Unterschiedliche Gefühle
in der Brasserie Klokspijs

Restaurantbesuch im Viertel de Pijp, Amsterdam

Klokspijs

Die Brasserie Klokspijs ist eins der vielen kleinen Restaurants im Szeneviertel de Pijp. Im Eck-Restaurant kann man sich wohlfühlen: Hell, nette Bilder an den Wänden und freundliche wie flinke Mädel in der Bedienung. Im Sommer kann man sogar draußen sitzen, aber wir waren ja im grauen Mai zu Besuch. Die Karte liest sich gut, sie ist übersichtlich in Vorspeisen – Hauptgänge – Desserts eingeteilt, und man kann sich für 28,50 Euro sein Menü selbst zusammenstellen. Dazu gibt es eine Weinkarte mit angenehm kleinen Preisen (keine großen Weine, aber bestens passende, einige auch offen). Das Konzept gefiel uns.

In der offenen Küche steht der Inhaber und Chefkoch Floris Helbergen, genannt Flop. Er bezeichnet sich selbst (auf seiner Webseite) als Koch-Tier, der ganz in seinem Job aufgeht. Das sahen wir (am Tisch direkt neben der Küche und mit Blick auf den Meister am Herd) anders: Vielleicht war dem Chef ja eine Laus über die Leber gelaufen, aber er sah den ganzen frühen Abend recht gelangweilt und eher mies gelaunt aus. Vielleicht gucken Koch-Tiere ja so – die Köchin neben ihm jedenfalls machte die meiste Arbeit, war wieselflink und hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Ein freundliches Arbeitstier, sozusagen.

So, nun zum Essen. Vorab gab es frisches und sehr schmackhaftes Brot, Butter und Oliven. Kein großer Aufwand, aber für die Stimmung nicht schlecht. Ab den Vorspeisen gingen dann unsere Geschmäcker getrennte Wege: Meine Garnelenbisque mit Rouille und Crostini war eine geschmackvoll-cremige Suppe, die Rouille mir ein wenig zu wenig scharf, aber das ist ja auch Geschmacksache. Hingegen entpuppte sich die Frühlingsrolle, die mit einem Ragout von vier Käsesorten gefüllt sein sollte und mit einem Salat von Chicoree und Rucola sowie einem Walnuss-Honig-Dressing serviert wurde, als ein Flop – und damit meine ich nun das deutsche Wort für Versagen und nicht den Namen des Kochs. Die Frühlingsrollen schmeckten eher beliebig, der Käse in ihnen kam nicht so recht zur Geltung.

Völlig unbegeistert zeigte sich Sylke beim Rumpsteak mit Sauce aus karamellisierten Zwiebeln, zu denen allerdings recht gute Pommes serviert wurden (ja, die Amsterdamer und ihre Fritten, das ist ein ganz besonderes Kapitel). Das Fleisch recht fest (die nächstmögliche Steigerung wäre zäh), außen unter der Sauce nicht wirklich kross angebraten, innen dafür auf dem besten Weg, das zarte Rosa zu verlieren. Das können wir zu Hause besser – aber genau das ist natürlich das Problem bei dem Gericht. Die Zier-Gemüse waren ebenfalls saft- und kraftlos: ein Schuss in den Ofen (oder ein Schuss aus dem Ofen, abgegeben auf den Gast?)

Als „Fisch des Tages“ war kein Fisch annonciert, sondern Jacobsmuscheln, die mit cremiger Sauce aus gerösteten Paprika serviert wurden. Als bekennender Jacobsmuschel-Fan hatte ich die bestellt und war zufrieden, denn die Muscheln waren nicht totgegart, sondern noch saftig – und die Sauce dazu nicht so kräftig, dass sie das zarte Muschelfleisch zerschlagen hätte können.

Die Desserts waren mal nicht die Krönung des Menüs, denn sowohl Zimtwaffeln serviert mit einer Sauce aus Ananas und Pflaumen als auch die drei Kugeln Joghurt-Sorbet ließen unsere Herzen nicht höher springen.

Brasserie Klokspijs 
Hemonystraat 38
1074 BS Amsterdam

Tel: 020-3642560
www.klokspijs.nl
Geöffnet:
Dienstag bis Sonnabend 18 – 22 Uhr

Zum 1. Februar 2016 verkauft…

[Besucht am 4. Mai 2012]

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