In dieser Folge des Podcasts „Auf ein Glas“ trinken wir Wein, den es nicht gibt. Also offiziell nicht im Verkauf, sondern nur beim Winzer, der selbst aber auch nur wenig davon hat: Wolfgang Winn – den meisten bekannt als Winzer Winn – ist unser Gast bei der 156. Folge von „Auf ein Glas“. Wolfgang Winn ist einer der 42 Nebenerwerbswinzer, den die in diesem Punkt schon seit Jahren stabile Statistik für Sachsen ausweist – aber er geht seine Sache sehr engagiert an. Noch hat er einen Hauptberuf: Wolfgang Winn, der mal Lehrer war, ist Personalentwickler bei der R+V. Noch, weil er in drei Monaten in die Rente geht – aber nur als Personalentwickler, Winzer will er bleiben, so lange es geht (Spoiler: noch spielt der Rücken mit!).
Die Winnzerei (mit Doppel-n, so viel Spielerei muss sein für den kommunikativen Winzer Winn) begann für ihn 1996 als Lesehelfer. Das war in Pillnitz bei der Weinbaugemeinschaft, und dort ist dann der Funke übergesprungen. Ob’s auch daran lag, dass seine Lehrerin die damalige Sächsische Weinkönigin Ines Hoffmann war, ist kein Thema unseres Gesprächs. Sie war später Deutsche Weinkönigin (und noch später die Frau Rechenberger), erfahren wir und konstatieren die Wichtigkeit von Weinhoheiten auch in Sachsen.
Mit 500 Quadratmetern Weinfläche hat er damals angefangen, die Trauben bei der Winzergenossenschaft abgegeben. Irgendwann wollte er es auch selbst probieren, aber man beschied ihm: nur ganz gehen oder gar nicht, einen Zwischenweg gäbe es nicht. Dann also gar nicht – und die Erkenntnis, dass Trauben von einem halben ha gar nicht mal so wenig sind, zumal er ja auch etliche Sorten auf dieser Fläche hatte. Aber irgendwie hat’s geklappt, war gut (heißt: es gab Nachfrage, der Wein war ausverkauft) – so dass Fläche dazu kam. Ein bissl was in Pillnitz und ein halber Hekatar in Pirna (das war 2013, wir waren da).
Die Weine von Winzer Winn sind klassisch sächsisch-trocken – und verkaufen sich gut, am Ende der Saison ist meist alles ausgetrunken. „Wir haben zwei halbtrockene Weine im Angebot“, sagt der Winzer, „für die, die das mögen.“ Keineswegs möchte Winn seine Weine geschmacklich beliebig machen, „deswegen schreiben wir ja auch: Wein mit Charakter. Unser Wein darf auch Ecken und Kanten haben!“ Damit widersetzt er sich dem Trend, den man an den Zahlen aus der sächsischen Qualitätsweinprüfung ablesen kann: 2008 waren 88 % der Weine dort als trocken eingestuft, 2024 sind es nur noch 72 %.
Die drei probierten Frost-Weine von Winzer Winn
- Herr Müller (Müller Thurgau vom Schlossblick Pirna)
Alles was die Frostnacht am 23.04.2024 übrig ließ…
gelesen am 29.08.2024 bei 31° - Frostcuveé (Riesling/Traminer/Grau- und Weißburgunder)
Alles, was die Frostnacht am 23.04.2024 übrig ließ…
gelesen am 14.09.2024 bei 11° - Frostrosé (Spätburgunder und Dornfelder – alle Lagen)
Alles, was die Frostnacht am 23.04.2024 übrig ließ…
gelesen am 11.09.2024 bei 13°
Der rote Faden unseres Gesprächs
- 00:28 Winzer Winn ist unser Gast
2013 kennen gelernt
38 Haupt- und 42 Nebenerwerbswinzer gibt’s in Sachsen
Von Wagner zu Weber, von Graupa nach Hosterwitz
Besuch der Besenwirtschaft
mit dabei die drei Weine aus 2024
Etikettenlesung
Edition -7 Grad
Herr Müller in der Flasche und im Glas
alles, was die Frostnacht am 24.4.24 übrig ließ
…und ganz viele Glückshormone
Arbeitsbeginn!
es ist ein guter Wein geworden…
wir trinken eigentlich immer die Heurigen…
Nebenerwerbswinzer – was macht der Winzer im Hauptberuf?
