Sie arbeiten jeden Tag, von morgens früh bis in den Abend. Und sie tun es gerne! Aber neulich, erzählt Marita Petkovic, hätten sie und ihr Mann Jerolim am Nachmittag eine große Gruppe mit vielen Fragen zu Gast gehabt – und seien danach (fast) eingeschlafen vor Erschöpfung. Wir waren nur zu zweit in ihrem kleinen Laden am Hafen von Vela Luka, das war (hoffentlich) nicht so arg anstrengend. Aber erzählt haben die beiden dennoch viel – Marita spricht Deutsch, ihr Mann – so der Eindruck – am liebsten gar nicht so viel, aber wenn, dann mit uns Touris Englisch. Hauptsächlich aber saß er bei unserem ersten Besuch am Ende des Raums an einem Tisch und füllte in stoischer Ruhe Gläser: mit Tomaten, Knoblauch und Kräutern. Als wir einige Tage später noch einmal vorbeischauten, waren wir offenbar schon mehr als nur sporadisch vorbeischauende Kunden: da gab’s ein Glas vom selbst gemachten Wein…
Der Wein ist nur für den Hausgebrauch, aber er verrät so einiges vom Denkansatz – wenn man so will: von der Philosophie – des kleinen Betriebs. Denn nach der Frage, ob man den Wein auch kaufen könne („Nein!“) folgte natürlich die, warum Jerolim ihn selbst gemacht hätte – gibt ja genug auf der Insel zu kaufen, oder? „Genug ja, aber die schmecken mir alle nicht!“ Ja, der Mann kann die Dinge kurz und präzise auf den Punkt bringen. Die Dinge selber machen, von Anfang an die Kontrolle haben, wissen, was drin ist: das klingt nach Handwerk und Ehre.
400 Olivenbäume bewirtschaftet Jerolim, der älteste ist über 400 Jahre alt. 80 % der Oliven sind geschützte Sorten. Wo die stehen, wollte ich wissen. „Sie sind verteilt auf vier Standorte, auf dem Weg zum Berg Hum würden wir an einem vorbeikommen. Wir sind dann gleich am nächsten Tag da lang gewandert, haben auch etliche Olivenbäume gesehen – aber wem die gehören, wissen nur die Bäume und die Olivengärtner, Schilder gibt es nicht, und die Beschreibung „Links gibt es einen kleinen Weg, in der Mitte vom Berg, nach zwei Kilometern“ ließ uns nur vermuten, die richtige Anlage gesehen zu haben. Aber weil wir keine Oliven sind, haben wir die pralle Sonne auch nicht so genossen und uns lieber an die großflächig Schatten spendenden Waldbäume gehalten beim Weg bergauf. Weil wir keine Oliven sind, haben wir uns allerdings auch problemlos umdrehen können und zurück auf die Stadt Vela Luka gesehen. Wären wir Oliven, hätten wir sogar unsere final destination ausmachen können, denn wenn man an diesem mit Beton ummauerten Stück Wasser entlang Richtung Hafen schippert, sieht man an Land jenseits der Straße gleich das Schild Jerolim – ekološki proizoodi.
Ökologische Produkte steht da auf dem Schild – und das ist nicht nur Olivenöl, sondern schließt auch eine Vielzahl von Kräutern wie Basilikum, Rosmarin, Knoblauch, Chili und Oregano ein, und auch Zitrusfrüchte – Zitronen, Orangen, Bitterorangen, Grapefruits und Clementinen – finden ihren Weg in seine Produkte. Diese Vielfalt spiegelt sich in einem Angebot wider, das von eingelegten Oliven über getrocknete Tomaten bis hin zu Marmeladen reicht, die in den Wintermonaten in Handarbeit hergestellt werden. Manufaktur – das klingt immer so romantisch, ist aber auch (wenn man so zusieht beim Zusammenstellen der Gläser mit Knoblauch, Tomaten, Kräutern und Olivenöl…) nicht unanstrengend, zumal für Ungeduldige. Aber Jerolim hat ja die Ruhe weg…
Während der Mann also am Tisch arbeitet, ist die Frau ganz die Verkäuferin. Marita macht das geschickt, sie hat viel Wissen, kann nahezu jede Frage beantworten, weist geschickt auf ihre passenden Produkte hin – aber vermittelt nie das Gefühl, dass man doch bitte nun endlich mal kaufen solle. Im Gegenteil, sie weiß ja um die Problemchen der Touristen: im Flieger ist wenig Platz und das Porto für den Versand (den sie anbieten) ist nicht unerheblich. Aber Wissen vermitteln und Werbung für handwerklich hergestellte Produkte zu machen, hat ja auch einen eigenen Wert!
Nachhaltiges Arbeiten ist Grundprinzip bei Familie Petkovic. Seit 2012 werden alle Olivenöle in der eigenen kleinen Ölmühle hergestellt. Sie ist die erste auf der Insel Korčula, die ein Ökologie-Zertifikat bekam. Der Einsatz der einheimischen Olivensorten Lastovka und Drobnica beim hochwertigen nativen Olivenöl extra führte zur Erlaubnis, das Siegel für Korčulansko Maslinovo Ulje zu führen, eine geschützte Ursprungsbezeichnung. Wir durften alle Öle probieren und liebten den teils intensiven bitteren und würzigen Abgang. Aber noch mehr hatten es uns letztendlich die aromatisierten Sorten – weil es eben kein künstliches Aroma war, sondern Chili, Orangenzeste, Zitrone, Oregano, Rosmarin und Basilikum – „aus dem eigenen Garten“, wie wir erfuhren. Wir verließen – den Kopf voll Wissen – nach dem ersten Besuch den Laden, ohne etwas zu kaufen. Und kalkulierten Koffergewichte und Klamottenverteilungen streng durch, um vor der Abreise doch noch shoppen zu gehen…
Jerolim
Obala 4, br. 21/1
20270 Vela Luka
Korčula, Croatia
Öffnungszeiten
Mo—Sa 8–22 Uhr, So 11–22 Uhr
Tel. +385 91 5755 949
opgjerolim.com
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