Die beiden sind Quereinsteiger, aber voller Leidenschaft und Gastfreundschaft: Gabriele und Michael Borchert. In Ediger-Eller haben sie vor 25 Jahren ein Weingut gegründet, dazu nicht mal eine Handvoll Ferienwohnungen. Mittlerweile ist ihr Springiersbacher Hof die Keimzelle für Wein (mit 3 ha in Steil- und Steilstlagen – der Calmont gleich nebenan lässt grüßen), Destillate und knapp ein Dutzend Ferienwohnungen. Nach Langeweile klingt das nicht, aber wenn’s Spaß macht, ist das ja keine Arbeit. Oder etwa doch? Darüber reden wir beim hauseigenen Wein, wobei das Weinmachen (und/oder das Brennen geiler Geiste) nicht mal im Mittelpunkt steht, sondern eher das Große und Ganze, wie es Winzer an der Mosel ganz gut kennen – denn den Mix aus Wein, Brennerei, Ferienwohnungen und Gastro kennt man ja nicht nur auf dem Springiersbacher Hof so.
Michael Borchert kommt gebürtig aus Pirna und hat dort gelebt, bis er zwanzig war. Obwohl das der Anfang der Sächsischen Weinstraße ist, hatte Borchert allenfalls Wein aus Brot oder Hagebutten in Ballons gemacht (aber „der ist immer gerne getrunken worden!“) – aber die Weinstraße gibt’s ja auch erst seit 1992, und er hat ja schon 1983 rübergemacht. Bis zur Renovierung des alten Hofs 1997–2000 und der Gründung des Weinguts Springiersbacher Hof sollte allerdings noch einige Zeit vergehen. „Wir waren Jungwinzer mit 40 Jahren!“, erinnern sich die Beiden – und sie hatten viel zu lernen in einer Mischung aus viel Lesen einerseits sowie ein wenig Versuch und Irrtum andererseits. Das gilt für den Wein, das gilt für die später dazu gekommene Brennerei („was soll ich denn sonst im Winter machen?“) – wobei in beiden Bereichen die Erfolge schnell kamen, wie die Medaillen für ausgezeichnete Weine und Brände (dort übrigens gleich im ersten Jahr!) zeigen.
Am Ende des Abends und nach den Aufnahmen ging’s dann übrigens noch rüber ins Restaurant, um den Zander zu probieren, den Gabriele Borchert im Gespräch als mögliches Essen zum Riesling aus dem Calmont empfohlen hatte. Auf der Karte steht Zander auf moselländischem Gräwes hausgemachter Kartoffelbrei mit Sauerkraut & Riesling Sauce (26,5o €), aber da besteht natürlich Redebedarf: Gräwes muss man ja nicht kennen. Aber dafür gibt’s ja die Bedienung und diesen Podcast (etwa ab 21:43), um zu wissen: Gräwes ist Kartoffelbrei mit Sauerkraut vermengt, wenigstens. In kulinarisch noch nicht so anstrengenden Zeiten gehörte da auch Speck mit rein, aber da die Zahl der Empfindlichen ja stetig wächst, verzichtet die Küche im Springiersbacher Hof drauf – ein Problem weniger bei Vegetariern, die sich auch ab und an mal Fisch gönnen, aber auch eine Geschmacksvielfalt weniger. Wobei: zum saftigen Zander mit der kross gebratenen Haut hatte ich den Speck nicht vermisst, und der Riesling aus dem Elziger Kaul von der anderen Steillage in Ortsnähe, dem Elzhofberg, war definitiv auch kein Mittwochswein. Was das nun wieder ist, verrät die Frau Borchert natürlich auch im Podcast…
Unsere Weine beim Gespräch (und beim Zander danach)
- 2024er Riesling trocken vom roten Schiefer, Ediger Osterlämmchen
- 2024er Riesling Calmont, trocken
- 2024 Grauer Burgunder, Eller Pfirsichgarten
- 2024 Elzhofberg „Im Elziger Kaul“, Riesling trocken
…und das ist der rote Faden unseres Gesprächs
- 00:35 Podcast aus Ediger-Eller – dem Ort der Deutschen Weinkönigin
zu Gast bei Gabriele und Michael Borchert
zusammen sind sie vom Springiersbacher Hof
Arbeitsbeginn!
