Man kann ja gar nicht genug jammern über die Ignoranz von Hotel-Architekten, die die Restaurants ohne eigenen Außenzugang im Gebäude verstecken. So muss, wer das Intermezzo im Kempinski Hotel Taschenbergpalais besuchen will, sich auskennen oder den langen Weg von der Rezeption durchs Haus wählen. Zugegeben: Eine Qual ist das nicht, durchs Vestibül zu gehen, vorbei an der wunderbaren Treppe des Barock-Baumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann: Ein wenig stimmt der Spaziergang durch das Anfang der 90er Jahre wieder aufgebaute Palais ein auf das Essen im Intermezzo.Im Restaurant geht es gediegen zu – der Name Kempinski verpflichtet, leider aber auch zu Luxusniveau bei den Preisen. Natürlich ist sofort jemand da, der einem die Mäntel abnimmt, während ein anderer den Weg zum Tisch zeigt. Der Service blieb den ganzen Abend über freundlich (wo hat man das schon, dass das Personal nicht nur am Tisch freundlich lächelt, sondern auch Freude ausstrahlt, wenn es vom Gast weggeht?) und war immer da, wenn Bedarf war – und das, ohne aufdringlich oder gar aufgesetzt zu sein.
Die Küche steht seit acht Jahren unter der Leitung von Jörg Mergner – so viel Beständigkeit hat man in der Grand Hotellerie selten. Die Karte liest sich anregend, aber nicht aufregend: Es sind Klassiker mit einigen Inspirationen aus Fernost, dem Mittelmeerraum oder der regionalen Küche. Die Portionen scheinen klein und übersichtlich – aber am Ende eines Dreigangmenüs ist man dann doch rundum zufrieden. Zumal es ja auch nicht bei den drei Gängen bleibt: “Der Küchenchef liebt kleine Grüße!” sagte die Bedienung, als sie zum zweiten Mal vor der bestellten Vorspeise etwas brachte (eine ganz vorzügliche kleine und edle Bouillabaisse). Vor dem Dessert und zum Kaffee kam dann noch was außer der Reihe – ein angenehmer Weg, sich durchzuprobieren!
Von den beiden Vorspeisen entpuppte sich das “Dreierlei von der Sardine mit Winter-Portulak und Chorizo-Kumquat-Ragout” (20 Euro) als einziger Gang des Abends, den wir nicht so recht verstanden: Das Dreierlei kam geschmacklich und von der Temperatur der Sardinen-Varianten eher einerlei an den Tisch. Aber es gab ja Naschproben gegenüber: Eine köstliche fein aufgeschlagene “Hummerbisque mit Langostino und Kokosschaum” (14 Euro).
Excellent auch die beiden Hauptgänge: “Gebratene Jacobsmuscheln auf Sepia-Risotto mit Orangen-Butter und grünem Spargel” (37 Euro) erhielten durch einen Hauch von Semmelbrösel eine besondere krosse Note außen – innen waren sie vorbildlich glasig. Das Sepia-Risotto passte perfekt und gehörte zu der kleinen Klasse der wirklich gut gemachten Risotti. Das “Tournedo vom Rinderfilet mit Kalbsbries an Pfeffer-Cous-Cous und gefülltem Mangold-Päckchen” (36 Euro) war so zart und rosa, wie man es sich immer wünscht. Das Mangold-Päckchen entpuppte sich als viel zu selten servierte Beilage, und lediglich das Kalbsbries hätte ein wenig wärmer sein können.
“Blaumohn-Birnentarte mit pochierter Birne, Waldmeister-Absintheis, Nougatmousse und Ananas-Canneloni” (15 Euro) als offizieller Abschuss offenbarte ganz zum Schluss noch einmal die ganze Psyche des Chefkochs: Eine wohlschmeckende Vielfalt, nett arrangiert. Nur die klassische Tarte sucht man vergeblich. “Es ist meine Interpretation” sagt der Chef. Aber egal: wo’s dann doch geschmeckt hat…
Die Weinkarte des Hauses bietet eine wahrlich anregende Lektüre. Allerdings sollte man, um sie wirklich genießen zu können, vorher einen Schatz geborgen haben, um den Abend nicht mit Grübeleien zu den Preisen ((0,75 l 28,00 – 784,00 Euro / die offenen 0,2 l für 8,00 – 13,50 Euro) zu verbringen. Aber wie bereits erwähnt: Der Name Kempinski verpflichtet – und mit Preisen hält man sich ja auch (s)eine Klientel!
Intermezzo
Restaurant im Kempinski Hotel Taschenbergpalais
Taschenberg 3
01067 Dresden
Tel. 0351 4912 712
http://www.kempinski-dresden.de
Geöffnet
Montag bis Freitag:
06:30 Uhr bis 10:30 Uhr und 18:00 Uhr bis 23:30 Uhr
Samstag bis Sonntag:
06:30 Uhr bis 11:00 Uhr / 12:00 Uhr bis 15:00 Uhr / 18:00 Uhr bis 23:30 Uhr
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