Wein, Kunst am Platz und der Vulkan

Ein Besuch im kleinen Dorf Las Manchas bei Los Llanos

Cueva de las Palomas

Las Manchas ist ein Dorf mit knapp 900 Einwohnern im Süden der Gemeinde Los Llanos. Es gibt mindestens drei Gründe, da mal zu halten, zwei davon mitten im Ort (der Dorfplatz Plaza de la Glorieta) und das Museo del Vino. Sowie ein Besucherzentrum etwas außerhalb nördlich im Lavafeld, das beim Ausbruch des Vulkans San Juan 1949 entstand. Als wir 2016 dort waren, stand die Eröffnung der Cueva de las Palomas und der Cueva el Vidrio noch bevor (2019 im April war es dann nach mehreren Verzögerungen so weit, schrieb elDiario). Der Ausbruch des Vulkans in der Vulkankette Cumbre Vieja im Gebiet von Cabeza de Vaca (19. September bis zum 13. Dezember 2021) bedeutete freilich auch schon wieder das (vorläufige) Ende des Besucherzentrums: von der Lava des Vulkans verschont, regnete es dermaßen viel Asche auf das Gebiet, dass erst einmal nichts ist wie es war. „Gebiete südlich der alles zerstörenden Lavaströme wurden meterdick mit Vulkanasche eingedeckt. Die südwestliche Windrichtung der Passatströme, hat die meiste Asche dort abgeworfen“, schreibt Manfred Betzwieser in seinem Blog.

Plaza de La GlorietaIm Dorf selbst ist die Plaza de La Glorieta auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Mosaike und Bepflanzungen hat Luis Morera, ein Schüler von César Manrique, entworfen. Im 300 m2 umfassende Gesamtkunstwerk wachsen Mosaike auf dem Boden und den Bänken mit der Natur zusammen. „Auch wird eine Sitzbank unter einer Pergola von echten Monstera-Pflanzen umwachsen; deren Blätter gehen dann immer mehr in künstliche, aus Beton gegossene und grün angemalte Monstera-Blätter über; Kunst und Natur ergänzen sich hier“, steht in der Wikipedia – und genau so ist es. (Wie der Herr Betzwieser schreibt, geht’s dem Platz vergleichsweise gut: Asche schon fort, Mosaik wohl OK, Blumen in Mitleidenschaft gezogen – aber die sind ja bekanntlich nachwachsener Rohstoff!)

WeinmuseumDas Weinbaumuseum Casa Museo del Vino Las Manchas ist in einem alten Herrenhaus untergebracht. Es gibt viel zu lesen auf den zahlreichen Tafeln (spanisch, englisch und deutsch), zum Text kommen gute Illustrationen. Das klingt nicht allzu aufregend, ist es auch nicht wirklich. Aber es hilft, sich einen schnellen Überblick zu verschaffen.

Das Kleinklima auf der Insel sowie die unterschiedlichen Böden bescheren dem kleinen La Palma drei Anbaugebiete: an der Südwestküste der Insel das Gebiet Fuencaliente. Wir besuchten (am Ende einer Wanderung) die Bodegas Teneguía in Fuencaliente, die zu den bekanntesten und besten der Gegend zählen. Die Rebstöcke wachsen hier anders als bei uns kriechend in der Vulkanasche, eine Anbauweise, die man auch im Osten der Insel im Gebiet Hoyo de Mazo beobachten kann, wo die Weinfelder mit Vulkangestein oder Vulkankies bedeckt sind. Im Norden von La Palma ist die Vegetation vergleichsweise üppig, der Wein wird hier an steilen, terrassierten Hängen bis in Höhen von 1.500m über dem Meer angebaut. Von hier kommt der sehr gewöhnungsbedürftige Vino de Tea, ein Rotwein aus Fässern von der Kanarischen Kiefer (Tea).

Der Vino de Tea wird aus der Traubensorte Negramoll (die in allen drei Anbaugebieten reift) und den Sorten Listán Prieto und Almufeco gewonnen. Der Unterschied zwischen unserer Eigenwahrnehmung (der Rest der Welt weiß schon, warum es Eichenfässer sein sollten und nicht solche aus Kiefer!) und der Jubelprosa auf dem Überblick-Poster im Weinmuseum ist gewaltig: „Sein starkes Bukett und der charakteristische Harzgeschmack vermischen sich mit der lieblich kirschroten Farbe dieses Weines.“ (Der Vino de Tea von Vega Norte in Tijaraffe war übrigens von den probierten der uns angenehmste!)

Deutlich unkomplizierter sind in der Regel die Weißweine. Frisch und trinkig passen sie zu Strand und Sonne  wie auch zum Essen (frag nicht nach Fisch!). Die Rebsorten Albillo, Verdello und Bujariego sind im Klassiker Listán Blanco, und da gehen wir sogar mit dem Poster-Poeten mit: „wird gerne getrunken“. Na klar, „sein fruchtiges Bukett und sein würziger Charakter“ stehen doch für Urlaub!

Casa del VinoUnd dann sind da – natürlich! noch die Süßweine! Bei der Probe in einer Finca ist der Malvasier meist der Höhepunkt, und wenn er gut gemacht ist, versteht man den Stolz der Winzer ja auch. Malvasier wird auf La Palma heute hauptsächlich rund um Fuencaliente angebaut. Dieseer Wein macht ja jedes Restaurant zum Bernsteinzimmer, zumindest von der Farbe her – und wenn man ihn prinzipiell mag, muss man nicht einmal ein Dessert dazu nehmen 😉

Einige Weinbaugeräte gibt’s auch: Fässer, eine alte Kelter. Wer durchgestylte Ausstellungen gewohnt ist, wird’s eher simpel finden, aber irgendwie passt es zum Haus – so wie auch der kleine Weingarten, wo die inseltypischen Reben wachsen. Nicht umwerfend, aber in seiner Kargheit durchaus nicht untypisch für die Insel. Zum krönenden Abschluss gab es dann an der Bar noch eine Weinprobe, die der bisher genossenen Theorie ein wenig Praxis in den Farben rot–weiß–rosé hinzu fügte.

Casa Museo del Vino Las Manchas
Camino del Callejón de Las Manchas 98
38760 Las Manchas

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