Der Italiener als solcher ist ja sehr berühmt wegen seiner Lebensart, die natürlich auch mit Essen und Trinken zu tun hat und mit den Orten, wo man dies tut. Die Tasse Espresso am Morgen (am Vormittag, am Nachmittag) an der Theke stehend eingenommen ist ein preiswerter und köstlicher Genuss. Mit 80 Cent ist man dabei und kann darob wahrlich nicht meckern. Gegenüber von unserem Hotel, auch das gibt’s, wollte man zwei Euro von dort im Hotel wohnenden und drei Euro von fremden Gästen – was der Dame an der Espressomaschine aber selber peinlich war…
Apropos Hotel: Wir hatten, nomen es omen, ein Hotel namens Romae gefunden. Der Preis unseres Zimmers laut Schranktüraushang: 210 Euro. Bezahlt haben wir (bei Buchung via HRS) 54 Euro – Frühstück inklusive. Den Preis war es allemal wert: Es liegt zentral unweit des Bahnhofs Termini und dennoch relativ ruhig, das Personal (lauter junge Typen, die alle hervorragend englisch reden) superfreundlich, es gibt eine Bar mit freiem Kaffee und auf dem Zimmer WLAN – auch umsonst. Die Zimmer sind klein, das Bad sehr klein, der Aufzug dahin extrem klein – aber alles ist sauber und nett eingerichtet.
Das Frühstück gab’s nebenan in der Trattoria Mama Angela. Gleich hinter der Tür saß eine Frau, die ich mal „typisch italienische Mutti“ nenne, obwohl sie eigentlich schon eher eine Oma war. Sie hatte den Wettbewerb für grimmiges Gucken unangefochten gewonnen und streckte jedem, der reinkam, die Hand entgegen, um den Frühstücksbon abzufassen. Und wehe, man schlich an ihr vorbei! Nicht dass sie aufsprang (das ging nicht, Gesetze der Masse und der Altersträgheit): Sie machte ihre Bedienung spitz, und die musste die Tickets eintreiben. Das Frühstück selbst war sehr italienisch: Kuchen, Weißbrot, nichtssagender Kaffee, geschmacksneutraler Käse, eine Wurstsorte und einige Plastiktöppe mit Marmelade – aber besser als nichts. Und für die Zeit danach gibt’s ja die Espresso-Bars.
Zu den berechtigten schönen Vorurteilen gehört, dass das italienische Leben sich draußen abspielt. Also saßen wir, am 9. Januar, nachmittags draußen, wie alle mit Mantel an, aber glücklich. Einen Weißweinkühler mussten wir nicht verlangen, aber für Rotwein wäre es deutlich zu kühl gewesen! Zum Glas Wein (drei Euro) bekamen wir einen ordentlichen Topp mit Erdnüssen – ein netter Ohnmachtshappen auf dem Weg zum richtigen Essen. Der Espresso kostete für uns draußen Sitzende 1,50 – auch in Ordnung!
Abends sind wir im Restaurant Edy gelandet – nicht weit von der spanischen Treppe, noch näher an der Via Margutta mit all den Antiquitätenläden – und exakt in der Vicolo del Babuino 4. Wir kamen glücklicherweise etwas zu früh für italienische Verhältnisse – um acht geht da noch keiner aus, und es war erst halb acht also wir hungrig dort strandeten. Ab neun Uhr ist dann aber der Bär los – viele Italiener, was immer ein gutes Zeichen ist. Am Tisch neben uns feierte eine Familie aus der Nachbarschaft. Zuerst kam Mama nebst Tochter, dann diverse Mannsleute, noch eine Frau und zum Schluss: Luigi. Was für ein Mann! Das Haar zum Zopf gebunden, rotbestrumpft (sah aus wie eine Strumpfhose) und sofort Mittelpunkt des Clans. Sie haben gut getafelt, wir aber auch: Carpaccio und Gebackene Auberginen mit Parmesan. Zum Hauptgang gab’s für Mutige Lammhirn in Bierteig und Rinderfilet in Pfeffersauce – beides sehr ordentlich. Der Service auch hier sehr nett – beim nächsten Rom-Besuch sind wir wieder da, garantiert!
Ein Kriterium für gutes und nicht überteuertes Essen ist sicher der Besuch von Einheimischen. Wenig effekthaschende Beschilderung draußen und eher helles Licht drinnen sind andere Hinweise. So fanden wir für den Mittag unseres zweiten Tages das Ristorante Tre Archí in der Via dei Coronari 233 (auf dem Weg zu Engelsburg und Vatikan, vom Pantheon kommend). Hier saßen hauptsächlich Geschäftsleute, die Bedienung – wie fast immer in Rom: ein Mann – mischte auch in der Küche mit. Es schmeckte wirklich römisch-gut: Antipasti misto (ein Teller für zwei), Involtini (Kalbsroulade!) und Spinatflan.
Man kann auch reinfallen bzw. es nicht ganz so nett treffen: Abends im Szeneviertel Trastevére glaubte ich, dass uns die Vinothek Rucantino vor dem Verdursten retten könnte und ließ mich auch von dämmrigem Funzellicht nicht abschrecken. Es war ziemlich leer, als wir kamen – und noch leerer, als wir nach einem Glas Wein gingen. Der preiswerteste Wein aus dem offenen Angebot kostete 5 Euro pro kleinem Glas, natürlich gab’s hier keine Nüsse gratis dazu. Besser als die Hausweine, die es andernorts gab, war das auch nicht unbedingt – und auch nicht wirklich gemütlicher.
Wir fanden dann für den Restabend Gino di Trastevere: Grelles Licht! Jahrgang 1951 – ein guter! Alte Kellner mit freundlichem Gesicht! Laut lachende Geburtstagsgesellschaft mit drei Männern und drei Frauen, genau so getrennt sitzend! Holzofenpizza! Hauswein für 9 Euro – aus der eigens etikettierten Flasche! Kochen können sie da auch: Pulpo frittiert und als Salat, beides köstlich (die frittierte Variante ein Gedicht!), Pizza mit hauchdünnem Boden und schwarzem Trüffel bzw. Büffelmozarella und Tomaten, und dann ein selten gutes Tiramisu und ein Tartufo. Zwischendurch nette „Salute!“ zum fröhlichen Nachbartisch – italienische Abende können einfach nur nett sein!
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