[2005]
Zwei Speisefolgen schlägt Mario Pattis seinen Gästen vor: eins als „Höfisches Essvergnügen“, das andere als „Creation a la Mode“ – und als Gast kann man sich sein Menü beliebig aus den Einzelbestandteilen zusammen stellen. Da die Recherchen in den Speisekarten des sächsischen Hochadels von Mario Pattis modern und leicht interpretiert werden und seine „Moderne“ die klassischen Wurzeln nicht verleugnet, fällt ein Cross Over auch nicht schwer: geschmacksintensiver „Dialog von Jakobsmuschel und Spanferkel auf Meerwassergelee mit karamellisierten Perlzwiebeln und einem Gazpachoeis“ (modern) oder erfrischendes „Geeistes Pot au feu vom Kalb mit Parmesanschaum und Kaviar“ (klassisch aus einem Menü von 1896) stimmen auf den Abend ein, der mit im Mund schmelzendem „Gratin von Steinbutt und Langostinos und konfierten Tomaten in roter Ingwersauce und Estragonnudeln“ (modern) und auf den Punkt gebratenem „Medaillon vom Reh im Champignon auf Selleriepüree mit Süßdoldenpesto und Rhabarber in einer Holunderblütenjus“. Freundlicher und kompetenter Service.
[2004]
Mario Pattis ist nach wie vor in Kerbel verliebt – wie im Vorjahr krönte ein Zweiglein nahezu jeden Gang der beiden Menüs, die abends zur Auswahl stehen und beliebig kombiniert werden können. „Creation a la Mode“ und „Sächsisch-Höfisches Essvergnügen“ nennt der Meister seine Vorschläge – wobei das königliche Essvergnügen deutlich moderner als zu Sachsenkönigs Zeiten und die modischen Angebote deutlich verschnörkelter als zu heutigen Zeiten üblich aufgetischt werden – sie sind in der Tat austauschbar.
Bis zur Selbstverliebtheit hübsche Bilder geben alle Gänge ab, doch „Mild geräuchertes Tatar vom Reh mit gegrillten Jacobsmuscheln im Morchelschaum“ oder „Lasagne von Meeresfrüchten mit Kichererbsen in einem leichten Zitronengrasschaum“ verraten auch die Kochkunst von Mario Pattis.
[2003]
Die höfisch-sächsische Küche von Mario Pattis ist nach wie vor opulent, wenn auch die Portionen kleiner geworden sind und sich ein wenig dem Zeitgeist angepasst haben. Hier wird nicht serviert, sondern zelebriert. Große Französische Küche mit teuren Zutaten hat ihren Preis, die Rechnung ist so üppig und königlich wie die Gerichte. In der Preisklasse sollte man allerdings nicht Kerbel über jeden Gang dekorieren, und auch die Verwechslung der (im übrigen bis zur Unkenntlichkeit der Grundprodukte verfeinerten) Gerichte beim Kloschenservice sollte besser gar nicht als gleich an drei Tischen passieren…
[2002]
Nirgendwo isst Dresden barocker als bei Mario Pattis. Der hat sich die höfisch-sächsische Küche vorgenommen und kocht, mit Verfeinerungen und Optik des 21. Jahrhunderts, alte Gerichte nach. Einfach ist nichts bei Pattis, alles kommt komplex und optisch wie gemalt auf den Tisch – zum Beispiel „Tomatisierte Hummermousse und Tartar vom Stör mit seinem Kaviar und mariniertem Sauerklee und Fenchelsorbet“ (eine Idee aus dem Jahr 1914).
Ob die Pattis’sche Küche eine zeitgemäße Übersetzung der früher servierten Gerichte ins 21. Jahrhundert sei, ist bei gelegentlichen Besuchern des Hauses durchaus umstritten. Stammgäste sagen naturgemäß „ja“ – sonst wären sie ja nicht Stammgäste. Gelegenheitsbesucher mit etwas mehr Abstand zum Haus räumen hingegen schon mal ein, dass die abenteuerlichen Zusammenstellungen die klare Linie und Konzentration auf das Wesentliche vermissen lassen: Die Geschmacksmelange des „an und auf mit bei neben“ sei vor allem teuer, mehr nicht. (Wobei Sarkasten noch anmerken: wer das Wort abenteuerlich einmal richtig lese, der erkenne ja sofort den zentralen Bestandteil…)
Die barocke Pracht, die sich auf Teller und Rechnung präsentiert, kann man allerdings im gleichen Haus umgehen: Im Zweitrestaurant wird weniger aufwändig serviert.
Gourmetrestaurant Pattis
Im Romantik Hotel Pattis
Merbitzer Str. 53
01157 Dresden
Tel. 03 51 / 4 25 50
www.pattis.net
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