Du bist früh aufgestanden. Viel zu früh. Nur um rechtzeitig am Flughafen zu sein und schon vor dem Frühstück die ersten Demütigungen über Dich ergehen zu lassen. Du sitzt im Flieger und siehst auf die Stadt, in der Du schon lange wohnst, von oben herab. Dann bist Du über den Wolken, und vielleicht schläfst Du ja noch ein wenig. Ist ja eh nichts los. Vier Stunden und einen Umstieg später in 10.069 Meter Höhe schaust Du aus dem Fenster und siehst: das Meer. Blau wie die Adria. Es ist die Adria. Mit 848 km/h gleitet unter Dir die Landschaft vorbei, die du wenig später quasi auf Augenhöhe erfahren wirst – nach der Landung, mit dem gemieteten Auto genau die Strecke entlang der Küste zurück Richtung Ziel: Korčula.
Beim ersten Mal ist das alles noch fremd. Die Zusammenhänge ergeben sich erst später. Aber man ist ja immer schlauer, wenn man aus dem Rathaus herauskommt. Heimische Vorab-Recherche hatte ergeben: auf dem Weg von Dubrovnik (bzw. dem Flughafen, der so heißt, aber eher in der Pampa östlich der Hauptstadt liegt) nach Vela Luka am westlichsten Ende der Insel Korčula könnte das Restaurant Sutvid ein schöner Zwischenstopp sein. Kaum ein Umweg von der berechneten Verbindung und irgendwie nett beschrieben. Die errechnete Ankunftszeit schien passend: kurz vor ein Uhr mittags.
Die tatsächliche Ankunftzeit entsprach der errechneten und war ideal. Am Ziel erwartete uns ein nicht unbedingt vertrauenswürdig aussehendes Holzbarackenhaus. Aber immerhin: mit Flagge. Und es war, zehn vor eins: geschlossen. Drinnen saßen Leute und schwatzten, natürlich in der Landessprache, was zu erwarten war. Aber für uns: unverständlich. Ob hier offen sei, wollte ich (vorsichtig englisch fragend) wissen. Noch nicht!, lautete die Antwort, ebenfalls englisch und somit für uns verständlich. Aber um eins würden sie öffnen! Also schlenderten wir, allein auf dem Parkplatz, ein wenig herum. Das Schild zum Thema Wildpinkeln passte ins Ambiente vom Anblick des Hauses, die Kombi veranlasste uns allerdings kurz nachzudenken: ob das wirklich der richtige Platz sei für ein erstes Essen in Kroatien?
Ankommende Autos erleichterten die Antwort: offensichtlich schon, denn wir waren nicht mehr allein. Und wir trauten uns rein, obwohl es noch gar nicht eins war. Richtig gemacht, denn die guten Plätze – schlicht und einfach auf Hockern am Fensterbrett – waren schnell belegt. Die Aussicht auf die vorgelagerte Insel Otok Dubovak schmeichelt dem ferienhungrigen Auge, der Blick aus dem Fenster direkt nach unten vermittelt einen Eindruck von der Frische der bestellten Austern und Muscheln: sie wurden direkt aus dem Meer entnommen, die Austern gleich unten geöffnet – die Austern- und Muschelzucht liegt direkt vor uns, das Boot am Steg sorgt gegebenenfalls für Nachschub. Wir hatten mittlerweile den Eindruck, dass dies in der Tat der richtige Platz sei für ein erstes Essen in Kroatien!
Die Auswahl für ein Glas Wein zum Essen sollte nicht schwer fallen, denn es gab unter Rotwein Plavac Mali und unter Weißwein Pošip – zu dem Zeitpunkt für uns eine Gleichung mit zwei Unbekannten, die zu lösen aber einfach war: white wine with the fish. 0,1 l für 1,20 €, auch in den 0,2 – 0,25 – 0,5 und 1 l-Varianten zu bestellen. Darunter fanden wir dann doch noch den Wein aus Flaschen (25 €/35 €), aber wir wollten ja weiter fahren. Die Austern (2 €/Stk) und Muscheln (Portion 12 €) waren erwartbar himmlich frisch, das ist beim Geschmack ja schon die halbe Miete. Die andere Hälfte der Geschmacksmiete war auch in Ordnung, ein wenig Nussigkeit im Schalentiergeschmack ist ja immer fein. Gegrillte Calamari (16 €) mit Kartoffelsalat als zweiter bestellter Hauptgang fügte sich ins Gesamtbild ein, auch wenn Zucchini auf dem Salat zumindest erst einmal ungewohnt war – aber hey, warum nicht?
Als wir gingen, war das Sutvid bis auf den letzten Platz gefüllt, zur Mittagszeit. Also bei etwa geplanten Besuchen besser reservieren!
Sea food „SUTVID“
Sutvid BB, 20246, Drače, Kroatien
tel. +385 99 782 4522
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