Ambitioniertes in der Szenekneipe

Küche mit Geschmack im Raskolnikoff in der Dresdner Neustadt

Raskolnikoff

Klingt russisch: Raskolnikoff. Fürs Bildungsbürgertum ist es das ja auch – Schuld und Sühne, Dostojewski und so. Wir aber denken an…

…den 30jährigen Krieg. Als der „vorbei war hatten Hunger und Pest gründlich abgeräumt“, lesen wir auf der Webseite der Kneipe, in der wir diesen Abend mal wieder essen wollen. Hunger und Pest gehören eindeutig der Vergangenheit an: es gibt ein vielversprechendes Angebot – und abräumen gehört zu den Aufgaben des Service-Mädels, das knuffig und süß zu nennen die beiden mich begleitenden Damen (Mutter und Tochter, keine falschen Vermutungen bitte!) ausdrücklich erlaubt haben. Eine perfekte Bedienung mit Sachkenntnis, Geduld und Freundlichkeit war sie auch – prima!

Rappelvoll war’s an diesem Abend im Raskolnikoff – und nicht nur an diesem: Es war bereits der zweite oder dritte Versuch, mal einen Platz zu erheischen. Spontan geht nur mit großem Glück was, zu kurzfristig reservieren gelang uns auch nicht, mit etwas Vorlauf hingegen klappt’s dann. Warum verwundert mich das? Anfang der 1990er Jahre gehörte das Café Raskolnikoff zu den ersten Szene-Kneipen in der Dresdner Neustadt. Jemand hier, der damals nicht da war? Siehste. Aber wir wollen ja nicht in der Vergangenheit schwelgen, sondern im Jetzt. Da kommt uns Hausgemachtes Entenleberparfait im Glas, Apfelgelee, Kräutersalat und Brioche (8,50 €) gerade richtig. Klingt ja fast nach feiner Küche – und schmeckt (zugegeben: überraschenderweise) auch so. Der Salat hatte ein pikantes Dressing, das Parfait war schmelzig mit fein-fruchtigem Gelee, das Brioche war fluffig und warm – wirklich eine große Freude (und auch so portioniert, dass die anderen mal naschen durften). Nur schade, dass wir uns den dazu angebotenen Sauternes verkniffen hatten.

„Weitere Tagesangebote finden Sie auf der Tafel“, steht in der an sich ja schon lesenswerten Karte. Ein Blick und schon entschieden: Rüganer Wildragout mit Rotkraut und Buttergnocchi (14,90 €). Zartes Fleisch, erfreulich saftig. Rotkraut mit Geschmack (was ja leider nicht mehr selbstverständlich ist), Gnocchi mit knuspriger Hülle und auch sonst perfekt. Was hatten die anderen? Kraichgauer Dry-aged Entrecôte 300g (24,00 €) mit Rotweinschalotten (2,80 €) und frischen Pfifferlingen (3,90 €): Traumhaftes Fleisch, auf Wunsch sehr knapp angebraten. Vom russisch inspirierten Teil der Karte gab es einen Vegetarischen Borschtsch mit viel Wurzelgemüse und Schmand (4,50 €) – kurz genascht und auf die Habenwollenliste für den nächsten Besuch gesetzt. Danach passte dann ganz prima Mit Mangold und getrockneten Tomaten gefüllte Pelmeni, dazu Kürbisragout, Kernöl und Parmesan (10,90 €) – das war eine schöne Mischung aus ungewohnt-Gewohntem, mit unrussischen Tupfern dank Parmesan und Kernöl. Noch ein Kandidat für den nächsten Besuch.

Die Portionen im Raskolnikoff sind eher groß als zurückhaltend, weswegen es für uns kein Dessert gab…

Raskolnikoff
Böhmische Str. 34
01099 Dresden

Tel. +49 351 / 804 57 06
www.raskolnikoff.de

Geöffnet:
Mo – Fr 10 – 2 Uhr, Sa und So 9 – 2 Uhr
Sonntags Brunch

[Besucht am 25. September 2014 (letzter Besuch 4. Oktober 2018} | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]]

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