Nun kann man sich nicht mal mehr auf die Fixsterne verlassen! Jedenfalls nicht so ganz: Die WeinKulturBar, seit 17 Jahren mit ihrem Gastgeber Silvio Nitzsche so etwas wie ein Fixstern für Weinenthusiasten (m/w/d, versteht sich), leuchtete weit über Striesen und Dresden hinaus ins Land. Doch nun gibt’s einen Wechsel: Silvio Nitzsche übergibt die Bar an Patrick Nitsche. Der ist Stammgästen kein Unbekannter, denn er hat schon in Pandemiezeiten (also meist behördlich verordnet und überhaupt mit Mundschutz quasi undercover) in der WeinKulturBar gearbeitet – als Praktikant, als Lernender. So gesehen passt es also auch, was uns die Wikipedia zum Thema Fixstern verrät: „Tatsächlich besitzen Fixsterne entgegen ihrem Namen ebenfalls eine Eigenbewegung.“
Silvio Nitzsche bewegt sich also fort, doch niemals geht man so ganz: er bleibt der Weinwelt erhalten (schreibend oder anderweitig publizierend, sein Podcast Wein und Weltfrieden, in dessen heutiger Folge er seine Entscheidung offiziell bekannt gibt, soll – zusammen mit Lars Fischer – auf jeden Fall fortgesetzt werden. Und vielleicht wird er ja über kurz oder lang auch Ableger bekommen. Aber eins nach dem anderen, also erst mal: Übergabe. „Wir gehen das ruhig an,“ sagt Silvio. Und das heißt: ab sofort ist die Weinbar für den allgemeinen Publikumsverkehr geschlossen. Der Verkauf von Käse, Weinen und anderen Präsenten geht aber weiter – bis zum 23. Dezember. Dann ist erst mal richtig zu, und das bis Anfang Februar. Im Januar soll die Übergabe erfolgen. „Ob ich am 1. Februar öffne oder erst ein paar Tage später, weiß ich noch nicht“, sagt Patrick. Der will – das weiß er schon – die Bar erst einmal weiter betreiben wie die Gäste es kennen: „Gleiche Öffnungszeiten, gleiches Konzept, natürlich gibt es Käse – und auch Mitarbeiterinnen-Gesichter und -Namen wird man wiedererkennen!“
Bis dahin bleibt, ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen. Wir haben die WeinKulturBar regelmäßig besuchen dürfen, privat mit family and friends wie auch beruflich, um über irgendwelche Dinge zu schreiben. Ganz oft waren das Preise, die entweder die Bar oder deren Betreiber Silvio Nitzsche eingeheimst haben – sein Nachfolger wird es da schwer haben, denn irgendwie scheinen ja alle Preise vergeben (eine Chance als Newcomer hätte er ja noch, ich empfehle den einschlägigen Juroren-Gremien schon einmal, den jungen Herrn N ohne z unter Beobachtung zu nehmen). Wobei Silvio den Patrick, als er 2021 erst mal nur zum Praktikum kam, schon mit überschwänglichen Worten begrüßt hatte: „Ich habe selten einen Weinfachmann erleben dürfen, der so neugierig und offen zugleich ist. Was für ein Geschenk. Menschlich und fachspezifisch. Patrick ist jemand, der so viel lernen will und das Erfahrene zugleich so menschennah greifbar vermitteln möchte und dieses auch dann kann. Also unsere Philosophie des greifbaren Weinlebens wie kein anderer lebendig mitgestalten möchte. Er ist auf dem wohl besten Wege einer der wirklich großen Weinmenschen unserer Republik zu werden und wir sind so unglaublich froh, ihn auf seinem Weg begleiten zu dürfen.“ Ob der Herr N mit z da schon ahnte, dass er damit seinen Nachfolger beschrieben hat?
Statt unvergleichlich falscher Vergleiche und Superlative gibt’s hier jetzt im Blog ein paar Bilder aus dem Archiv. Und dazu öffnet sich der Autor eine Flasche des Winzers, der zuverlässiger Absacker-Lieferant war, mithin dafür sorgte, dass auch die Zeit nach der (absichtlich, sagen einige) verpassten Bahn und der übernächsten (wenn schon, denn schon!) immer eine erfreuliche war. Also so, wie eigentlich alle Zeit der WKB-Besuche…
PS: Weil eine Kollegin trotz einer gewünschten Sperrfrist die Tinte nicht halten konnte und die Erste sein wollte, ist die Nachricht schon vorfristig bekannt geworden (und da haben andere natürlich sofort nachgezogen). Ich habe mich trotzdem verpflichtet gefühlt, mich an den vereinbarten Veröffentlichungstermin zu halten – old school Journalistenethik, tut mir nicht leid.
PS2: in den Kommentaren auf den diversen Plattformen, die irrigerweise ja immer noch „sozial“ genannt werden, klang es so, als ob die WeinKulturBar schließt. Tut sie nicht – bzw. nur vorübergehend. Also kann man da ab Februar wie immer hingehen und sich guten Wein vom angenehm wissenden Personal empfehlen lassen. In Anlehnung an die britische Monarchie: the Nitzsche has gone, long live the Nitsche!
WEIN | KULTUR | BAR
Wittenberger Str. 86
01277 Dresden Striesen
Tel.: 0351/3157917
www.weinkulturbar.de
Geöffnet:
Dienstag bis Samstag 15.00 bis mindestens 23.00 Uhr
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