Markt-Frühstück mit Perlen und Berlen

Weine und Sekt von kastler friedland und der Berlemacher Torsten Schlüter am Markttag vor Gräfes Wein & fein

Markt-Frühstück

Socken auf dem Wochenmarkt – das ist ein Konzept, was sich mir noch nie so richtig erschlossen hat. Frisches Gemüse, gerne vom Bäuerlein aus der Gegend, Obst (dito) und Fisch/Fleisch/Geflügel/Wild: so was gehört auf den Wochenmarkt. Und ein Ort, an dem man sich vor, zwischen und nach den Besuchen bei den Marktständen zu einem Markt-Frühstück hinsetzen kann, um beherzt um elf Uhr morgens mit Marktbekanntschaften zu ratschen und zu tratschen. Übers Wetter, die Politik, die Qualität des Angebots und die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“, wie Douglas Adams es verbindlich auf den Punkt gebracht hat.

Markt-FrühstückDerlei philosophische Grundsatzdiskussionen funktionieren nicht am Broiler- oder Bratwurststand (Ausnahme vielleicht: in Thüringen). Aber seit nunmehr zwei Wochen in Radebeul gibt es (endlich!) den Lieblingsort zum Markt, und er bietet jeden Freitag ein Markt-Frühstück an. Von zehn bis zwei, was man großzügig auch als „um die Mittagszeit herum“ definieren könnte. Also gibt’s was zu essen (Kleinigkeiten) und zu trinken – Kaffee, Wasser und Saft sowieso – aber auch Wein. Und Sekt.

Markt-FrühstückDer Ort ist, das verwundert jetzt Kenner der Radebeuler Gastro-Szene nicht wirklich, in und vor allem um Gräfes Wein & fein herum.  “Regionales gehört auf den Markt!“, sagt Matthias Gräfe von Gräfes Wein & Fein – und hat sich fürs wöchentliche Mittags-Frühstück zwei Kooperationspartner ins Boot geholt: Torsten Schlüter, den viele nur als den Berlemacher kennen, serviert frisch gebratene Champignons, über die er die eine oder andere Sorte seiner Berlen hobelt. Partner Nummer zwei sind die Radebeuler Winzer Bernd Kastler und Enrico Friedland, die ihre Weine vor dem Ladengeschäft von „Wein & Fein“ zum Kauf anbieten – als Glas für den Schwatz oder als Flasche zum Mitnehmen.

Jahrgangs- und LagensektWir waren zur Premiere des Markt-Frühstücks dort (was nun auch schon wieder zwei Wochen her ist) und erlebten einen dieser viel zu warmen Sommertage. Wer geht denn da um die Mittagszeit einkaufen? Und dann gab’s auch noch eine kurze, aber heftige Husche: wohl dem, der die abwarten konnte! So ist das Leben in Radebeul, aber nicht nur dort. Nach dem kurzen Regen war aber alles gut, die Straße entstaubt und ein gut gelaunter Bernd Kastler begrüßte uns mit etwas Neuem: Sekt aus Pfeiffers Weingarten.

Bernd KastlerOffiziell ist die Lagenbezeichnung des Jahrgangssekts 2017 Weißburgunder brut natürlich anders, aber ein Teil des Radebeuler Johannisbergs ist das Grundstück, auf dem Carl Pfeiffer, einer der Wiederbegründer des Elbtalweinbaus im beginnenden 20. Jahrhundert, Reben gepflanzt hatte. Seit 2002 betreibt Bernd Kastler dort Weinbau und sieht, wenn er aus dem Wohnzimmer schaut, den Weißburgunder. „Ich kenne jeden Rebstock persönlich!“, scherzt Kastler. Der Weißburgunder brut wurde in traditioneller Flaschengärung hergestellt und ist ein sehr trinkiger Sekt mit feiner Perlage. Brut ist er am alleruntersten Ende – vom reinen Messwert hätte sogar extra brut draufstehen können… Ein Teil der Partie steht noch auf der Rüttelstrecke – „mal sehen, ob und wie der sich entwickelt“, meinte Bernd Kastler.

Torsten SchlüterZum perlenden Sekt holten wir uns Champignons mit Dresdner Berle von Torsten Schlüter. Der ist ein kommunikativer Zeitgenosse und erzählt gerne was zu seinem Produkt. Der Berlemacher nimmt für seine ca 90 g schweren Käsekugeln pasteurisierte Schafsmilch, was die Dresdner Berle (Berle wie sächsisch für „Perle“ übrigens, womit wir doch schon wieder nahe beim Sekt sind) klar von der Belper Knolle aus der Schweiz sind, die aus nicht pasteurisierter Kuhmilch in Belp produziert wird.

Dresdner BerleAllerley Gewürze geben der drei Monate gereiften Berle Geschmack: Knoblauch, Ruccola-Knoblauch, Salbei, Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut, Chili oder Ingwer-Curry. Das passt nicht nur zu den (auf dem Markt leicht frisch zu produzierenden Champignons, sondern auch zu vielen anderen Dingen – Nudeln gehen immer, weil der leicht brüchige feste Käse sich prima reiben lässt. „Wir wollen allen Radebeulern einen Vorschlag für die Erweiterung ihres heimischen Speisezettels machen,“ sagt Berlemacher Torsten Schlüter, der den Käse gekonnt übers Essen hobelt – wohl auch, weil ihm der manchmal beschriebene Vergleich mit sächsischer Trüffel gut gefällt…

Markt-Frühstück
Gräfe‘s Wein & Fein
Hauptstraße 19
01445 Radebeul

Tel. +49 351 / 8365540
www.graefes-weinundfein.de

[Besucht am 16. August 2019 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

 

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