WineWichteln:
Chimäre de Saxe von Frédéric Fourré

Auch in diesem Jahr haben wir – wie 1279 andere – beim WineWichteln mitgemacht – und weil ja in den Anfängen der Bloggerei diese häufig als elektronische Tagebücher bezeichnet wurden (wogegen sich weiland die alten Blogger immer wehrten), muss das natürlich auch in diesem Blog notiert und festgehalten werden. Wir haben uns (wieder, um ehrlich zu sein) für einen Chimäre de Saxe von Frédéric Fourré entschieden. Aber es ist ja erstens ein anderer Wichtelpartner und zweitens ein neuer Jahrgang. Hier also der Text meines Beiblatts!

Aus Sachsen kommen nicht nur gute Nachrichten. Aber wenn man weiß, wo man gucken muss, findet man auch Exquisites. Zum Beispiel bei den Weinen: da gibt es Belangloses und ganz Fantastisches. Viele der großartigen Winzer in Sachen haben nicht gerade viel Rebfläche: Frédéric Fourré bearbeitet zusammen mit seiner Partnerin Amrei Niessen in Radebeul (zwischen Dresden und Meißen gelegen) nur 2 ha.

Frédéric Fourré ist (man hätte sich das bei dem Namen denken können) Franzose und Sommelier. Seit Jahren in Sachsen beheimatet, schenkt er dem kleinen Weinbaugebiet etwas wirklich Rares: einen sächsischen Wein mit französischem Charakter. Als Sommelier weiß er: der Wein sollte entweder gut zum Essen passen oder nur so zum Genießen geeignet sein. Wie schön, wenn sich die beiden Pole nicht ausschließen!

Sein Chimäre de Saxe ist so ein Wein: eine Chimäre ist bekanntlich ein Mischwesen – diese ist eins aus weißen und roten Trauben (85% sind Grauburgunder, 15% Spätburgunder, weiß gekeltert). Die Trauben kommen aus Radebeul (von der Spitzenlage Goldener Wagen) und aus Meißen (etwas abseits beim schön gelegenen Golk). Der Winzer empfiehlt zu seiner Chimäre gegrilltes Thunfischfilet mit gebratenen Zucchinistreifen und Zitronenpfefferpolenta – aber wir genossen ihn sowohl pur als auch zu einer einfachen Quiche. Das Geheimnis? Keine Ahnung, wir sind Trinker und nicht Winzer. Aber die Entscheidung von Frédéric Fourré, den Wein zum Teil im Tonneau (einem 500-l-Holzfass) auszubauen, trägt vielleicht bei zum runden Genuss, dem typischen Burgunderschmelz (in Sachsen!) und der frischen Säure (das assoziiert man da ja schon eher bei den nördlichen Weinanbaugebieten).

Frédéric Fourré, der Franzose, sagt mittlerweile: „Hier in Sachsen bin ich zu Hause!“ Also akzeptiert er (natürlich!) seine Umgebung, die über 50jährigen Stöcke, das natürliche Ökosystem Weinberg und den Erhalt von uralten Trockenmauern in der Steillage des Radebeuler Goldenen Wagens. Synthetische Weine sind nicht sein Ding, denn „95% der Qualität eines Weines kommt aus dem Weinberg“, glaubt Fourré. Der Rest ist Kellerarbeit. Nicht im eigenen Keller, aber – seit einigen Jahren – mit offenbar großem Vergnügen und viel Einverständnis über den Gang der Dinge im Keller von Schloss Prosch­witz, der traditionell auch anderen Winzern der Region zur Verfügung steht. Mit Jacques du Preez, dem Kellermeister des VDP-Weinguts, hat Frédéric Fourré einen Bruder im Weingeist gefunden, der seine Ideen kongenial umsetzt: Harmonie im Wein steht obenan, der Rest liest sich simpel und ist doch kompliziert, wenn man es denn machen muss: „Ich habe keine Angst vor Säure, denn sie ist das Rückgrat eines Weines, wenn sie reif ist – und ich scheue mich von daher auch nicht, etwas Restzucker zum Ausbalancieren zu lassen“, sagt Frédéric Fourré, der französische Winzer in Sachsen.

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