Feines aus dem Off

Brasserie Ehrlich in Dresden-Plauen

Brasserie Ehrlich

Der Anspruch ist groß, das Ergebnis großartig: Der Küchenmeister Stephan Fröhlich und die staatlich geprüfte Sommelière Nadine Butter haben im Dresdner Ortsteil Plauen die Brasserie Ehrlich eröffnet – vor ein paar Wochen erst. Aber sie spielen mit der Geschichte des Hauses und berufen sich (zum Beispiel auf ihrer Internet-Seite) ganz keck auf die „Gastwirtschaft seit 1882“. Ok, irgendwas ist ja immer, manchmal auch Gaststätte. Und ganz am Anfang also die von Bruno Ehrlich!

Mit der Bezeichnung Brasserie setzen die Beiden, die man früher schon mal an der einen oder anderen Stelle in Dresdens gehobener Gastronomie gesehen hat, natürlich ganz bewusst ein Zeichen: Unkompliziert soll es zugehen, aber dennoch niveauvoll. Den Anspruch erfüllen sie, mit klitzekleiner Karte und viel Charme. Acht Positionen auf der Speisekarte und eine Empfehlung draußen auf der Schiefertafel klingen wenig, aber das reicht vollkommen für zwei Dreigang-Menüs. Und die erschröckliche Kartenansage, dass sie wirklich alle Weine hätten, nämlich den roten, den weißen und sogar den rosanen, relativiert sich schnell: Einfach die Frau Butter im Service fragen, was sie zum Essen empfiehlt, und schon gibt’s Feines aus dem Off.

Wir saßen, sehr korrekt für eine Brasserie, auf Holzstühlen (mit Sitzkissen!) an Holztischen. Keine Tischdecken, aber Servietten aus Tuch, Kerzen und Blümchen auf den Tischen. Ausgewählt war schnell: eine Suppe für Zwei vorweg. Die Rucola-Schaumsuppe mit Radieschen und Croûtons (4,50 €) wurde selbstredend mit zwei Löffeln serviert! Sie war heiß, was wir sogar im Sommer lieben, sie war leicht (was wir sogar im Winter lieben, aber da ist es ja noch etwas hin, hoffentlich), sie war voller Geschmack – auch wenn der deutsche Rucola nicht die angenehme Schärfe des in Italien auf dem Markt gekauften hat, leider.

Eine alte Hausfrauenidee neu interpretiert kam als Gebratener Matjes, Apfel-Gurkentunke und Röstkartoffeln (12,50 €) auf den Tisch: Der Matjes eingelegt und dann kurz gebraten, wodurch er (na klar:) warm war, aber eben auch eine zusätzliche Geschmackskomponente erhielt. Der Matjes war von hervorragender Qualität – wer sowas zum ersten Mal essen will (oder zum wiederholten, aber mal richtig gut), hat eine gute Vorlage. Wird allenfalls getoppt von unserem Supererlebnis in Sachen Matjes in Amsterdam… Der zweite bestellte Hauptgang musste sein – hatte ich doch am Nachmittag im Hörbuch „Bretonische Brandung“ ausführlich geschildert bekommen, wie der Kommissar zur mitternächtlichen Stunde sich auf ein Entrecôte freut.  Er war begeistert, ich sollte es, leider nicht in der Bretagne, aber immerhin in einer Brasserie, auch sein: Entrecôte, Röstkartoffeln, Bohnengemüse (18,50 €) mit zwar festem, aber perfekt gebratenem Fleisch und einer kräftigen Sauce, die separat gereicht wurde.

Neben dem Dessert auf der Karte (Rhabarbertörtchen mit Orangen-Eis – 5,50 €) gab es noch außer der Reihe Erdbeeren, Sahne, Blätterteig, Waldmeister. Letzterer frisch gepflückt (5,50 €). Lecker, lecker. Wir kommen wieder!

Brasserie Ehrlich
Chemnitzer Strasse 84
01187 Dresden

Tel. 0351/30934232
www.brasserie-ehrlich.de

Geöffnet:
Di – Sa: 15 -23 Uhr

[Besucht am 19. Juni 2013 | Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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