Personalentwickler bei der R+V Versicherung
seit 34 Jahren schon!
vorher Lehrer
DDR&BRD: Klassenunterschiede und Klassenteiler…
Wie kam es zur Winzerei?
damit hat er 1996 angefangen
in Pillnitz bei der Weinbaugemeinschaft lesen geholfen und Interesse gefunden
gelernt bei der Sächsischen Weinkönigin (1996) Ines Hoffmann (später Deutsche Weinkönigin, später Frau Rechenberger)
als der Grauburgunder plötzlich bunt wurde…
bis 2004 Trauben abgegeben an die Winzergenossenschaft - 11:19 Austritt aus der Winzergenossenschaft (da ging nur ganz oder gar nicht)
da hatten wir den ganzen Wein am Hals
die Badewanne hat da nicht gereicht
Mengen aus 500 qm
heute ein Hektar
Sortenvielfalt auf kleinster Fläche („was Quatsch ist“)
Matthias beschwichtigt: nicht nur sozialistischer Tauschhandel, sondern auch Geling-Versicherung
„Meine erste Weinlese“: Mitte Oktober (im Rheingau) – jetzt Ende August!
aufgrund der Nachfrage: in Pillnitz noch was dazu genommen
plus ein halber ha Steillage in Pirna gepachtet
2013 war das
wir waren 2013 in der Besenwirtschaft dort
seitdem werden wir gesehen…
wir produzieren 3.500-4.000 Flaschen pro Jahr (es ginge mehr, aber wir reduzieren für den Geschmack)
zehn Sorten – das ist spaßig 😉
wann macht ihr das eigentlich?
abends, wenn die anderen vorm Tatort sitzen
jüngste Lese: Traminer und Grauburgunder – da standen 1,7 Tonnen auf dem Hof. Da wussten die Lesekräfte, was sie gemacht haben…
mit 20 Leute, 7 Stunden
…und dann stieg der Maische-Motor aus: kaputt!
zum Glück gibt’s Winzerfreunde
der Winzer war der Depp: er hat die Maische zu kalt geduscht – das hat der Motor nicht vertragen
mit den Füßen? Keine Alternative. Außer wenn das Fernsehen kommt
man kann viel erleben., wenn man mit Menschen zusammen ist. Und Wein bringt Menschen zusammen
die Sachsenprobe auf Schloss Wackerbarth
der klassische Quereinsteiger
…und wenn ich ein Problem habe, fahr ich zum Friedrich (Aust)
vom Könner lernen!
…den Rest lernt Dir die Natur
was du in 20 Jahren an Fehlern machen kannst! Jedes Jahr nen neuen!!!
die Winzerin hilft und zaubert Laubwände – aber hat sooo viel anderes zu tun
wie viele Winzer in Pirna?
drei, vier – kleine Runde!
…und in Pillnitz um die 80 Kleinwinzer
Jammern über WG-Qualität
die Hobbywinzer haben ja gar keine Zeit…
die Kellermeisterin muss nehmen was kommt - 24:22 die gebrandete Kapsel mit Prägedruck und Spruch: Charakterwein
Im Glas die Frostcuvée (alles drin, was übrig war)
eigentlich ein klassischer gemischter Satz
Riesling, Traminer, Grauburgunder, Weißburgunder sind drin
Erinnerung an die Cuvée Frosty von Christian Herkert in Franken
es ist alles schmeckbar trocken
ein Fehler war es, den USP „klassisch sächsisch trocken“ wegzugeben
du stehst aber dafür: wunderschön!
ein klassisch säschsischer Wein wie man ihn heute kaum noch findet
was auch noch drauf steht: ganz viele Glückshormone
was würdest du denn dazu essen?
du müsstest mal die Fettbemme essen, die die Winzerin macht!
