Draußen vor dem Doppelzelt steht ein kleines Grüppchen bannerbehafteter Protestler. Sie fordern einen Zirkus ohne Tiere. Das sei, meint Weihnachtszirkus-Direktor Mario Müller-Milano, ihr gutes Recht. Aber ansonsten teilt er die Meinung der selbst ernannten Tierbefreier natürlich nicht – und begrüßt die Premierengäste zum 21. Dresdner Weihnachtszirkus nicht nur mit der üblichen Showtime-Herzlichkeit, sondern mit durchaus ernsten Worten: „Unseren Tieren geht es gut“ – und ein Zirkus ohne Tiere sei für ihn undenkbar. Die Leute im Zirkus hatte er auf seiner Seite – und ohne berechtigte Anliegen runterputzen zu wollen: wenn die Tiere fehlen, fehlt wirklich was, es riecht dann nicht mehr nach Zirkus…
…und die über 80 Tiere, die im Laufe des Abends ins Manegenrund kommen, machten zumindest einen guten Eindruck. Das Verhältnis zu den Menschen, mit denen sie zusammen auftreten, ist ja beinahe zwangsläufig ein gutes – ich würde keinem empfehlen, den Kopf in den Mund eines Löwen zu legen, wenn man sich dessen Freundschaft nicht sehr sicher ist. Das ist schon spektakulär, was Manuel Farina aus Italien mit seiner gemischten Truppe aus Löwen und Tigern da macht – aber es geht auch weniger gefährlich und dennoch mit Wow-Effekt: Das Duo Slobodenyuk mit Clown Slobi gab nämlcih weit mehr als den berühmten Pausenclown zwischen den Stücken. Vladi und Olga haben nämlich auch eine gemischte Tiertruppe dabei: Hund, Katze, Maus. Und wenn das Mäuschen bei einem Balanceakt der Katze durch die Beine huscht – das hat schon was.
Auch mit Löwen (aber nicht solchen aus Afrika!) schmuste Ingo Stiebner: mit seinen beiden Seelöwen. Insgesamt eine lustige Nummer, auch wenn nicht geknutscht wird, sondern die Robben Tango tanzen oder den gereichten Fisch nicht selber essen, sondern an den Kollegen weiter reichen.
Atemberaubendes oben unterm Zirkuszelt boten zwei Truppen aus der Mongolei. Die Nomads und NOMUNA lassen die Körper nur so durch die Luft fliegen, mit mehrfachen Saltos und Pyramiden, die bis zu vier Mann hoch sind. Geworfen, nicht geklettert, würde Mr. James Bond jetzt wohl anmerken. Am Trapez fühlt sich Elisabeth Axt wohl – so wohl, dass sie es gleich mal mit einem freien Kopfstand versucht. Ebenfalls luftig: das Duo Devlikamov, das an einer Chinesischen Pole eindrucksvoll vorführt, wie man sich an so einer Stange scheinbar schwerelos abarbeiten kann.
Offene Münder auch bei Christian Farla. Ein Magier in der Manege des Dresdner Weihnachtszirkus – das gab’s bei dem immer individuell und neu zusammengestellten Programm noch nie. Aber es könnte gerne wiederholt werden, denn der Niederländer zweigte spektakuläre Nummern, ließ Menschen verschwinden und wieder auftauchen – und das im Zirkusrund, wo man von allen Seiten Einblick ins Geschehen hat.
Der Dresdner Weihnachtszirkus gastiert noch bis zum 2. Januar 2017 mit täglich zwei Shows an der Pieschener Allee 26 (Nähe Congress-Zentrum/Yenidze).
Dresdner Weihnachtszirkus
Volksfestplatz Pieschener Allee
www.dresdner-weihnachts-circus.de
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