wir sind an der Mosel – Bereich Mittelmosel? Oder Untermosel?
man weiß es nicht so genau – aber auf jeden Fall: Terrassenmosel!
immerhin ist die Mosel 544 km lang!
erst ist’s die Obermosel, am Ende (bis zur Mündung in den Rhein) die Untermosel - 02:23 Bullay ist das „Tor zur Untermosel“
Ediger-Eller: ein Dorf mit vielen Winzern
aber den Springiersbacher Hof gibt’s noch nicht soo lange
seit 25 Jahren erst
beide sind Quereinsteiger
allerdings kommt Gabi aus einem Winzergeschlecht der Sorte „immer schon“
Michael stammt aus Sachsen („wie man so hört“)
1983 kam er aus Pirna
Pirna und Wein? Eher nein: Wein aus Brot oder Hagebutten in Ballons gemacht
„der ist immer gerne getrunken worden!“
Gabi war in Mainz an der Uni-Klinik
im italienischen Eiscafé lernte sie Leute aus der DDR kennen – und über die den Michael
die Gabi-Familie ist das Weingut Göbel
Micha ist eigentlich Kessel- und Behälterbauer
war Industriemeister Metall
…an der Mosel landete er bei einer Firma, die Weintanks baute. Da war er das Bindeglied zu den Winzern…
So kam ich eigentlich zum Wein!
„wir waren Jungwinzer mit 40 Jahren!“
…und dann haben wir uns für den Weinbau entschieden. Nicht die schlechteste Entscheidung!“
um die passenden Kunden zu kriegen, auch gleich zwei Ferienwohnungen gebaut…
erst zwei, dann vier, irgendwann zehn
irgendwo müssen die Wohnungen ja herkommen?!
habt ihr jemand vertrieben dafür?
hier niemand! Das war ne Scheune.
Nachbarhaus ist das Geburtshaus der Mutter…
später ein runtergekommenes Haus gekauft,
…und das Elternhaus des Großvaters zurückgekauft
jetzt reicht’s aber!
ist das ein Weg, wie man als Weingut überleben kann? Auf jeden Fall!
Wettbewerb um tolle Wohnungen im Dorf!
Vorteil: man weiß was der andere hat und kann sich ggf. aushelfen bei Überbuchung - 11:38 wir reden über Wein!
Riesling Ediger Osterlämmchen (der Hausberg)
trocken, 7g Restsüße und 7 g Säure
ich bin ein Säurefreund!
die Weine dürfen das, denn sie passen zum Essen!
das haben wir über den Sohn lernen müssen!
Sohn hat zwar in Geisenheim studiert, ist aber nicht im Betrieb
er lebt in Kenia und arbeitet in der Entwicklungshilfe
…aber irgendwann sollte er schon wiederkommen, gell?
Größe: 3 ha Wein und 1 ha Obst für die Brennerei
3 ha ist nicht viel, aber alles Steillagen und Handarbeit
eine rumänische Mannschaft hilft
es kommen immer die gleichen, eine Familie
plus ein Azubi
Riesling trocken vom roten Schiefer
mein Vater, meine Mutter und ich haben den Weinberg gepflanzt – wir drei Sachsen!
heute ist der Weinberg 22 Jahre alt und bringt richtig guten Wein (das war, kritisch zurückblickend, nicht immer so)
andere Lagen?
Elzhofberg, 1,5 ha „großes Steckenpferd“
Calmont
Projekt Klettersteig und die Flurbereinigung (die keine traditionelle war, sondern nur eine Neuverteilung)
Calmont ist steil, Calmont ist schön, Calmont ist heiß
ihr Anteil: 3.000 qm
Calmont ist Aushängeschild für die ganze Region
es hat viel Tourismus gebracht – aber die Trauben müssen nicht geschützt werden: die Leute haben Respekt
die Leute kriegen ein Gefühl, was es bedeutet, dort Wein anzubauen!
es ist ein Aushängeschild für alle Steilstlagen in Deutschland! - 19:59 wir vergleichen Weine: Osterlämmchen gegen Calmont
es gibt ja Winzer, die trinken nur den eigenen Wein – das geht doch gar nicht!
das Lämmchen ist ein Mittwochswein!
mit dunklem Brot, Butter und ner Scheibe Käse drauf
aber zum Calmont ein feines Essen dazu!
