Klippen, Buchten und Ruinen

Am Strand von Salema

Der Wanderweg von Burgau nach Salema ist wie das Leben: ein ständiges Auf und Ab. Denn der Weg nimmt fast jede Bucht mit, die am Wege liegt. Wer mit dem Auto kommt, liebt das: Stichstraßen führen ans Meer, Parkplätze (und meist auch ein Restaurant oder wenigstens Kiosk) sind auch vorhanden. Wir aber: rauf von quasi Null auf 72 m, runter auf 56 m, rauf auf 72 m, immer wieder hoch und runter, zweimal auf Null (das Programm notierte einmal sogar minus 3,48 – aber bei Ebbe bleiben die Füße ja trocken) und dann wieder hoch auf 75 m. Es ist, wie man so sagt, eine abwechslungsreiche Tour.

Wir starten die Wanderung im ehemaligen Fischerdorf Burgau mit einem kleinen Spaziergang durch die engen Gassen. Kann man (sollte man!) machen, gerne nahezu planlos – so lange man irgendwann oben auf der Klippe oberhalb der Praia do Burgau landet. Das alte Burgau haben wir damit hinter uns gelassen, das neue hat sich bis an den Wanderweg heran gewanzt. Wir kommen am noch nicht ganz fertigen Neubau einer Villa vorbei und erfreuen uns an der frei stehenden Badewanne hinter großer Glaswand. Wenn das so bleibt, könnte das zur Touristenattraktion avancieren – aber wahrscheinlich gehört der Bau einer hohen Mauer auch noch zum Plan. Dann kann man als Wandersmensch zwar nicht mehr reinsehen, aber als Bewohner auch nicht mehr raus.

Burgau von der Fewo

Neubaubadewanne

Wenig weiter nur, und man ist am ersten Höhepunkt der Wanderung angelangt – also wörtlich, denn danach geht’s erst mal wieder leicht runter und dann sofort wieder hoch. Aber auch blicktechnisch ist das eine gute Stelle. Hier ist ein Kap, das man auf schmalem Pfad auch als Zusatzaufgabe besuchen könnte. Wir haben das abgewählt, obwohl das Plateau weiter unten hübsch grün aussah. Ein einsamer Wandermensch kam gerade von diesem Traumort im Wind zurück: mit aufgezogener Kapuze und leicht nach vorn gebeugt… Die Aussicht von hier oben, mit Blick zurück, erschien uns aber ausreichend: mit der Praia do Burgau im Vordergrund, dem Dorf Burgau inklusive. Und dahinter (mit dem Tele fotografiert noch deutlicher sichtbar) der Abschnitt der Küste zwischen Burgau und Luz, den wir am Vortag erkundet hatten.

Blick auf Burgau

Kap mit Grün

Praia do Burgau

Küste Burgau-Luz

Der südlichste Punkt der Wanderung ist wieder einmal ein Gipfel mit Plateau (nennen wir ihn: der fünfte Höhepunkt). Also Zeit für einen Fotostopp mit Landschaftserkundung! Voraus Salema, das Ziel (sieht näher aus als es ist…) und, etwas näher dran, die Praia das Cabanas Velhas. Das ist einer der Strände, die man auch mit dem Auto bequem erreicht. Zwischen diesen beiden Punkten sehen wir noch nicht die Ruinen des Forte de Almádena – weil wir da noch nicht wussten, wo sie zu suchen sind. Wir hätten sie natürlich sehen können – aber so ist das: man sucht ja nur, was man kennt. War man aber da, findet man die entsprechenden Dinge auch…

Auf dem Weg runter zum Strand von Cabanas Velhas kommt man an den Ruinen eines Hauses vorbei, offenbar dazu gehört etwas unten am Meer ein ebenfalls ruinöser Anleger. Wenn das man nicht demnächst ein Objekt für Anleger im Sinne von Investoren wird, denn wo einmal ein Haus stand… Aber egal: wir steigen ab auf Meeresniveau, der erste Tiefpunkt der Wanderung sozusagen. Auch weil das Restaurant zur Bucht noch geschlossen hat – das Restaurante As Cabanas wird renoviert, sucht Mitarbeitende und will im Januar wieder öffnen.

