Mit heiterer Gelassenheit

Im Weinhaus Aust kann man sich zu sächsischen Weinen durch die komplette Karte essen

Weinhaus Aust

Als am vergangenen Sonntag der Sommer Einzug ins Elbtal hielt, zog es uns aus Elbflorenz ins Nizza des Nordens: Die Weinberge der Hoflössnitz sind immer einen Spaziergang wert – und mit dem richtigen Timing erreicht man zur Essenszeit das Meinholdsche Turmhaus an der Weinbergstraße. Das Haus gehört der Familie Aust. Seit 1984 bauen und erhalten sie das Ensemble aus dem 18. Jahrhundert – zuerst Zwingerbaumeister Ulrich Aust und seit einigen Jahren sein Sohn Karl Friedrich Aust – gelernter Steinmetz und seit 2002 hauptberuflich Winzer.

Das Haus strahlt eine heitere Gelassenheit aus, und wer sich wie wir draußen auf dem Grünstreifen an einem der nur fünf Tische niederlässt, wird von dieser Atmosphäre schon vor der Bestellung des ersten Glases eingefangen. Und sie wird nicht nachlassen, sogar mit der Rechnung nicht!

Feine TropfenEs gibt eine Weinkarte, auf der neben Weinen von Aust auch solche seiner Winzerkollegen Frédéric Fourré und Volker Gerhardt stehen – und eine Schiefertafel mit sechs Positionen: Zwei Snacks, eine Vorspeise, zwei Hauptgänge, ein Dessert. Zu wenig? Nein, aber mehr als ausreichend und meist besser als ein dickes Heft vorbereiteter Speisen.

Wir teilten uns den sommerlichen Gemüsekuchen (3,40 EUR), bei dem die Salatbeilage das Beste war. Mit feinem Dressing nebst Sonnenblumen- und Kürbiskernen emanzipierte er sich von der Beilage zur Hauptperson – den bestellen wir, wenn wir wiederkommen, auf einem großen Teller! Der Gemüsekuchen kam übrigens in zwei Teile zerschnitten und mit zwei Gabeln: So kann man auch mit kleinen Sachen den Gästen eine Freude machen!

DessertZur „Penne mit mediterranem Gemüse“ (6,10 EUR) gab es frischen Parmesan – und zwar nicht in mikroskopischer Menge, sondern eine gesunde Portion. Die Penne auf den Punkt bissfest gekocht, die Zucchini vielleicht ein wenig zu ölig, aber insgesamt mit den getrockneten Tomaten ein feines sommerliches Gericht. Aber der Knaller schlechthin war das gebratene Lammlendenkotelett in Rotweinsoße mit Rosmarinkartoffeln und Karotten-Fenchel-Gemüse: Derart zart und rosa habe ich in Dresden selten ein Lammkotelett gegessen! Wir waren geneigt, nochmal zu bestellen: Lamm und Salat. Aber wir verzichteten zu Gunsten der Eistorte mit Sauerkirschkompott: Dreierlei Eis, zartschmelzend – ein trefflicher Abschluss!

Was gab’s dazu? Wein! Er wird in der Flaschen, aber auch auch offen angeboten als 0,1 Liter oder 0,2 Liter: Man kann sich also durchprobieren. Die Preise sind – für die Qualität – sehr manierlich, der Service berät freundlich und kompetent und nähert sich dem Eichstrich eher von oben als von unten: So macht’s Spaß!

Und dann die Rechnung: Nicht viel, für das was wir hatten – und der Espresso fehlte sogar: „Ach, den habe ich vergessen! Macht nichts: Der geht aufs Haus!“

Weinhaus Aust
Weinbergstrasse 10
01445 Radebeul

Telefon +49 351 89390100
Fax +49 351 89390098
http://www.weingut-aust.de

geöffnet [Update  Zeiten 2017] Mi 17–20 Uhr (kleine Speisekarte)
Do+Fr 17 bis 22 Uhr
Sa–So+Feiertag 12 Uhr bis 22 Uhr

[Besucht am 5. Juli 2009 | Veröffentlich am 9. Juli 2009 in PluSZ, Beilage zur Sächsischen Zeitung  | Die Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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