also: die klassische Vesper!
oder aber ein festes weißes Fischfilet!
oder als Aperitif statt Sekt!
wir haben zwei halbtrockene Weine im Angebot – für die, die das mögen
Verkauf über Ausschank oder???
beim Winzerstraßenfest stehen sie bei zwei Rheinhessen
das ist ein seit Jahren stetiger Trend, abzulesen an den Zahlen bei der Qualitätsweinprüfung: 2008 waren noch 88 % der Weine dort als trocken eingestuft, 2024 sind es noch 72 %.
wenn ich beliebiger werde, bin ich nicht mehr einzigartig
deswegen schreiben wir ja auch: Wein mit Charakter
der Wein darf auch Ecken und Kanten haben
die 3.500 Flaschen zu vermarkten fällt uns in der Regel nicht schwer
eine Rarität, Wein aus Sachsen: was haben sie sich dabei gedacht?
attestiert dem Winzer seine physiologische Reife
wo geht die Reise hin in der Region? Hohes Durchschnittsalter…
bei uns gibt’s wenig Nachwuchs…
Berg in Pirna gepachtet, bis sie 70 sind
bei den Weingütern sieht er viele interessierte junge leute
bei der Winzergenossenschaft sieht es nicht so gut aus („Kleinwinzer“ in der Statistik: 2007–> 3.652, 2024 –> 1.227)
wir sind das höchstpreisigste Gebiet in Deutschland (Weine m Verkauf)
ich halte das für nicht zielführend, ist aber so
es gibt die Weine bei Dirk Hesse in Pillnitz („Dirks Wein Deli“)
und bei Uwe Heller, Barrique in Pirna
wir haben doch Glück gehabt, dass ein Frostjahr kam: die Lager waren voll!
das Wetter ist für den Wein nicht schlecht…
der Winzer will, dass wir ihn was fragen…
also bitte, gerne: wie wird denn der Jahrgang 25?
…und dann sagt er: er weiß es nicht!“
manche Sorten haben’s nachgeholt vom letzten Jahr!
Menge: eher zu viel, wenn man nicht ausgeschnitten hat
über die Arbeit im Weinberg
die Steillagenbeauftragte des Weinbauverbandes
das ist viel Arbeit in der Steillage! Vor allem bei glyphosatfreier Unkrautbekämpfung („das habe ich der Familie versprochen vor 15 Jahren!“)
es kommt Bewegung rein, wörtlich: Pflanzenschutz mit der Drohne
die Frage ist: was ist denn in der Drohne drin?!?
die Winzer müssten mehr zusammenrücken und der Weinbauverband mehr die Klammer bilden
Bildung tut Noth! - 50:31 im Glas: Frost Rosé
wir haben an einem Tag alles gelesen, was rot aussah…
250 Kilo aus einem ha gelesen ;-(
bisher normal 4-4,5 Tonnen rausgeholt
(10 Tonen wären rechtlich möglich)
ältere Stöcke wie Ruländer: 1985 gepflanzt
Rudolf May und der junge alte Chardonnay (dort ab 26:42)
Wein ist Genussmittel…
ich habe mit neuen Dingen angefangen
alkoholfreien Wein? Das ist Quatsch!
aber Traubensaft!
Apfelsaft!
ohne Zucker, ohne Konservierungsstoff!
zum Apfelsaft…
den Bordeaux-Flaschen auf den Grund geschaut: sie kommen aus Freital: „Ich will in der Region bleiben!“
ich hab die Flasche 23mal in der Hand, bis sie hier auf dem Tisch steht
Sächsischer Landwein – warum „nur“ der?
die Kunden sind meine Qualitätsweinprüfer!
nochmal zum Rosé
ein Paradebeispiel dafür, dass es nicht immer Rotwein sein muss!
den zur Gänsebrust?!
Weinbau Wolfgang Winn
Grüner Weg 44
01796 Pirna
Tel. +49 3501 546598
winzer-winn.de
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Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.
Alle Folgen unter diesem Link: podcast.stipvisiten.de
Zu hören ist Auf ein Glas bei
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