Cabanas Velhas

Cabenas Velhas

Blick zurück auf Cabenas Velhas mit Ruinen

Also nix da frisch gepresster Orangensaft oder jung vergorener Wein, sondern wieder hoch auf die Klippen. Blicke nach links zum Meer (an diesem Teil der Küste fast immer im Gegenlicht – muss man mögen…) oder zurück auf den gerade absolvierten Teil der Wanderung. Nach rechts ist Landesinneres, hier meist nicht so attraktiv als Fotomotiv. Und voraus haben wir, plötzlich und nicht unerwartet (wir hatten uns schlau gelesen), mal wieder eine große weiße Villa. Natürlich mit Mauer drumherum – und mit großartiger Wanderwegumleitung. Denn statt auf kürzestem Weg gerade durch mussten wir die Villa umrunden. Da gab es wegen des Mäuerchens, das den Zuweg nett machte, eine hübsche kleine Treppe mit drei Stufen auf die Straße und danach eine wenige attraktive mit sechs Natursteinen und großen Sprüngen auf die nasse und rutschige Umleitung rund ums Haus. Hübsche Hütte, dachten wir uns und philosophierten die Möglichkeiten durch, warum an dieser exponierten Stelle plötzlich so ein Haus steht. Vorher Ruine? Freund des Bürgermeisters? Oder gar er selbst? Egal.

Meer im Gegenlicht

Villa am (oder im?) Weg

Mit Blick nach vorn erkennen wir nun erstmals die Ruine vom Forte de Almádena, unser nächstes Ziel. Die Festung wurde im Jahr 1632 erbaut, durch das Erdbeben von 1755 beschädigt und 1849 aufgegeben. Die Anlage diente dem Schutz der Thunfischfischer – und sie liegt natürlich an einer für diesen Zweck sehr guten Stelle: auf einer Klippe knapp 70 Meter über dem Meer und mit weiter Sicht nach Lagos in der einen und Sagres in der anderen Richtung.

Die Website fortalezas.org attestiert der Festung „einen schlechten Erhaltungszustand, nur die Überreste von zwei Halbbastionen sind erhalten, der Graben, die Waffentür, die Kaserne, die Kapelle, die São Luís gewidmet ist, und zwei Batterien, eine niedrige und eine hohe.“ Die Seite entstammt einem Projekt der Bundesuniversität Santa Catarina – UFSC, Brasilien. Ebenfalls dort wird die „vorbildliche Militärarchitektur“ der „Bastion im manieristischen Stil“ gelobt. Man kann als Tourist durch die Anlage stromern, ein Zaun hilft, nicht zu nah an die Klippen zu kommen (die Mauern gehen ja bis an die steil abfallenden Felsen heran).

Forte de Almádena

Forte de Almádena

Forte de Almádena

Ein anderer Name der Festung lautet Forte da Boca do Rio – die Festung an der Flussmündung. Der Fluss (oder vielleicht besser: das Flüsschen) entspringt in der Nähe des Zoos von Lagos und mündet hier unauffälig ins Meer. Aber immerhin erkennen wir ihn beim Abstieg zur nächsten Bucht Praia da Boca do Rio, wo wir endlich mal wieder auf Niveau Null sind (beim Durchschreiten des an dieser Stelle trockenen Ribeira de Valle Barão sogar bei minus eins). Das Niveau: nur kurz low. Denn natürlich erfordert jeder steile Abstieg auch einen folgenden steilen Aufstieg. „Nur noch diesen einen!“, versprach die Chef-Organisatorin der Tour und freundete sich immer mehr mit der Idee an, nach dem Essen für den Rückweg einen Uber zu bestellen… Mit diesem Wissen genossen wir den Ausblick von der Ponta de São Lourenco auf die Praia da Salema gleich doppelt. Zumal mit der Identifizierung des angestrebten Restaurants am Ende des Strands die Vorfreude aufs Mittagessen gleich mit wuchs…

Boca do Rio

Praia da Boca do Rio

Fels mit Durchblick

Praia da Salema

Wie gut, dass wir für die letzten Meter nur noch runter liefen. Wie schön, dass wir die letzte halbe Meile abwechslungsreich durch den beschaulichen alten Teil von Salema liefen! Kleine, natürlich überwiegend weiß getünchte Häuser – aber mit jeweils anderen Farben der Fensterfaschen. Das ist hübsch anzusehen, selbst wenn die eindeutigen Schilder verraten, dass hier kaum noch Einheimische leben: fast alles ist zur Vermietung für Touristen gedacht…

Das Restaurant am Ende des Dorfes, das unser Ziel sein sollte, hat einen großzügigen Außenbereich. Doch alle Plätze im A Bóia sind belegt – aber drinnen gibt’s noch Platz (was, selbstverständlich, eine eigene Geschichte ist).

Nach dem Essen hatte sich das Wasser so weit zurück gezogen, dass man trockenen Fußes den Strand entlang bummeln konnte. Im Vergleich zur STIPvisite 2017 waren die Wellen dieses Mal vergleichsweise klein, aber wie damals fanden wir die Fußabdrücke der Dinosaurier wieder nicht – auch deswegen nicht, weil wir gar nicht danach suchten. Uns reichten die durchaus üblichen Verdächtigen: Meer im Gegenlicht, durch die Abendsonne besonders rote Felsen und die Ruhe wegen nicht vorhandener Touristen.

Salema

Restaurante Bóia

Restaurante Bóia

Praia da Salema

Das Restaurant zur Wanderung: A Bóia.

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