Wenn die Glühweinchen die Luft erfüllen

Weihnachtsmarkt-Besuche im Weingut Aust und in Altkötzschenbroda

Am Baume hängt Kunst!

Das Flimmern der Glühwürmchen ist gerne besungen, aber das geht ja nur im Sommer. In der Winterzeit besingen wir lieber die Glühweinchen, und zwar seit einigen Jahren sowohl die roten wie die weißen. Wir waren am Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt im Weingut Karl Friedrich Aust und auf dem Anger in Kötzschenbroda, um uns auf den kommenden Advent einzustimmen und die Kälte (sowie am Samstag den Nieselregen) mit heißem Wein zu vertreiben.

Beim Winzer Karl Friedrich AustBeim Aust war es recht leer. Wir waren früh da, aber ich hatte Geschiebe und Gedränge im Innenhof des Weinguts befürchtet. So gab’s Ruhe, sich die Stände mit Handwerklichem und Genussvollem rund um die Tanne anzusehen. Das offene Feuer loderte bereits, die Stühle drumherum freilich zu nass zum Setzen, schade. Aber ein erstes Glas im Steh’n musste es natürlich sein. Weißer Glühwein – waren es nicht Aust und Frédéric Fourré, die den Glühwein vor einigen Jahren hier weiß machten? Wir nahmen also ein Glas und sahen uns den schönen Garten hinterm Haus an, mit Blick auf die vernieselregneten Weinberge. Schnee wäre jetzt besser, aber man kann ja nicht alles haben. Und so sahen wir’s auch beim Glühwein: Uns erschien es, als ob da nicht nur Wein, sondern auch Saft drin wäre – zu viel. „Bissl wenig würzig“ lautete die Diagnose, weswegen es auch bei dem einen Glas blieb.

Petruschka weist den WegAuf nach Altkötzschenbroda, seit Jahren einer unserer erklärten Lieblinge. Wer da noch von Geheimtipp schreibt, weiß nicht, wie geheim geheim sein kann! Der Anger bietet ja eh schon eine heimelige Kulisse, Kneipen gibt’s auch genug, und auf dem fußgängerfreundlichen Mittelstreifen lohnt sich immer der Blick nach oben. In diesem Jahr leuchtet der Lichterpfad „Petruschka“ der Künstlerin Bärbel Voigt den Weg zur leuchtenden Weihnachtskrippe der chilenischen Künstler Muriel und César Olhagaray. Sehr, sehr schön und eine eher besinnliche Einstimmung auf den Trubel, der einen dann erwartet.

Im vergangenen Jahr hatten wir ja schon mal festgestellt, dass der Kötzschenbrodaer Weihnachtsmarkt ein Fest der Winzer sei. Daran hat sich nichts geändert, warum auch. Dafür werfe ich mal eine Anmerkung des Kollegen Charles B. ein, die er bei Facebook machte: „Also dafür, dass der sächsische Wein ja eine Rarität ist, wegen der Steillagen und so… Angebot und Nachfrage… Hohe Preise… Sie wissen schon. Also dafür gibt es in diesem Jahr verdammt viel sächsischen Winzerglühwein…“ Darüber möchte man nicht nachdenken, aber es ist natürlich alles eine Frage der Spanne – und manchmal ja vielleicht auch eine der Panne. Man kann ja bei Glühwein mit Gewürzen viel machen.

WinzerglühweinNachdem wir im vergangenen Jahr den Winzer Schabehorn wegen seiner dezentralen Lage ganz am Ende des Marktes schlicht übersehen hatten, statteten wir ihm dieses Mal gezielt einen Besuch ab. Es gab drei veritable Gründe, für mehr als ein Glas zu bleiben: Erstens schmeckte uns sein Wein (Müller Thurgau als Basis, nicht so aufdringliche Gewürze, aber eben sehr rund). Zweitens ist das Personal beim Schabehorn immer sehr freundlich, was wir ja mögen. Und drittens hat der Stand ein schönes Dach, das uns ausnehmend gut gefiel – beliebte es doch dem Nieselregen, sich kurzfristig zu einem ordentlichen Schauer zu mausern. Den Wein, den es in gutseigenen Gläsern zu 0,25 l gibt (3 €), probierten wir dann auch in der roten Fassung – Dornfelder und Regent, wenn ich mich richtig erinnere, als Grundweine. Alles selbst gemachte und auch gut.

Am Stand von Frédéric FourréGegenprobe beim schon erwähnten Frédéric Fourré, der seinen ganz eigenen Stil hat. Der Franzose unter den Sachsen halt. Diesen Jahrgang hat er in Schloss Proschwitz ausgebaut, und in seinem Weißen ist außer (eigenem) Müller Thurgau eine Gewürzmischung drin, die Geschmack bekennt, aber nicht vordergründig ist (0,2 l für 2,50 €). Als Marketing-Gag gibt’s 400 nummerierte Flaschen „Heisser Engel“ (ja, leider mit Doppel-s ein wenig falsch – aber der Winzer ist doch Franzose, der darf das!), was sicher eine nette Mitbringidee aus der Abteilung Raritäten aus Sachsen ist (0,75l für 9,50 €).

VollkornlangosMan kann sich zwar theoretisch von Glühwein allein ernähren – aber besser ist, wenn auch was Handfestes den Weg in den Magen findet. Paul Hackenberg hat sein Genusswerk aus der Oschatzer Straße an den Wochenenden auf den Altkö-Weihnachtsmarkt verlegt – einer Empfehlung folgend versuchten wir sein Vollkorn-Langos und waren hingerissen. Ohne her. Denn es war soooo lecker, eigentlich viel besser als alle bisherigen Markt-Langos-Versuche und vor allem nicht so fett-triefend. Micha von der Leibspeiserei wäre eine Alternative für uns gewesen – aber irgendwann geht eben leider nichts mehr…

Olaf BöhmeWas aber noch fehlt, ist Nahrung für den Geist! Das ist auf dem Anger freilich nie ein Problem: Kultur ist da ja auch bei Festen kein hohler Begriff. Eine kleine Freudenträne musste ich mir verkneifen, als eine bekannte Stimme signalisierte: Olaf Böhme geht’s wieder besser! Letztmalig hatte ich ihn 2011 bei einer TU-Tagung gesehen – jetzt las er wieder aus dem Zelt seine Gedichte vor. Die sind ja an sich schon gut, aber so vom Künschtler himself vorgetragen und mit Anmerkungen angereichert gut für die Lachfalten. Daneben gab’s Musik von diversen Gruppen, wir hörten Wirbeley (und fanden’s Balsam für die Ohren) und diese drei Herren, die hier jetzt den Rausschmeißer geben!

Kommet ihr Hirten…

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