Spaß. Vergnügen. Kurzweil. Unterhaltung.

Jubiläumsausgabe der Dinnershow "Mafia Mia": Ente gut, alles gut

Am Abschiedstisch: Prost

Von der Ente muss es die Keule sein, so will es das Gesetz bei Mafia Mia, der Dinnershow mit verzögertem Jubiläum: 2020 hätte man gerne den zehnten Geburtstag gefeiert, 2021 sehr gerne auch endlich. Aber da kamen Corona und die damit verbundenen (wie heißt das so schön:) behördlicherseits angeordneten Einschränkungen hinzu. Nun aber: Volles Haus, mitten in der Woche – und, wie man hört, auch bei den anderen angesagten Terminen. The Boys and Girls are Back in Town. Und die Entenkeulen auch – besser denn je.

Was eine Dinnershow denn sei, wollte am Nachmittag jemand beim Adventskaffeekränzchen wissen – und außer dem bösen Blick (Wie, du liest die STIPvisiten nicht?!? Da gibt’s fast 30 Beiträge dazu!) und dem Staunen darüber, dass es Menschen in Dresden gibt, die noch nie etwas von der Gattung Dinnershow gehört haben, folgte natürlich auch eine freundliche Kurzaufklärung: Dinnershows sind nicht Hochkultur – aber sie sind Kultur. Sie sind nicht Zirkus – aber können durchaus vergleichbare zirzensische Darbietungen enthalten. Sie sind nicht Kabarett oder Cabaret (das eine mehr zum Lachen, das andere mehr zum Schauen), aber es gibt reichlich zu lachen und viel zu schauen. Dinnershows sind, was den Bestandteil Dinner anbelangt, keine Sterneküche – aber solides Ess- und meist auch Trinkvergnügen. Wer zur Dinnershow geht, will also vor allem eins haben: Spaß. Vergnügen. Kurzweil. Unterhaltung (jaja, dieses eins waren jetzt vier…)

Dass diese Leichtigkeit des Seins auch und gerade in krisenhaften Zeiten wichtig ist, um mal wieder runter zu kommen und abzuschalten, könnte eine Erklärung für den guten Besuch sein. Eine andere ist aber ganz banal: diese Leichtigkeit fürs Publikum wird durch Präzision und Professionalität der Beteiligten auf der Bühne, im Service und in der Küche erreicht. Die nehmen ihren Job nämlich ernst, damit es so leicht wirkt. Lediglich die Garderobe, das muss ja auch mal gesagt werden, arbeitet weit unter Niveau. Zwei (wenn auch freundliche und bemühte) Mädels für 500 nasskaltwetterbemantelte Menschen sind eben reichlich wenig.

So wie beim Stollen und Spekulatius am Nachmittag, gab es auch am Abend Novizen in Sachen Dinnershow. Also solche, die nichts erwarteten, weil sie ja nichts wussten, dann aber in ihren Erwartungen enttäuscht wurden, wie sie auf Nachfrage äußerten. Wie immer das geht: alte Hasen (wozu der Schreiber dieser Zeilen gehört) erwarteten panem et circenses, bekamen aber wie gewohnt mehr als Brot und dankenswerter Weise in der Abteilung Spiele auch nur solche, die nicht politischen Machtspielchen dienten. So gesehen hat die zweijährige Zwangspause dem Paten, seiner Familie und seinen Freunden auch nichts angetan: es war im schönsten Sinn des Wortes alles so wie immer.

Zusammenfassen kann man das Essen also im Prinzip kurz und knapp: eine Auswahl von Mundbrötchen steht bereits auf dem Tisch, umgeben von vier Dips (Entenschmalz mit krosser Zwiebel und Majoran – unser persönlicher Favorit, Feine Hummus-Creme – ooch ni schlecht!, Kartoffel-Aioli – vorsicht bei Anbandelungsabsichten… und Sonnengereifte Tomate mit Basilikum – mir etwas zu kräftig). Auch schon am Platz: ein kleine Schale, die aussah wie zum Dessert, teils auch so klang – aber eben als zusätzlicher Onmachtshappen gedacht war, bevor das eigentliche Dinner begann: Trüffel von Frischkäse und Orange in weißer Schokoladen-Kokoshülle | Süßkartoffel  aromatisiert mit gebrannter Mandel I Apfelconfit.

