Hummer mit handgerollten Makaruni

Fine Dining im Nigra – mit Blick auf die Altstadt von Korčula

Nigra

Hummer wird eindeutig überbewertet. Einerseits. Aber andererseits gibt’s ihn ja auch nicht so oft, zumal wirklich frisch nicht. Was soll’s – ein bisschen Arbeit beim Essen hat noch nie geschadet und die niedlich kleinen Lobster von Korčula sind ja wie gemacht für zwei. Zumindest wenn jede*r eine Vorspeise hat und irgendein Dessert danach die Sache abrundet. Also ließen wir es uns zur Mittagszeit im Nigra in Korčula gut gehen.

Wir hatten uns das Restaurant schon bei den Reisevorbereitungen ausgesucht, weil es nicht im trouristischen Trubel der Stadt Korčula liegt, sondern etwas abseits – dafür mit bestem Blick auf die Schokoladenseite der historischen Altstadt. Es gibt eine Terrasse überm Wasser (unten drunter, leicht rechts wie links, kann man baden) und einen Raum im ersten Stock. Wir wählten – mittags! Sonne! – den Wasserplatz unterm Sonnenschirm. Die Karte ist klein, überschaubar und liegt preislich über dem Niveau, das man den meisten Touristen in der Altstadt zumutet. Aber dafür gibt’s auch Qualität, das Nigra ist nicht beliebig – weder beim Essen noch beim Service.

Der Erstkontakt ist natürlich der Service. Wir waren zu früh, kamen eine halbe Stunde vor der Öffnung an diesem Tag – aber das wäre egal gewesen: „Wir machen halb zwei auf, aber Sie können sich setzen und was trinken bis dahin!“, sagte uns die Bedienung. Nettes Angebot, aber die Arbeitsvorbereitung in der Endphase zu stören ist doch doof, also sagten wir: den Tisch an der Ecke der Terrase nehmen wir und kommen, wenn’s los geht! Zu entdecken gibt’s ja auch außerhalb der Hotspots immer was, beispielsweise das Franziskanerkloster, das wir tags zuvor schon aus ganz anderer Perspektive gesehen hatten. Und lauter kleinste Badestrände gibt es auch (für die Unentwegte), mit Sitzbänken drüber (für den Fotografen).

Wer glaubt, dass kleine übersichtliche Karten die Auswahl erleichtern, irrt. Denn wenn sich alles gut liest, sind auch zehn Gerichte (Vor-, Zwischen-, Hauptgänge) plus zwei Desserts ein Problem. Also ließen wir uns beraten und landeten bei einer Vorspeise für jede*n und eben dem Hummer, der sich bei geschätzten 400 g ganz gut durch zwei teilen ließ. Auch beim Wein folgten wir dem Rat unserer Bedienung: der Pošip vom Weingut Krajančić sollte es sein (leider nur glasweise, denn wir mussten ja noch mit dem Auto ans andere Ende der Insel zu unserer FeWo fahren…). Wir hatten den 2024er Jahrgang, der uns (nicht zum ersten Mal bei einem Pošip) an einen Traminer der guten, nur leicht blumigen Art erinnerte und Vorspeisen wie Hauptgang bestens begleitete.

Das Essen startete mit einem Küchengruß, der einerseits das ortsübliche Couvert (zum ortsunüblich hohen Preis von 6 €) abdeckte, andererseits aber geschmacklich bemerkenswert war: Safran Arancini mit Rotkohlsalat und hausgemachter Mayonnaise stand auch auf der Tagestafel (da: 10 €) und war etwas zum Nachmachen – wenn man es denn so geschmackvoll-erfrischend hinbekommt. Die Vorspeisen waren maritim: Jakobsmuscheln (auf den Punkt, herrlich!) auf einem herausfordernd grünen Spiegel von Zucchini-Creme, dazu gegrillte Zucchini und kleine Stücke von herzhaftem dalmatinischen Schinken – ein Mini-Surf&Turf quasi (21 €). Der Oktopus kam im Tempura und lag auf einer sehr würzigen Tomaten-Concasse mit roten Zwiebeln und Kapern: eine tolle Salsa, der Oktopus inside war auch perfekt – lediglich die Tempura hätte nach unserem Geschmack ein wenig mehr Bräune (und dadurch Biss/Geschmack) verdient. Die vornehme Blässe enttäuschte, vermieste uns aber keineswegs die Genusslaune (18,50 €).

Sensationeller als den Hummer empfanden wir die handgerollten Makaruni in dalmatinischer Salsa. Viel Hummer-Fleisch ist da ja nicht, aber nach getaner Arbeit fügte es sich wunderbar mit den Nudeln und der Sauce dazu. Die schmeckte – wahrscheinlich nicht von Haus aus, aber durch den Hummer-Kontakt und das ausgelöste Fleisch – sogar ein wenig nach Schalentier. Die Makaruni, angeblich in dieser Machart eine Spezialität des Dorfes Žrnovo (ungefähr 4 km südlich von der Gaststätte), nahmen sich der Sauce perfekt an – so ein kleines durchgehendes Rohr ist ja eine dankbare zusätzliche Oberfläche. Unnötig zu erwähnen, dass die Pasta so al dente war (und blieb!), wie man sich das wünscht (24 €/100 g Hummer).

Dessert geht immer! Man hat die Wahl zwischen Tiramisu und Schoko-Brownie mit selbstgemachtem Eis. Den nahmen wir – und waren mehr als zufrieden…

Nigra – Kitchen & Wine
Put Svetog Nikole 25
20260 Korčula

Tel. +385 98 925 4406
restaurantnigra.com

[Besucht am 7. Juni 2025 | Unsere Restaurantbesuche in Kroatien]

.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*