Gas geben vor dem Umzug

Kochsternstunden 2016: Brasserie Ehrlich

Brasserie Ehrlich

Mal eben spontan vorbeigehen und – vielleicht sogar im größeren Freundeskreis – einen freien Tisch erwischen wollen: das war schwer in diesen Tagen in der Brasserie Ehrlich. „Wir sind ausgebucht bis zum Gründonnerstag!“ hatte uns Nadine Butter auf Nachfrage geschrieben, als wir unsere längerfristig geplante Zweiplatz-Reservierung ausdehnen wollten. Die Kleinheit des Ladens bringt aber nicht nur den Nachteil mit sich, gegebenenfalls keinen Tisch mehr zu bekommen, sondern hat vor allem den Vorteil, individuell bedient zu werden. Stephan Fröhlich (allein) in der Küche und Nadine Butter (allein) im Service wissen, was sie sich zumuten können und sagen konsequent Stop!, wenn es zu viel wird. Chapeau!

Die Zwei von der Brasserie Ehrlich, im Mai 2013 neu eröffnet, von uns seitdem immer wieder gerne besucht, haben während der Kochsternstunden noch einmal richtig Gas gegeben: Ab 27. März ist geschlossen – weil die Brasserie umzieht in ein neues Domizil und dann im Mai im Wiesenweg 1 in Freital-Wurgwitz wieder aufzumachen. Das Menü gab’s in drei, vier oder fünf Gängen (39 € / 46 € / 57 €), mit (bei so einer kenntnisreichen Sommeliere dringend empfohlenen!) Weinbegleitung dann 58 € / 65 € / 82 €.

Mit einem Salat von bunter Bete, gebackene Kichererbsen, Sauerrahm und Gurke startete (nach einem schmelzigen Gruß aus der Küche…) der offizielle Teil des Menüs. Ein optisch geschickt arrangiertes Türmchen, das farblich wie geschmacklich erste feine Akzente setzte. Den passenden Wein dazu zu finden, ist ja prinzipiell bei Salaten mit mitgebrachter Säure ein Vabanquespiel. Der von Nadine Butter beim Winzer Stefan Bönsch eigens für das Kochsternstundenmenü bestellte Spätburgunder Blanc de Noir, Qualitätswein b.A. Sachsen hat’s aber gepackt. Unfiltriert wollte sie ihn, unfiltriert bekam sie ihn. Das machte (wir kennen auch die filtrierte Version!) den Wein ein My spannender und ein Großteil trinkiger. Fanden wir und taten dergleichen.

Das Pot au feu vom Schwarzfederhuhn, Holunder-Rotkohl-Raviolo und Kren war ein sehr sehr kräftiges Süppchen, das im Topf mit Deckel serviert wurde. Als der gelupft wurde, dampfte und roch es gewaltig. So kann man auch mit kleinen Sachen den Gästen eine Freude machen. Nein, im Ernst: ein sehr geschmacksintensives Pot au feu ist das, bei dem der frisch eingeriebene Meerrettich eine sehr angenehme Schärfe ins Spiel bringt. Beim Zwischengang – Geflämmte Meerforelle, Nussbutter, Spinat und Zitronenvinaigrette war die Zitronenvinaigrette das Tüpfelchen auf dem i – aber nur im Zusammenspiel mit der Nussbutter. Zusammen umschmeichelten die beiden Spinat (da muss man nicht erwähnen, dass der superprima gegart war, ist doch selbstverständlich, oder?) und die Forelle. Wieder waren wir gespannt, was es dazu zu trinken gäbe – und waren erst einmal überrascht, einen Rosé zu bekommen. Der 2014 Pino_& Co, QbA Rheinhessen vom Weingut Dreissigacker ist hauptsächlich ein Spätburgunder und zwei Prozent Co-Anteil vom St. Laurent mitbringt. Ein spritziger Rosé, aber was außer Gutes will man denn von Jochen Dreissigacker auch erwarten?

Hatte ich schon erwähnt, dass Nadine Butter eine vorzügliche Sommeliere ist? Jedenfalls brachte sie als nächsten Wein 2013 Rot Hügel, QbA Franken vom Weingut Bickel-Stumpf und damit schon wieder was von einem Lieblingsweingut. Diese kräftige rote Cuvée (Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, Domina, Spätburgunder) hatte was Rauchiges und blieb lange präsent – mithin ein wunderbarer Begleiter zu Filet und Bäckchen vom Rind, geschmorte Rüben, Preiselbeeren und Kartoffelcreme. Superzartes und perfektes Filet, mal wieder Bäckchen und uns insgesamt dann doch etwas zu viel auf dem Teller – aber da hören wir ja immer wieder, dass „die Anderen“ immer brav alles aufessen, wir für Mengeneinschätzungen also kein Maßstab sind. Andererseits: Vom Dessert (Holzofen-Meringue, Bauernrahm, Walnüsse und Portwein-Cassis-Eis) hätten wir ja am liebsten zwei oder drei genommen, weil das so hammertoll war. Und natürlich hätten wir dann auch zwei oder drei Gläser von der 2014 Süße Lese, QbA Rheinhessen, vom Weingut Bunn genommen, weil die Lisa B. dem Wein mit nur 8,5 % alc ja die Einladung zum Weitertrinken quasi mit auf den Weg gegeben hat.

Brasserie Ehrlich
Chemnitzer Straße 84
01187 Dresden

Tel. 0351.30934232
www.brasserie-ehrlich.de

Geöffnet:
Di – Sa ab 18 Uhr | Ab 27. März geschlossen, ab Mai dann im neuen Domizil

[Besucht am 15. März 2016 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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