MM EssenAbweichend vom Plan brachte der Service im eigentlichen Menü zuallererst ein Feines Cremesüppchen aus Pastinaken und Bratapfel mit Chorizo | Petersilie | Kresse. Die hatte gegenüber der vorgesehenen und beim Probeessen von uns verköstigten Kartoffelsuppe den Vorteil, nicht so schwer im Magen zu liegen – und dennoch zu schmecken. Da hat Sven Kasimir, der neue Chef an den großen Töpfen, offensichtlich den Tischgesprächen genau zugehört. Zum Hauptgang (Entenkeule mit Honig gebacken, dazu frischer Preiselbeer-Apfelrotkohl & Kartoffelroulade mit Semmelbutter) spätestens sollte man sich vielleicht die Zeit nehmen, den Einmarsch der Service-Brigade zu beobachten und sich daran zu erfreuen, wie das alles klappt: 500 Gäste, 500 Teller. Stehen sie auf dem Tisch, ist warm, was warm zu sein hat (beim Dessert war alles so kalt wie es sein sollte!). Keine Runzelhaut auf der Suppe, die Entenkeule zarter und saftiger noch als in den Vorjahren. Da steckt Logistik und Erfahrung hinter. Und beim Service den ganzen Abend über Lachen, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit. Respekt!  Mit dem Ende der Show kommt dann das Dessert. Ende der Show 22:30 steht auf der Webseite. Wir bekamen mehr fürs Geld, das Dessert wurde nach 23 Uhr serviert, und wer vorher ging, war selber Schuld (aber so wie es aussah, wollte sich keiner schuldig fühlen), denn selbst wenn man eigentlich satt ist und mit Blick auf die Uhr schon an ganz andere Sünden denkt: Schokoladen-Törtchen I Tarte Tatin I Vanilleeis geht immer. Man kann ja abschließend noch tanzen, das gehört zum Event dazu.

FirebirdsSoviel zum Dinner. Jetzt zur Show. Die war wie gewohnt flott und ein abwechslungsreicher Mix aus Rock’n’Roll und anderen schwungvollen Oldies unterschiedlichster Stilrichtungen – da kennen die Firebirds nichts. Von Monty Python (Always look on the bright side of life) über Elvis the Pelvis Presley (Are you lonesome tonight) zu den Rolling Stones (Satisfaction), von Azzurro (Adriano Celentano) über You can leave your hat on (na klar, mit Männerstrip. Was Joe Cocker dazu wohl gesagt hätte?) zum Highway to hell (AC/DC): alles geht. Und das Firebirds-Rock’n’Roll-Medley gehört ja sowieso immer dazu, was auch gut so ist. Wo kämen wir denn da sonst hin? Unterstützt wurde die Band aufs allerfeinste von einer wandelbaren Ocsana Sobolieva. Die Sängerin konnte sanft schmeicheln und rockig röhren.

ShowtimeDie Artistinnen wussten allesamt durch Chic zu bestechen (auch die beteiligten Männer waren nicht ohne, by the way). Es gab Brust–Beine–Po, fast so wie beim klassischen BBP-Workout. Die Akrobatin Natalia Ruzhilo mit den Hula-Hoop-Reifen hatte es diesbezüglich natürlich besonders leicht, sie muss sich ja schwungvoll die Hüfte geben. Aber auch die Mafia Mia Dancers um Yana Lutsiv tanzten körperbetont und anregend was das Zeug hielt. Nicht ohne Grund tragen die Frauen bei solchen Shows die Haare lang, denn auch das bringt ja betörende Momente, wenn sie sich – wie Margo Darbois, der Zirkusartistin aus Frankreich – in der Tuch-Schlinge aus luftiger Höhe gezielt mal fallen lassen. Betont sexy inszenierten sich die beiden paarweise auftretenden Artisten: Dmytro und Viktoriia sind auch im wirklichen Leben ein Paar (da geht das besser – so lange es gut geht…), sie erzählen als Duo Heart´s Desire am Aerial Loop und an der Pole ihre ganz eigene Liebesgeschichte mit viel Leidenschaft und Sinnlichkeit. Auch nicht knisterfrei ist die Messerwurfshow von Andrei Gomonov, der (wie man gerne mit bangt: zielsicher) die Messer rund um seine Partnerin Darja platziert, obwohl die ihn schon sehr reizvoll mit einem verführerischen, sinnlichen Tanz ablenken könnte.

Der Pate und seine HandlangerZwischen all dem Essen und der Akrobatik war nur wenig Platz für sowas wie eine Handlung, aber auch das überrascht erfahrene Dinnershowler (m/w/d) ja nicht. Die Lücken wussten die Protagonisten geschickt zu füllen: Bert Callenbach, der den Paten dieses Mal bewusst müde gibt (Arbeitsfrust und Rentenlust als Lockdownfolge) ärgert sich wie immer über seine beiden linken Hände Schlicht und Kümmerling. Die sind sich für nichts zu schade und reizen mitunter die Peinlichkeitsgrenze nach unten voll aus. Aber immerhin blieb beim Männerstrip zu You can leave your Hat on nicht nur der Hut auf, sondern auch die Unterbüx an…

Mafia Mia – Back in Business läuft seit dem 25. November und noch bis zum 15. Januar 2023 (genaue Daten und verfügbare Termine)
Dinner-Theater im Ostra-Dome
Zur Messe 9 A
01067 DRESDEN

www.mafia-mia.de

Karten je nach Kategorie und Wochentag ab 58,50 € (inklusive Show, Menü und Tanz nach der Show).

[Zu Gast am 8. Dezember 2022 – auf Einladung mit Pressekarte.]

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