Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht.
Wir sind dabei, die Fotos neu einzubinden, aber das kann etwas dauern – sorry.
Monte Sant’Angelo liegt ein wenig im Landesinnern vom Gargano. Der 15.000-Einwohner-Ort gilt als Wallfahrtsort der Superlative, was auf jeden Fall stimmt, wenn man die Beliebtheit bei Touristen als Maßstab nimmt. Wirkliche Pilger hingegen mag es geben, aber nicht an diesem Tag. Das lag vielleicht daran, dass die Stadt ihren Höhepunkt gerade hinter sich hatte: das Patronatsfest ist am 8. Mai, wir waren am 14. da. Aber der Erzengel Michael zieht auch so, und gleich neben dem Busparkplatz lassen die Touri-Nepper mit wattstarkem Ethno-Disco-Pop die Luft vibrieren. Da hilft nur: Ohren zu und durch. Um die Ecke in der Seitengasse wird es ruhig, es gibt uralte Gassen mit ebenso alten Häusern: Die Reihenhäuser im Stadtviertel Rione Junno haben schon einige Jährchen auf dem Giebeldach – aber ihre Wirkung bei der Einfahrt in die Stadt ist ebenso unvergleichlich wie beim Bummel durch die Gassen.
Die Grottenkirche des Erzengels ist natürlich das erste Ziel. Der Erzengel Michael (auch zuständig für den Mont Saint Michel – das war aber vor seinem Italientrip) hatte die Grotte quasi eigenhändig geweiht – als ein sehr zögerlicher Bischof (ihm waren Michaels Worte, obwohl mit Engelszungen vorgetragen, nicht geheuer) mit einigen Mitchristen im Jahr 493 erstmals die Grotte betrat, fand er sie „himmlisch erleuchtet“ vor. Eine sehr schöne etwas verwirrend dargestellte Nacherzählung gibt es dazu auch im Netz.
Wir fanden die Grotte eher angemessen spärlich beleuchtet vor. Wie offensichtlich fast immer, fand gerade ein Gottesdienst statt. Die touristischen Heerscharen pilgerten in nicht enden wollender Schlange, immer rechts an der Wand lang, mehr oder minder andächtig vorbei, kümmerten sich mehr oder meist weniger um das Fotografierverbot, machten am Ende der Grotte einen U-Turn und gingen den gleichen Weg zurück – immer noch an der rechten Wand, die nun aber die gegenüberliegende von vorhin war. Dort drängten die Grottenansteher unaufhörlich nach – Alltag im Heiligtum, ist doch normal.
Die Stadt ist, wenn man aus den Touri-Strömen ausgebrochen ist, bezaubernd. Nahezu allein schlenderten wir – bei meist eher durchwachsenem wolkenverhangenen Wetter, um das auch einmal zu schreiben – durch die verwinkelten Gassen und erfreuten uns an Treppen, Wäscheleinen, Balkonen und Blumen – auch solchen, die aus dem Gemäuer sprossen. Das volle italienische Programm, wenn man so will.
Es gibt noch eine Menge anderer Kirchen, und links und rechts des (nach all der Einsamkeit beim Stromern abseits der empfohlenen Pfade) sehr geschäftigen Corso Vittorio Emanuele sieht man den einen oder anderen Palazzo – freilich erkent man die Prachtbauten aus dem 18. Jahrhundert nur bei genauem Hinsehen (Türen! Bögen! Erker!) oder wegen der erfreulich oft angebrachten Hinweisschilder, die einen (auf italienisch und englisch) dann auch noch ein wenig über die Geschichte des jeweiligen Hauses schlau machen.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz (keine Abzocke: 2,50 mit unbegrenzter Parkdauer) stehen vor einer Trattoria zwei Männer, die uns den Durst ansahen. Ob wir nicht hinein gehen wollten? Wir wollten – und stellten fest, dass der Laden eigentlich noch gar nicht auf hatte – alles dunkel drinnen. Nur die Tür stand offen – hatten wir das nicht schon einmal? Aber für uns wurde Licht angemacht, der Wirt – einer der beiden draußen vor der Tür – stapfte in den Keller und kam mit zwei Glas Rotwein wieder, servierte dazu zwei Anis-Brezel, fragte, ob wir nicht zum Essen bleiben wollten. Nein? Der andere kam rein und lobte das Haus und wie sehr es sich doch lohnen würde, hier zu essen. „Aber wir müssen doch noch bis nach Vieste und würden gerne im Hellen fahren, um etwas von der Landschaft zu sehen!“ Na, das ist doch ein Argument: kein Problem, macht zwei Euro zusammen!
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