Tranchierte und neu collagierte Dorade

Besuch im Fellini in Altkötzschenbroda

Fellini

Fellini – war noch mal wer? Na klar: der Regisseur. Und welcher Film? Natürlich, La dolce vita, das süße Leben. Mit dem charmanten Marcello Mastroianni und der verführerischen Anita Ekberg, unter anderem zusammen im Trevi-Brunnen in Rom. Lang‘ ist’s her, 1960.  Aber dennoch irgendwie im allgemeinen Gedächtnis. Im Fellini, dem ristorante am Rande des Angers von Altkötzschenbroda, kann man sich visuell Nachhilfe verschaffen: großformatig hängen Filmplakat und eine Collage von Bildern des Schwarzweiß-Films an der Wand. Wir sind bei unserem Besuch die ersten Gäste des Abends – aber alle Tische sind eingedeckt. Auf jedem Tisch stehen Blumen und brennende Kerzen, was schon mal eine nette Atmosphäre ausstrahlt.

Weil wir reserviert hatten, traf uns der Italiener-Effekt: Du kommst rein und wirst begrüßt wie ein Freund. Herzlich, mit Handschlag, mit Small Talk, mit aus-dem-Mantel-Helfen – das volle Programm. Na klar: Im Fellini arbeiten richtige Italiener, die sich zumindest diesen Teil ihrer Lebensart auch im kalten Norden bewahrt haben. Wir wählten unseren Lieblingstisch für diesen Abend – und ließen uns die Karte bringen. Wir wussten zwar, was wir wollten, aber die Neugierde… Es ist eine interessante Karte, deutlich mehr ristorante als pizzeria (obwohl es auch da einige gibt). Aber unser Menü war ja schon vorab ausgewählt: Das Fellini macht als Neuzugang bei den Kochsternstunden mit und bietet ein 3-Gang-Menü an, das aus vier Gängen besteht (37 €, inkl. Weinbegleitung 48 €). Nun gut…

Der Einstieg ins Menü war grandios: Schwertfisch-Carpaccio auf Birne und Fenchelsalat mit einer Apfelgranade-Grapefruit-Marinade schmeckte so spannend wie es klingt. Das Carpaccio so frisch wie am Meer, die Mischung aus Birne und Fenchel fruchtig-pikant mit einer spannenden Marinade. Was dazu trinken, bei den vielen Geschmäckern, Säure inklusive? Die Empfehlung passte prima: Ein Rosé Santa Cristina Antinori. Wunderbar ging es dann weiter mit hausgemachten Ravioli mit einer Fleischfüllung in Tomatenpestosauce mit Parmaschinken und Pinienkernen. Es waren, wenn ich mich nicht verzählt habe, acht dieser köstlichen Ravioli, und die pure Unvernunft ließ sie uns aufessen. Denn sie schmeckten wunderbar, mit einer ganz famosen Füllung. Aber das eigentliche Vergnügen bestand in der Kombination mit der Sauce, in der neben den im Menü genannten Bestandteilen noch etwas war: Sahne. Mächtig gewaltig und eine süße Basis für die salzige (Parmaschinken!), fruchtige (Tomatenpesto!) Sauce. Drei oder vier davon wären genau so schmackhaft und sicher im Rahmen des Menüs ausreichend gewesen – aber wie gesagt: wir konnten nicht nein sagen. Übrigens: Im Glas dazu, auch sehr passend: ein Bardolino von Masi.

Zum Hauptgang brachte unsere freundliche Bedienung pro Person etwa 400 Gramm Fisch. Frische Dorade in Gemüsesaute, dazu Spinatsoufflé liest sich nur einfach, aber zumindest beim Fisch gerieten wir wieder zu Schwärmern. Am Tisch flott filetiert und auf dem Teller wieder zusammengesetzt – aber statt der ungenießbaren Gräte legte sich Gemüse und Buttersauce zwischen die Filets des bestens gegarten Fisches. Kleiner Minuspunkt: die Temperatur der Dorade hatte bei der Prozedur des Tranchierens und der erneuten Collage sich schon arg der Raumtemperatur genähert. Wie kann man das ausgleichen? Guter Wein geht immer (Chardonnay Tomaresca) – und der Gedanke an dieses Gericht im Sommer am Strand irgendwo in Italien…

Beim Dessert hatten wir dann endlich den Mut, es so zu tun wie wir es beim Urlaub in Italien fast immer für das ganze Menü machen: Teilen, eins für zwei. Das hatte den Vorteil, dass wir Sbriciolata mit gemischten Beeren und Schokoladenscheiben in seiner Gänze genießen könnten – dolce geht ja eigentlich immer, und es muss nun wirklich nicht immer das Übliche sein…

Fellini Ristorante & Catering
Gradsteg 1
01445 Radebeul

Tel. 0351.42479656

Öffnungszeiten:
Di Ruhetag, sonst 11.30 – 14.30 Uhr und 17.30 – 22.30 Uhr (Fr./Sa bis 23 Uhr)

[Besucht am 26. Februar 2015  | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

 

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