Das Restaurant Moritz einen Geheimtipp zu nennen, hat eine doppelte Berechtigung: die erste ist dem Gebäude, der Sicherheit und der Lage des Restaurants hoch oben im Hotel Suitess geschuldet – man kommt da nicht so ohne weiteres hin, nur mal eben reinschauen und so: da ist die Rezeption unten am Eingang vor. Und wenn’s da busy ist, kommste nicht schnell hoch – es sei denn, es drückt jemand der Gäste die „5“ mit seiner Karte (nicht so gewollt, aber so passiert…). Der andere Geheimtipp-Grund: ist man einmal oben, wird’s richtig richtig schön. Begrüßung durch freundliches Personal (mit Lächeln und Mäntel zur Garderobe sowie uns an den Platz bringen) und dann ein leidenschaftlich gemachtes Essen mit Mut zum Geschmack, bei dem es immer was zu bereden gibt. Kein langweiliger, sondern ein kurzweiliger Abend also.
Wir waren im Rahmen der Kochsternstunden dort, dieses Mal ohne großen Freundeskreis, sondern nur zu zweit. Bedient haben uns auch zwei Servicekräfte, was bei der Bewertung der besten Servicekraft Entscheidung abverlangt: Loretta Meister? Oder David Schmidt? Wir entschieden uns für ein beherztes „Beide“ und haben doppelt notiert, was immer der Auswertungscomputer daraus macht. Das Kochsternstunden-Menü gibt es als 3-Gänge-Menü (45 € / Weinbegleitung zzgl. 21 €) oder als 4-Gänge-Menü (54 € / zzgl. 28 €) – wobei man bei den drei Gängen selbst entscheiden darf, was wegfällt. Bei uns fiel allerdings nichts fort…
Wir starteten den Abend mit einem Glas Champagner, erhielten zügig mehrere Sorten Brot mit Begleitung (Öl, Salz, Aufstrich) und einen farben- wie geschmacksfrohen Gruß aus der Küche. Das eigentliche Menü startete mit Yellow Fine Thunfisch | Quinoa | Karotte | Thaispargel | Apfel, bei dem die großzügig bemessene Portion Quinoa geschmacklich beeindruckte, aber nur die Grundlage für den (so wie es aussah: natürlich mit dem Messer geschnittenen) Tuna bildete, der frisch und mit einem Hauch Asien am Gaumen grandios war. Eine frische Angelegenheit auch Dank der Apfeldrops und der Kräuter/Blüten – unterstützt von einem passend ausgesuchten 2015 Sauvignon Blanc Steirisch Klassik vom Weingut Tement, Südsteiermark (Österreich). Fruchtig und animierend, mit schönem Nachklang (der dann beim nächsten Tuna-Happs besonders gut kam).
Die Suppe hieß schlicht Weißkohl | Weidelamm | Kumquat | Kümmel – aber erstens verbarg sich darin dreierlei vom Lamm (unter anderem Zunge, hat man ja nicht so häufig – war aber prima!) und zweitens schmeckte die Suppe wohl wegen des reichlichen Fleischanteils überhaupt nicht wie eine dünne Kohlsuppe, sondern fast wie ein feiner, kräftiger Eintopf. Sehr hübsch die Kumquat-Kügelchen am Rand, die etwas erfrischend-frische Bitterkeit in den Gang brachten. Aufgegessen haben wir den Gang nicht: in Vorahnung auf den bevorstehenden Hauptgang war uns das dann ein wenig zu mächtig – aber wir sind ja auch nicht die Vielesser, sondern nur die Viel-Geschmack-Bevorzuger. Zur Suppe wurde uns ein 2012 La Pierrelée Chardonnay aus dem Chablis, Burgund (Frankreich) gereicht – und weil die Suppe kräftig war, fügte sich der Wein, der leicht rauchig in der Nase war und sich vollmundig mit langem Abgang trinken ließ, besser als gedacht zu diesem Gang ein.
Mit dem Wein zum Hauptgang blieben wir in Südfrankreich: der 2015 Orca Côte du Ventoux von der südlichen Rhône (Frankreich) ist eine Cuvée aus 90 % Grenache und 10 % Syrah, die rund und kraftvoll mit weichen eingebundenen Tanninen ist. Ein Wein von der Sorte, wo man gerne noch einen Schluck hinterher nimmt, um ihn zu genießen. Das Essen dazu: Brandenburger Landente | Pancetta | Steckrübe Morchel | Petersilie kam (wir hatten es geahnt!) keineswegs als kleine übersichtliche Portion, sondern als kompakter Dreier, also dreimal Ente plus dazu gehörenden Zutaten. Wenn man weiß, wie genau Köche die zurück kommenden Teller analysieren (um heraus zu finden, wie die Gäste es denn fanden…), ahnte: hier muss Chefkoch Roger Alliger sicher Trost ausgesprochen werden: nein, es lag an der Menge, nicht am Geschmack. Wobei wir dennoch angemerkt haben, dass Pancetta zwar ein geiles Zeug ist, aber uns viel besser pur schmeckt als um irgendwas herum gewickelt. Wir lösten das Problem (zu salzig, nicht kross) durch einfaches Abwickeln und separatem dazupickern. Die Steckrüben waren etwas säuerlich, die Morcheln wie Morcheln – eine interessante Mischung von Einfachem und eher Feinem.
Satt und noch Platz fürs Dessert – das ist ja bekanntlich kein Widerspruch. Und Birne | Safran | Madeira | Ivoire Valrhona kam mit erfrischender Leichtigkeit, die man sich zum Abschluss des Menüs wünscht. Vorgesehen zum Dessert war eine Kracher Beerenauslese aus dem Burgenland, aber Loretta Meister bot uns alternativ einen Madeira an. Da wir den Kracher schon kannten, war’s keine Frage: Justino’s Madeira Fine Rich sollte ins Glas. Eine gute Entscheidung, zumal Madeira ja im Dessert auch schon Spuren hinterlassen hatte!
…und nach dem Essen einen Espresso? Gerne. Aber wer oben im Moritz sitzt, sollte daran denen, dass es unten das Gin House gibt. Das Personal bringt jeden der (sind es hundert oder sind es mehr?) Gins, die es im Gin House gibt, ins Restaurant. Wir haben’s genossen (natürlich nicht jeden der hundert oder so, sondern jeder nur ein Glas!).
Restaurant Moritz
An der Frauenkirche 13
01067 Dresden
Tel. +49 351 / 417270
www.suitess-hotel.com
Öffnungszeiten:
Restaurant täglich ab 17.30 Uhr
Business-Lunch Mo–Fr 12– 14 Uhr
Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.
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