er seine Gedichte improvisierte. Neben der Skulptur steht übrigens ein Tisch, auf dessen Platte Auszüge aus seinem Werk eingraviert sind. Ein Beispiel? Bitte: Der Mensch träumt; / er träumt sich durchs Leben… / und aus diesem goldenen Traum / wacht er erst auf, wenn er stirbt!

Am Wege

Gleich nebenan könnte man schnell vorbei gehen an der Kleinen Kirche Nossa Sra da Conceição, so unauffällig gibt sie sich – nach außen. Ganz anders sieht’s im Inneren der Kirche aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhundert aus: sie enthält Azulejos (bemalte Kacheln), die Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria darstellen, sowie vergoldete Holzschnitzereien am Altar, die typisch für die portugiesische Barockkunst sind.

Der Convento do Espíroto Santo wurde 1684 als Nonnenkloster der Franziskaner gegründet. Nach der Auflösung der Orden in Portugal (1834) wurde es säkularisiert, heute ist es ein Kulturzentrum. Nicht zu übersehen ist die 45 m hohe Norfolk-Tanne – sie soll über 200 Jahre alt sein.

Castelo mit Museu Municipal Loulé | Klicken öffnet mehr

Castelo

Das Castelo de Loulé stammt aus der maurischen Zeit, wahrscheinlich dem 12. Jahrhundert, als die Region unter der Herrschaft der Almohaden stand. Es wurde 1249 von den Truppen des portugiesischen Königs Afonso III. im Rahmen der Reconquista erobert. Die Burg besteht aus einer Mauer mit drei Türmen, von denen zwei erhalten sind. Sie zeigt Merkmale mittelalterlicher Militärarchitektur wie schmale Schießscharten und eine strategische Lage. Archäologische Funde, darunter Keramiken und Münzen, deuten darauf hin, dass der Ort bereits vor der maurischen Besatzung genutzt wurde, möglicherweise von den Römern oder Westgoten.

Museo

Der geringe Eintritt (1,62 €!) für das Museu Municipal de Loulé lohnt sich, denn in drei Abteilungen kann man bedeutende archäologische Funde einerseits, aber auch ganz normale (alte) Gegenstände des Alltags bewundern. Die umfangreiche Sammlung ist liebevoll gemacht und zeigt u.a. ein Brett zum Ausrollen von Brotteig, Besteck und Küchenutensilien aus Aluminium, einen Mühlstein zum Mahlen von Mais, Teller, Platten und Töpfe aus Kupfer.

Die (dicken…) Mauern der Anlage kann man übrigens auch ohne Museumsbesuch besteigen und sich den Wind um die Nase wehen lassen. Aussicht: fabelhaft. Fotomotive im Nahbereich: alte Dächer. Und etwas weiter weg schon mal ein Blick auf Augenhöhe Richtung Santuário de Nossa Senhora de Piedade. Aber das machen wir eh nicht mehr zu Fuß, sondern steuern es auf dem Rückweg mit dem Auto an.

Largo São Francisco

Nach dem Castelo wollten wir ein wenig laufen, schafften es aber nicht wirklich weit, weil die Igreja de São Francisco unsere Aufmerksamkeit erregte. Diese Kirche wurde im späten 18. Jahrhundert fertiggestellt und zeigt barocke Merkmale wie eine geschwungene Fassade und soll innen reich dekoriert sein – aber wir kamen nicht rein, weil geschlossen. Offen war dafür aber am anderen Ende des Platzes die Rua 5 de Outubro, eine der ältesten Straßen Loulés. Die Häuser stammen größtenteils aus dem 19. Jahrhundert und zeigen einfache, funktionale Architektur mit geweißten Wänden und Holzbalkonen.

Restaurante Flôr da Praça | Klicken öffnet mehr

Restaurante Flôr da Praça

Wir waren nun schon einige Zeit unterwegs und dachten so vor uns hin: ein typisch portugiesisches Restaurant ohne Tourifallen wäre doch jetzt was Feines. Und da standen wir dann plötzlich wieder an den Markthallen und sahen freie Tische vor dem Restaurante Flôr da Praça. Markthallen-Restaurants wären ja eine noch zu vertiefende Kategorie – wir hatten schon die eine oder andere gute Erfahrung gesammelt. Und richtig: drinnen ging’s laut und portugiesisch zu, wenn da Touris waren, dann in der Minderzahl. Draußen waren wir allein, typisch Touristen eben: kaum scheint die Sonne, müssen sie raus.

Der freundlich lachenden Servicefrau war’s egal! Sie brachte uns den Hauswein, die Oliven, das Brot – und Frango Piri Piri, von dem wir noch lange schwärmten. Im Prinzip ist’s ja nicht mehr als ein gegrilltes Hähnchen, in mehr oder weniger gut aussehende Teilstücke geschnitten. Die scharfe Chili-Marinade, die dem Hähnchen Geschmack gibt, macht dann den Unterschied: zu scharf, zu mau – oder eben gerade richtig. Und ob das Fleisch saftig ist oder dröge wie norddeutscher Humor, ist der zweite wichtige Punkt. Hier passte es in be-merken!-swerter Weise, und ungewollt wurde das dann die Benchmark für weitere Frango Piri Piri-Versuche andernorts (Spoiler: bislang nicht geschlagen)

Restaurante Flôr da Praça
R. José Fernandes Guerreiro 44
8100-598 Loulé

Tel. +351 937 087 623
Reservierungen: thefork.pt

|Besucht am 29. Januar 2020 | Unsere Restaurantbesuche an der Algarve]

Jardim dos Amuados | Klicken öffnet mehr

Kirchen

Der Verdauungsspaziergang führte uns als erstes zu einer kleinen Gartenoase mit dem schönen Namen Jardim dos Amuados. Warum dieses Kleinod mit Palmen und einem schönen Aussichtspunkt schmollend, grummelnd oder sonstiwe mürrisch sein soll, weiß keiner so richtig. Meine beiden Freunde aus Künstlich-Inzelligenzien verbleiben im Ungefähren („Der poetische Name lädt zum Schmunzeln und Nachdenken ein“ – Chatty) oder im Fabulösen („Sein Name „Garten der Schmollenden“ könnte auf eine lokale Anekdote hinweisen, die jedoch nicht dokumentiert ist“ – Groky).

Direkt neben dem Gärtchen befindet sich die Hauptkirche Igreja Matriz de São Clemente, die wir aber (wie alle folgenden) nur von außen betrachteten – die Anguckluft war raus. Also vielleicht beim nächsten Mal, Nossa Sra do Pilar, Porta e Cruzeiro da Misericórdia und Igreja da Graça

Santuário de Nossa Senhora de Piedade | Klicken öffnet mehr

Santuário de Nossa Senhora de Piedade

Das Heiligtum der Schutzpatronin von Loulé – Santuário de Nossa Senhora de Piedade – befindet sich etwas außerhalb der Stadt auf einer Anhöhe. Die große weiße Kuppel ist weithin sichtbar – sie gehört zum Neubau, der 1987 geweiht wurde. Die Capela de Nossa Senhora de Piedade hingegen stammt aus dem 16. Jahrhundert (genauer: 1553), sie wurde beim Erdbeben 1755 teilweise zerstört. Nun steht sie irgendwie klein und von auen unscheinbar vor der gewaltigen Pilgermuschel – die Nichtbeachtung hat sie nicht verdient.

Jedes Jahr zu Ostern pilgern während der Procissão da Mãe Soberana, der größten religiösen Prozession der Algarve, Tausende Gläubige zu diesem Heiligtum.

Karte mit wichtigen Haltepunkten

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