Alles ist neu, und doch ist alles wie gewohnt. Neu beim 22. Dresdner Weihnachtszirkus, der jetzt Premiere vor voll besetztem Zelt feierte und bis zum 7. Januar inklusive täglich zwei Vorstellungen gibt (außer am Heiligen Abend, da ist’s nur die am Nachmittag), ist das Grand Chapiteau. Das große Hauptzelt sprengt alle bisherigen Dimensionen: 50 Meter Durchmesser, 15,5 Meter Kuppelhöhe und die Masthöhe von 22 Metern machen es schon von außen zu einem respektablen Zeltbau (zu dem ja noch zwei Vorzelte kommen, fürs Pausen- und Vorab-Vergnügen sowie für die alljährliche Zugmaschinenausstellung (Trecker fahr’n!). Drinnen ist’s auch feiner geworden mit 2400 bequemen (!) Sitzen und ohne störende Sturmmasten. Mario Müller-Milano, der Herr Zirkusdirektor, ist (zu Recht) mindestens so stolz auf das neue Zelt wie auf das neue Programm. Denn das ist noch besser! Noch exklusiver! Noch toller!
Ja, so sagt man das beim Zirkus. Aber: Es stimmt! Unglaublich schnell, unwahrscheinlich jugendlich-frisch, äußerst abwechslungsreich – die Zeit vergeht wie im Fluge. Menschen! Tiere (jaja, Tiere. Auch Tierschützer vor dem Zelt, wie in den Vorjahren ohne große Resonanz bei den Premierenbesuchern) – also: Tiere! Und natürlich: Sensationen! Der Zirkus aus der Kindheit war genau so, nur natürlich (wir wohnten in einer Kleinstadt an der See) viel kleiner. Also allerhöchstens Menschen, Tiere, Sensationen. Ohne Rufzeichen.
Aber der Dresdner Weihnachtszirkus ist einer mit Rufzeichen.
Menschen! Menschen, die wie schwerelos durch die Luft tanzen (Kristin Vorobeva und Rustem Osmanov aus Usbekistan). Menschen, die kraftvoll und ästhetisch aufeinander rumkrabbeln (Truppe Messoudi aus Australien). Menschen, die durchaus nicht immer ganz unsexy durchs Rund der Manege tanzen (das Show-Ballett aus der Ukraine). Menschen wie Costin Bellu (Rumänien), den auf dem Trampolin anzusehen alle Kinder auf ihren Vorgartentrampolins alt aussehen lässt. Menschen wie Steve & Jones (trotz des Namens aus Italien), die als Clowns natürlich nicht nur albern können, sondern auch musizieren und jonglieren – aber albern können sie natürlich auch!
Tiere! Wie schon angedeutet, der Spalter bei Zirkusbesuchern und solchen, die sagen: Zirkus gerne, aber nicht mit Tieren. Mario Müller-Milano, der Zirkusdirektor, meint: Tiere gehören zum Zirkus – und zumindest die des Dresdner Weihnachtszirkusses würden artgerecht gehalten. Die Premierengäste im Zelt hatten augenscheinlich Vergnügen an den Präsentationen von Seelöwen und Elefanten (beide von Erwin Frankello trainiert), dem Pferdeballett mit acht pechschwarzen Friesenhengsten (Marlon Zinnecker), das in seiner Eleganz mehr beeindruckte als die Steiger mit und von drei weißen Araberhengsten, die in der Pause mehrfach mit „muss das sein?“ kommentiert wurden. Keine Bedenken nirgendwo im Zelt hingegen bei der Hundenummer (sorry, das klingt unanständig – ist es aber nicht, was Wolfgang Lauenburger mit seinem Hunderudel macht) – und dass diese Nummer vor Kurzem einmal mit Vater und einmal mit Tochter Lauenburger bei den Privaten im TV gleich zweimal einen Preis abräumte, war den Zuschauern auch eher egal: Hauptsache schön und lustig.
Sensationen! Die größte Sensation ist ja eigentlich, dass der Zirkus so groß und so unglaublich flott ist – mit einer 15 Mann starken Live-Band aus der Ukraine und (zumindest bei der Premiere) atemberaubendem Gesang von Anke Fiedler (Berlin). Und irgendwie auch in das Kapitel Sensation gehört die Tatsache, dass es (in Zelt zwei) nun schon zum dritten Mal die Genuss-Manege gibt, für die Mario Pattis drei Menüs (und eins für Kinder) entwickelt hat. Da die Zirkuskarte erst nach diesem Zelt kontrolliert wird, könnte man da auch einfach so hingehen und sich an Menüs rund um Ente, Kalbsschnitzel oder Trüffelspaghettini in der vegetarischen Version laben (Menüs ab 31 €, alle Gänge auch einzeln)…
Dresdner Weihnachtszirkus
Volksfestplatz Pieschener Allee
20. Dezember 2017 – 7. Januar 2018
Tickets 25 – 36,50 € (ermäßigt 21,50 – 33,50 €)
www.dwc.de
Die Vorführungen im 22. Weihnachtszirkus am Silvesterabend waren exzellent!
Wunderbar die Tiere, aber auch beeindruckend die Leistungen der Artisten aus Rumänien, Russland, Usbekistan und Australien sowie der beiden Clowns aus Italien. Hoffentlich habe ich niemanden vergessen, aber doch: Erwin Frankello.
Alles, alles Gute für den scheidenden Zirkusdirektor Mario Müller-Milano und einen guten Neuanfang für Filip Geier-Busch!
Seit Jahren besuche ich den Weihnachtszirkus und wünsche unbedingt eine Fortsetzung sowie andere auch in Dresden u. U.