Es gibt bekanntlich im Leben fast immer zwei Maßeinheiten: die wirkliche und die gefühlte. Vom Hauptbahnhof in Dresden beispielsweise sind es bis zu unserem Ziel 38 km mit dem Auto (oder google-geschätzte 41 Minuten). Mit der S-Bahn sind es zwischen 34 und 38 Minuten bis zum Bahnhof Rathen und dann sportlich einige Höhenmeter weiter zu Fuß bis zum Laasenhof Ressort. Das war unser Ziel, ausnahmsweise aber mit dem Auto – und da kam dann gleich nach Pirna-Sonnenstein das Gefühl ins Spiel. Die Straßen wurden immer enger, die Markierungen an denselben immer spärlicher, und hinter dem (gefühlt, weil natürlich so nicht wahr) nie enden wollenden Ort Struppen gab es noch deutliche Steigerungen des Eindrucks, nun endlich da zu sein, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht wünschen.
Nebelschwaden komplettierten das Bild, in einer von Caspar David Friedrich bevorzugten Gegend zu sein, und die Frage war letztlich nur noch: Sind wir hier wirklich richtig? Und: was ist, wenn uns jemand entgegen kommt auf diesem verheißungsvollen letzten Stück Weg bis zum nun ausgeschilderten Ziel? Die Antwort lautete: Puh!, so wie ein Stoßseufzer der Erleichterung. Denn wir hatten es geschafft und kamen rechtzeitig an zum sanften Pre-Opening des erneut aufgehübschten Laasenhof. Da standen dann, Wackerbarth-Sekt im Glas, alle beisammen: die Inhaber, die neuen Pächter, der neue Koch, das neue Service-Team. Und zack: alle gefühlten Anfahr-Mühen fallen ab, denn Sekt und Häppchen plus fröhliche Menschen sind schon eine nette Mischung.
Wir waren hauptsächlich wegen des Kochs da: Martin Seifried, den wir 2018 schon als Qualitätsfanatiker und Macher bezeichneten, hat nach dem einen oder anderen Wechsel den Laasenhof als neue Wirkungsstätte gefunden. Und an diesem Sonntagabend, fast eine Woche vor der offiziellen Eröffnung am 17. Februar, wollte er mal einen kleinen Einblick in den neuen Stil des neuen Hauses geben.
Wir waren überrascht und nicht überrascht zugleich. Nicht überrascht, weil Seifried seinem Stil treu geblieben ist: frische Ware, gute Ware, viel regionale Ware. Und das ambitioniert und mit (der Kanzler würde sagen: Wumms, aber ich bevorzuge:) Liebe zu eindeutig-klarem Geschmack verarbeitet. So weit, so erwartet. Überrascht hat uns aber, mit wie viel Selbstbewusstsein das Team an diesem dann eben doch nicht zentralsten Ort der Gegend auftritt. Denn ambitioniertes Essen hat seinen Preis. Der muss höher sein als man es als Walk-In erwartet. Wir waren ja eingeladen und eine Karte gibt es (während dieses hier geschrieben wird) noch nicht online, aber auf unsere Frage nach dem Preis für so ein Drei-Gang-Menü (Pilzessenz mit trocken gereiftem Roastbeef und einem Pilzcracker à part, Meissner Perlhuhn mit Misokraut, Wehlener Milch und Pirnaer Honig) antwortete Seifried: so um die 55 Euro – was wir auch so geschätzt hatten, scheint also stimmig zu sein. „Aber da ist dann sicher der eine oder andere Gruß aus der Küche dabei, bevor es losgeht“, meinte der Koch, und auch beim Abschiedsplausch im Steh’n reichten die Damen vom Service dann noch was für die Hüften (u.a. Macarons). Wenn man Martin Seifried so reden hört und handeln sieht, denkt man sich: der will sicher höher hinaus als die rund 215 Meter Höhe auf dem Laasen. Sagen wir mal so: er hat ja schon in einigen Sternerestaurants gearbeitet…
Restaurantleiter Roberto Lehmann kommt nicht nur die Aufgabe zu, den Service zu leiten, sondern auch die passenden Weine für ein auf Sterneküche schielendes Essen zu finden. Keine leichte Aufgabe, aber im begehbaren Weinkeller ist ja noch Platz in den Regalen. Sekt von Wackerbarth (Cuvée Tradition) war ja schon erwähnt, hinzu kamen 2021 Weißburgunder von Matthias Schuh, ein 2021 Schieler von Vincenz Richter und als be-merkenswerte Entdeckung Vino Saler vom Weingut Spalek. Wer da an Portwein denkt, liegt nicht verkehrt, aber so darf das ja nicht heißen im Tschechischen kurz vor der (oder nach der, je nach Reiseroute) österreichischen Grenze.
Laasenhof Ressort
Auf der Laase 21
01796 Struppen
Tel. +49 350 219 92 88
laasenhof.de
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