Mailand, 22 Uhr. Der erste Abend, also steckt der übliche Anreise-Rummel mit Flug, Transfer, Check-In und all dem noch in den Knochen. Wie schön, wenn man dann rausgeht und gleich mittendrin ist. Der Corso di Porta Ticinese ist bei Ausgeh-Bummlern offensichtlich sehr beliebt. Direkt vor der Ferienwohnung stehen Trauben von Menschen vor zwei Tapas-Läden – aber uns ist es eher nach drinnen und was Italienischem. Bitteschön, geht auch: Gleich hinter der Basilica di San Lorenzo di Milano mit den antiken römischen Säulen davor gibt es, sehr passend, römische Küche.
Das Rugantino hat einen Außenbereich, auch im Winter: Da ist er kleiner, mit Zelten und Heizpilzen notdürftig vor Witterungsunbill geschützt. Uns war’s da zu zugig, also rein. Drinnen gibt es zwei Etagen: Nahezu alle Tische waren besetzt. Wir erwischten einen aparten Zweier: Wir saßen über Eck und sahen uns nur, wenn wir uns vorbeugten – ansonsten war eine Wand-Ecke dazwischen. Kann ja auch ganz praktisch sein, so eine Rückzugsmöglichkeit 😉
Rundrum feierten die Leute, offensichtlich hatten alle Geburtstag (und ahnten nicht, dass an unserem heimeligen Eck-Zweier auch eine Geburtstagsfrau saß). Die rund 15 Leute, alle im Studentenalter, am Nebentisch hatten schon etliche leere Weinflaschen auf dem Tisch gesammelt und tafelten laut schnatternd vor sich hin. Wir ließen es etwas ruhiger angehen, wie sich das für Teutonen gehört.
Das Essen war durchwachsen-normal, nichts Besonderes – auch wenn die Artischocken laut Karte nach einem Rezept von „mamma“ zubereitet waren: Das schreibt sich so hin, ernst nehmen muss man das nicht. Geschmeckt haben Carciofi alla romana (7 €) dennoch, nicht zuletzt wegen der Mangold-ähnlichen Beilage (wir tippen auf cima di rapa, Rübengrün. Das lag anderntags auf dem Markt auch gleich neben den Artischocken…). Wie man auch auf kleinstem Platze den Vorspeisen Geltung verschafft, erlebten wir mit dem Carpaccio di manzo con Rucola e Grana, das auf einer Etagere mal eben in die erste Etage übern Tisch gehoben wurde. Unten drunter war dann Platz für gar köstliche foccacia.
Weil Anreisetage müde machen, beschieden wir uns zum Hauptgang mit nur einer Pizza für uns beide, was natürlich ging und auch keine komischen Blicke nach sich zog. Die Sympathie des Kellners – der sehr beflissentlich und flink seinen Bereich versorgte – war uns seit der Weinbestellung eh gewiss: Dass wir eine gute Wahl getroffen hätten, mag ja noch zum Standard-Repertoire ausgesuchter Höflichkeit gehören; dass er auf der Karte des Hauses aber nur einen besseren zum Essen empfehlen würde, fanden wir dann schon nicht mehr klischeehaft.
Dessert? Ach, nein, danke. Aber statt dessen einen vin santo und cantucci? Gute Idee. Und weil wir offensichtlich recht vergnügt beim Verzehr guckten, gab’s das gleiche mit der Rechnung nochmal. Das hat uns gefallen!
Rugantino
Via dei fabbri, 1 (Colonne di San Lorenzo)
20125 Milano
Tel. 02.89.42.14.04
Geöffnet:
12 – 15 und 17 – 01.00 Uhr
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