Gibt es eigentlich schon ein Buch über Sommeliers? Könnte sein. Könnte aber auch sein, dass die Vinophilen nie genug davon kriegen können – zumal wenn es neue Aspekte zu entdecken gibt. Der Buchtitel Meininger’s Finest 100 klingt für Nicht-Insider vielleicht etwas kryptisch, aber die Untertitelsammlung klärt auf: 100 einzigartige Weine, 100 Weltklasse-Weingüter, 100-Spitzen-Sommeliers, 100 Top-Adressen für Fine Wining.
Sascha Speicher, Chefredakteur des Fachblattes Meininger’s Sommelier, kennt sich aus in der Szene (klar, bei dem Job…) und hat sich als Mitstreiter mit Sebastian Bordthäuser, Wolfgang Fassbender, Christoph Niklas und Christoph Raphelt erfahrene Kollegen ins Team geholt. Herausgekommen ist ein prächtiges Buch, das auf 232 Seiten 100 der weltbesten Weinerzeuger mit 100 einzigartigen Weine beschreibt, die von den 100 besten Sommeliers des deutschsprachigen Raums vorgestellt werden – womit man auch gleich zu den 100 ausgewählte Adressen für Fine Wining kommt, den Weinbars und Restaurants der Sommeliers.
Je eine Doppelseite des Buchs ergibt ein Thema: links der Sommelier (und ja, einmal wenigstens muss es auch geschrieben werden: oder die Sommeliere, von denen es erfreulicherweise ja mittlerweile auch etliche gute gibt!) im Portrait und ein Lieblingswein von ihm/ihr. Rechts dann der zum Wein passende Winzer bzw. das zugehörige Weingut. Diese Zusammenstellung macht Meininger’s Finest 100 zum Schmöker-Lesebuch, bei dem man ganz nebenbei gehörig dazu lernen kann. Anregend auf ganz unheimliche Art ist die Lektüre auch noch: beim einen oder anderen Wein verspürt man das Gefühl, jetzt gleich unbedingt mal ein Glas probieren zu wollen. Wohl dem, der einen gut sortierten Keller hat!
Auf den ersten Blick scheint die Anordnung der Sommeliers etwas arg willkürlich (wir haben natürlich sofort geblättert und nach unseren Lieblingen gesucht). Wir hätten statt dessen aber besser gleich mal den Anfang mit den fünf Seiten Vorbemerkungen lesen können: dann hätten wir gewusst, dass die empfohlenen Weingüter die Reihenfolge vorgeben, von Deutschland über Österreich, Frankreich, Italien, Spanien und Portugal bis nach Übersee (darunter immerhin einmal China, empfohlen von Stephan Nitzsche von der Sansibar auf Sylt).
Der andere Nitzsche, nämlich Silvio N. von der WeinKulturbar in Dresden, empfiehlt übrigens einen 1997 Riesling Charta Qualitätswein vom Weingut Robert Weil aus dem Rheingau. Ob’s den auch noch bei ihm in der WeinKulturbar gibt? Wir werden mal fragen (aber gegebenenfalls auch einen jüngeren Jahrgang trinken). Der andere Dresdner im Buch ist (natürlich, sagen die Kenner der Szene) Jens Pietzonka und seine Weinzentrale, der sich in der Beschreibung noch einen feinen Superlativ abholt: „Das Angebot im glasweisen Ausschank ist das kreativste und abwechslungsreichste in der gesamten Republik“, heißt es da (jaja, eigentlich sind es sogar zwei Superlative, stimmt!). Seine Weinempfehlung ist übrigens ein 2012 Chardonnay R vom Weingut Rebholz in der Pfalz. (Rebholzens Junior Valentin ist übrigens am 14. Dezember in der Weinzentrale zu Gast, mit mitgebrachten Weinen, natürlich.)
Der dritte vorgestellte Sommelier aus Sachsen ist Christian Wilhelm aus dem Falco, der den 2015 Uhlen „Roth Lay“ empfiehlt, ein Riesling Großes Gewächs vom Weingut Heymann-Löwenstein an der Mosel. Mehr Osten ist nicht drin im Buch, weder auf den Sommeliers-Seiten noch auf den Weinguts-Seiten. Und damit noch mal zurück zur Gebrauchsanweisung. Wer wirklich nicht schmökern will, sondern gezielt etwas sucht: mit den Indices kommt man schnell ans Ziel!
Schön also, dass es schon wieder ein Buch über Sommeliers und gute Weine gibt!
Meininger’s Finest 100
Herausgeber: Sascha Speicher
232 Seiten, 29,90 Euro
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