„Komm!“ lockt das Restaurant mit seinem Namen – allerdings auf spanisch. So waren nur vier Paare im äußerlich eher tristen und innen designermäßig bis zum Besteck durchgestylten „Ven“. Platz wäre für 120 gewesen, und so beschäftigten sich drei der fünf anwesenden Servicekräfte ab kurz nach acht mit dem Ausheben der Gedecke und ab neun mit dem Säubern der Theken, die am nächsten Morgen das Frühstücksbuffet präsentieren sollten.
Unsere Bedienung hingegen agierte wirklich gut – wobei wir der Praktikantin, die hier demnächst ihre Lehre beginnt, von Herzen wünschen, dass sie ihre frische und natürliche Art behält und nicht in die distanziert-affektierte Hotelfloskelsprache verfällt. Wir sehen da gute Chancen!
Anfang des Jahres hat das Innside der spanischen Hotelkette Meliá mit seinem Restaurant eröffnet. Zum Druck von ausreichend Speisekarten hat es offensichtlich bis heute nicht gereicht: Wir bekamen zweimal einen Zettel mit dem Tagesmenü (drei Gänge inklusive Aperitif für 29 Euro) und nur eine richtige Menükarte (zwei Vorspeisen, vier Hauptgerichte, zwei Desserts). Den Drink vorweg beim Angebotsmenü nimmt man im sechsten Stock ein – in der Bar „Twist“, die im Hoteljargon „spektakuläre Aussichten auf die steinerne Kuppel der Frauenkirche“ bietet, in Wirklichkeit aber den Zipfel der Kirche recht unspektakulär über dem Hotelzweckbau erkennen lässt. Spektakulär sind allerdings die Preise in der Bar – sie werden lediglich noch getoppt durch die Kalkulation der Weine im Restaurant: Dort gibt es ungewöhnliche 0,15 Liter zum gefühlten Preis von 0,25 Litern, auch die Flaschenpreise sind mit überdurchschnittlichem Aufschlag nicht freundlich kalkuliert.
Das Essen hingegen war, sieht man von den kleinen zu trockenen Brötchen und dem als Highlight annoncierten Gruß in der Küche ab, der als Brot-Käse-Winzling eine Lachnummer war, seinen Preis wert! Beim Tagesmenü gefiel der pikante „Capuccino vom Hummer“ und das zwar dünne, aber dennoch perfekt gebratene „Rinderfilet mit Kartoffelkrapfen mit sautierten Kaiserschoten“. Und in bester Erinnerung bleibt ein saftig-würziges „Porco Iberico auf Olivenkartoffelpüree sowie geschmorten Thymianäpfeln und Knoblauch-Zimtjus“. Aufs Dessert sollte man auf keinen Fall verzichten: Sowohl das fruchtig-leichte „Joghurt-Limettenmus mit Haselnusskrokant“ als auch der hübsch anzusehende und verführerisch köstliche „Turm von Waldbeereneis und Blätterteig mit exotischem Früchte-Gratin“ waren wirkliche Highlights.
PS:
Wenn man schon so supergut sein will, warum gönnt man sich dann in einem Vier-Sterne-Haus nicht Kartenschreiber, die wissen was sie tun? In der Weinkarte finden wir eine Flaschengährung und den immer wieder gern so falsch geschrieben Weisswein. Wackerbarth und Proschwitz tauchen auf der gleichen Karte einmal als Schloss und dann als Schloß auf. Beim Tagesmenü ist das doppelte mit beim „Rinderfilet mit Kartoffelkrapfen mit sautierten Kaiserschoten“ so unnütz wie die Zuccini falsch sind. Und auch der im Original so beschriebene „Turm von Waldbeereneis und Blätterteig mit exotischen Früchte Gratin“ steht grammatikalisch nicht auf sicherem Fundament.
VEN Restaurant & Bar
Salzgasse 4
01067 Dresden
Tel. 0351 / 795150
http://www.ven-dresden.de/
Update Januar 2012:
Es gibt einen neuen Koch und alles soll besser sein – wir müssen wohl wieder mal hin waren wieder da!
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