Die Lage ist einzigartig: Mitten im Zwinger. Mit Blick ins Nymphenbad auf der einen und das Zwinger-Geviert auf der anderen Seite – wenn es denn draußen hell wäre. Ist es aber im Februar nach 19 Uhr überhaupt gar nicht – und so genossen wir den hohen Raum des Französischen Pavillons, der bislang nicht zum eigentlichen Restaurant Alte Meister gehörte – aber während der Umbaumaßnahmen im Zwinger ein wenig Ausgleich für entgangene Laufkundschaft bringen soll. Ein fabelhafter Raum!
Für die Kochsternstunden bieten die Alten Meister lediglich ein Drei-Gang-Menü an (42 €, mit Weinbegleitung 61 €) – was irgendwie schade ist, denn die Kundschaft ist ja genussreiches Essen gewohnt und kommt im Ernstfall wohl auch eher mit kleineren Portionen als mit weniger Geschmacksvielfalt aus. Aber letztendlich muss ja jeder Gastgeber selber wissen, wie er sich präsentiert. Und wenn die drei Gänge überzeugen – warum dann nicht?
Wir hatten die Alten Meister nicht nur wegen der neuen Örtlichkeit, sondern auch wegen des ersten Gangs ausgewählt: eine Bouillabaisse mit Rouilly (steht so auf der Karte, aber das ist ein Ort und nicht die Sauce Rouille) gehört zu den Gerichten, bei denen gute Köche aus Einfachem Großartiges machen können. So ein mediterranes Gericht im kontinental geprägten Dresden aufzutischen, ist natürlich eine Herausforderung – zumal zur Winterzeit. Ich hätte den Fischen und Meeresfrüchten schon etwas mehr Erinnerung an ihr (zu Lebzeiten) natürliches salzhaltiges Habitat gegönnt und die Sauce auch mit mehr Schärfe zu einer wahrhaften Rouille werden lassen. Aber mich hat ja auch ein südfranzösischer Koch schon zu Studentenzeiten in Sachen Bouillabaisse nachhaltig verwöhnt.
Zum Hauptgang hatte die Küche Dreierlei vom Lamm vorbereitet. Das sah auf meinem Teller hervorragend aus und schmeckte auch so: Geschmortes butterweich, das Filet perfekt rosa und ein erstaunlich großes und kross gebratenes Lammcarré boten unterschiedliche Geschmackskomponenten. Bohnen und Pilze als Gemüse passten perfekt – ich war’s zufrieden (Andere am Tisch zeigten auf eher graues statt rosa Fleisch, betonten aber, dass es dennoch wohlschmeckend sei). Der dazu servierte Wein, ein Cuvée Sanglier der Domaine des Planes, Côtes de Provence, passte sich dem Lamm-Dreiklang gut an. Nichts Großartiges, aber ein angenehmer Essensbegleiter…
Und schwups waren wir schon beim Dessert, das in nachhaltig guter Erinnerung blieb: Die Limettentarte mit Baiser war optisch kein Brüller, aber schon beim ersten Probehapps strahlten die Augen: Erfrischend und nach doch opulentem Hauptgang von der passenden Leichtigkeit. Der edelsüße Premiere Grives von der Domaine du Tariquet, Côtes de Gascogne landete auf der privaten „merken!“-Liste. Manchmal darf es eben auch süß sein…
Alte Meister Café
Theaterplatz 1a
01067 Dresden
Tel.: 0351 / 4810426
www.altemeister.net
Geöffnet: täglich ab 11 Uhr
[Besucht am 15. Februar 2016 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.
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