Nichts Knuspriges in der Sonne

Statt Lateinamerikanischen Tänzen nun Chinesisches Buffet

Sonne

Das Haus Leipziger Straße 58 hat eine bewegte Geschichte hinter sich, in der es meist um Unterhaltsames ging: Vor über 150 Jahren als Tanz- und Ballsaal erbaut, seit 1929 als Kino “Astoria” genutzt. Das schloss 1970 – das Staatstheater hatte eine Probebühne mehr. Danach Leerstand und Verfall, Sanierung. Die erste Gaststätte nach der Wende hielt sich nicht lange, das lateinamerikanische Kulturzentrum “Casa Latina” hielt sich einige Zeit länger – und nun hat die „Sonne“ Einzug gehalten.

Der ehemalige Ballsaal wirkt Dank entsprechender Höhe nicht erdrückend und durch geschickt eingezogene Zwischenwände erstaunlich kleinteilig. Einen großen Teil des Raumes nimmt das Büffet in Anspruch. Wer nicht laufen möchte, kann auch aus der Karte wählen, da sind dann im Prinzip die gleichen 110 und mehr Möglichkeiten der Büffet-Kombination bereits zusammengestellt – und kommen in der Summe natürlich teuerer als im Self-Service. Aber wenn einem die Kantinenmentalität mit All-you-can-eat nicht liegt, zahlt man ja gerne ein wenig mehr für vielleicht frischer zubereitetes und an den Tisch gebrachtes Essen.

Der Service ist minimalistisch besetzt und kann – wenn überhaupt – nur funktionieren, wenn keine Sonderwünsche auftauchen. Aber am Buffet ist man ja sein eigener Service.

Das chinesische Büffet mit Fertigessen entsprach durchschnittlichem Chinarestaurant-Niveau. Wer nicht gleich zu Beginn des Abends kommt, wird die theoretisch mögliche Fülle nur dem Bild auf dem Tischset entnehmen. Ganz oft sind genau die Dinge aus, die man gerade braucht (Saucen) oder haben möchte, weil sie in den Gang des selbst zusammen gestellten Menüs passen. Da hilft s ja auch nicht, wenn 15 Minuten später nachgelegt wird. Die frisch „von unseren Spezialitätenköchen aus Dresdens Partnerstadt Hang Zhou“ am mongolischen Grill zubereiteten Speisen litten deutlich unter der immer gleichen Zugabe aus einer Curryketchupflasche, die aber lediglich Transportbehälter für Sojasauce war. Dabei hätte man in der „Showküche“ die ordentlichen Grundzutaten wie Lamm, Rind, Garnelen und Fisch mit individuellerer Behandlung durchaus angemessen verarbeiten können. Die Krabbenchips (Kroepoek) vom Büffet allerdings schmeckten ranzig, da hat etwas gar nicht gepasst: es reicht eben nicht, aus der Partnerstadt zu kommen, man muss dort auch gut kochen gelernt haben.

Die Köche hinter der Küchentür lieferten uns zwei Suppen, die wir wegen fehlender Geschmacksanreize nicht auslöffelten. Es folgte eine „Knusprige Ente nach China-Art“, die wir andernorts in Dresden schon knuspriger und weniger trocken serviert bekamen sowie „Acht Schätze“ mit ebenfalls nicht wirklich knuspriger Ente und allerlei anderen Fleisch- und Meeresgetier-Zutaten zum Gemüse: Da schmeckte sogar die Sauce individuell anders als bei allen anderen Gerichten – und sie schmeckte gut!

China Restaurant Sonne
Leipziger Str. 58
01127 Dresden

Tel. 0351 – 8112226

Öffnungszeiten:
täglich 11.30-14.30 Uhr und 18-22 Uhr

[Besucht am 30. Januar 2010 | Veröffentlicht am 4.2.2010 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*