Zander mit Gräwes ( Kartoffeln und Sauerkraut) zum Calmont-Riesling! Zum Zander natürlich auch Riesling-Sößchen!
bei uns hat der Gräwes leider kein Speck mehr – um ihn kompatibel für Pescetarier zu machen
naja – man kann’s nicht allen recht machen. Aber wir geben uns Mühe
im Restaurant gibt’s 35 Plätze
…und draußen um die 50
wie ist die touristische Entwicklung an der Mosel?
kürzer. kurzfristiger
viele denken, schon zwei Nächte seien ein „verlängertes Wochenende“
das machen wir nicht mit: „wir haben Ferienwohnungen und sind kein Hotel“
am liebsten habe ich wochenweise Gäste, die nicht unter Freizeitstress stehen
Michael zur Entwicklung: 25 Jahre bergauf
nochmal zur Frage: Wohnraum wegnehmen? – Nein: da war Leerstand, z.T. 30 Jahre
Junges Leben in alten Mauern wird sogar gefördert
es ist alles wie damals! (die Stammgäste finden’s gut!)
internationale Gäste – Asien, Indien, Amerika, Schweden… - 33:24 wir trinken aus guten Gläsern
Gläser von der Josephinenhütte
Technik zum Spülen in der Maschine
bei der Wahl zur deutschen Weinkönigin ging eins zu Bruch
Traubenlese kam schnell nach heftigem Regen
Wein-Preise: 8,80 Riesling bis 18 EU Calmont
Thema Eiswein
für die Trockenbeerenauslese wurde gepiddelt
nur die edelfaulen dürfen da rein!
TBA mit 15,3 g Säure und 280 g Restsüße
91 Punkte beim Eichelmann gekriegt
über das Leben in rechtlichen Grauzonen
Gibt’s was außer Riesling? je 5% Grau- und Spätburgunder
Sekt haben sie auch (Riesling 48 Monate auf der Hefe)
brut natur – mache ich nur noch!
für die anderen: ein Hauch von Weinbergspfirsich dazu geben…
was mach‘ ich denn im Winter? Schnaps brennen!
2025 war ein gutes Obstjahr! - 48:47 im Glas: 2024 Grauburgunder
Erläuterung zum Etikett
die Muschel erklärt 😉
die Kinder haben’s designed
GB aus dem Holz
GB steht im Eller Pfirsichgarten
Kontinuität über die Generationen kann auch beschwerlich bei der eigenen Entfaltung sein…
wir werden nochmal ernsthaft zu den Preisen: Die Mosel ist günstig bei den meisten – Ausnahme wenige Edelwinzer…
man muss erst mal die Qualität erzeugen, die den Preis rechtfertigt
Calmont mit 18 Eu ist absolut fair
man kauft den Wein vor Ort, wir schauen dem Gast/dem Kunden in die Augen
Große Winzer-Namen wie Ernie Loosen oder Kilian und Angelina Franzen strahlen positiv auf die anderen Winzer und zeigen: hier können tolle Weine entstehen!
hier fehlen ein paar junge Leute, die mit Power rangehen – so wie die Franzens!
wenig Nachwuchs überhaupt: das ist das große Problem
Potential ist da: gute Weinberge, guter Tourismus
wir haben tolle Dörfer und die passenden Gäste
FeWos in jeder Preisklasse, einfach bis exquisit
so ist auch das Klientel der Weintrinker: bis exquisit
Springiersbacher Hof/Weingut Borchert
Oberbachstraße 30
56814 Ediger/Mosel
Tel. +49 2675 1560
ediger-mosel.de
Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden unterstützt mit einer Pressereise auf Einladung des Moselwein. e.V.

Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.
Alle Folgen unter diesem Link: podcast.stipvisiten.de
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