Restaurant Vincent

Restaurant Vincent

Kinnings, wie die Zeit vergeht! Noch keine zehn Jahre ist es her, da schwärmten wir für die Küche des Schloss Eckberg – und meinten damit, auch wenn es in den Kurzbeiträgen für den Feinschmecker so nicht stand, die Leistung von Vincent Clauss. Acht Jahre profitierte das Eckberg von seinem elsässischen Koch, der sich jetzt nach zwei Ausflügen in die Dresdner Erlebnisgastronomie und nach Leipzig einen Wunsch erfüllte: ein eigenes Restaurant.

Das Vincent hat in Striesen, dem Dresdner Viertel guter Restaurants, ein feines Plätzchen gefunden: Die hellen Räumlichkeiten mit großen Fenstern sind geradlinig und geschmackvoll eingerichtet – ein Spiegel der Küche von Vincent Clauss.

Bei unserem Besuch an einem Freitagabend war das Restaurant gut besucht, aber längst nicht alle Tische besetzt. Dennoch haben wir lange auf unser Essen warten müssen – zu lange (an den Fotos kann man es nachvollziehen: Amuse Geule 20.37 Uhr, Vorspeise 21.03 Uhr, Hauptgang 21.37, Dessert 22.05). Aufgefallen war uns das bei der Vorspeisen, die ja mehr oder weniger fertig sind: Austern, Suppe, Salat.

Womit wir bei dem wären, weswegen wir ins Vincent gegangen sind: dem Essen. Kann man an Austern (2 Stück, mit Chesterbrot 4,20 Euro) was falsch machen? Nöö, denn wenn sie frisch sind, sind sie ja sich selbst überlassen. Und sie waren frisch, obgleich uns die Lagerung auf einem (natürlich geeisten) Show-Teller doch nachdenklich stimmte und der dort ebenfalls drapierte Steinbutt am Ende des Abends ganz traurig guckte, weil ihn keiner haben wollte.

Gar köstlich geraten war die Bouillabaisse à la Vincent mit Sauce Rouille und Baguettescheiben (5,80 Euro) – ohne Anspruch auf vollständiges Wissen denke ich mal, die derzeit beste in Dresden: kräftiger Fond, viel Fisch, dezente Schärfe. Wenn man bedenkt, wie weit weg das Elsass (und erst recht Dresden!) von Marseilles entfernt ist…

Hauptgang Nummer eins ist eine humorige Anspielung auf sächsisches Französisch: „Kokowääh – Coq au vin“ nach elsässer Art. Das in Wein geschmorte Huhn wird viel zu selten angeboten! Freundlicherweise war das Hühnchen saftig – und wir hoffen mal, dass es vom Stamme der Glücklichen war… (14,20 Euro). Perfekt geraten auch der Skrei, der mit Trüffelgraupen serviert wurde. Winterkabeljau ist ja per se ein Genuss, und das große Stück war wirklich auf den Punkt gegart. Die Graupen erlebten in der servierten Machart eine Rehabilitation – wer sie in schlechter Erinnerung hat und im gleichen Atemzug von Risotto schwärmt, sollte sie hier probieren und „Tschuldigung, Graupe!“ sagen.

Zum Abschluss gönnten wir uns, da sind wir phantasielos, die Crême brûlée mit Ananas-Minz-Salat (5,20 Euro) und beschlossen, nächstes Mal mehr Mut zu haben. Woraus der erfahrene Leser (wie auch die erfahrene Leserin, natürlich!) schließen kann: Die CB war nicht die beste der Stadt, sondern lediglich ordentlich. Aber wir fanden’s insgesamt doch wiederbesuchenswert…

Restaurant Vincent
Wittenberger Straße 49 / Ecke Bergmannstraße
01309 Dresden

[Update Juli 2013: Restaurant geschlossen]

Tel.: 03 51/31 90 64 04
www.restaurantvincent.de

Geöffnet: 
Dienstag 17-23 Uhr
Mittwoch bis Sonnabend 12 bis 23 Uhr
Sonntag und Feiertage 11 bis 23 Uhr

[Besucht am 24. Februar 2012 | Lage | Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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